meiner Abreise schwer erkrankt am Fieber; aber obwol er
bald schwitzte bald fröstelte, so wollte er mich doch nicht
ziehen lassen, ohne sich selbst zu vergewissern, dass alles zur
Reise Dienliche mir zur V erfügung gestellt sei; vielleicht war
der werthvollste Dienst, welchen er mir leistete, die Ueber-
lassung dreier seiner Lieblingsdiener von Sansibar, Faradschi,
Mafia ju Hali und Imbono, zu meiner persönlichen Bedienung
— und ich werde sie lange nicht vergessen noch
aufhören, mich nach ihren höchst liebenswürdigen Dienstleistungen
zurückzusehnen.
Bevor ich mich noch einmal in Gedanken Kongo-aufwärts
in Bewegung setze, verdienen diese drei treuen Diener einige
W o rte zu ihr'er persönlichen Einführung.
Mafta würde jeder sogleich fü r eine ganz achtungswerthe
Person erklären, und sein überlegenes Auftreten machte auf
mich einen solchen Eindruck, dass ich ihn zum Hauptmann
der Karavane ernannte. E r näherte sich vielleicht den
mittlern Jahren und seine wohlgebaute Gestalt von mässiger
Höhe war stets sauber in weisses Zeug gekleidet. Obgleich
seine Gesichtsfarbe nahezu schwarz war, so sahen seine
Züge doch wohlgeformt und den Arabern sehr ähnlich aus.
Seine Augen blickten sehr gutmüthig drein und obwol er
selten lachte, so konnte er doch viel verhaltene Fröhlichkeit
zeigen, wenn er mit den. Augen zwinkerte und zugleich
seine weissen Zähne zeigte. Nach ihm kam Faradschi, ein
junger Mann in \ aller Fülle körperlicher Entwickelung, ein
sutmüthiger Riese von einer Muskelkraft, von welcher sein
langsames Begriffsvermögen schwerlich eine Ahnung hatte.
Daran schloss sich einer jener würdigen Charaktere, Imbono,
welcher das Sprichwort wahr macht, „schön ist, was schön
th u t“ ; denn man vergass seine TJngeschlachtheit, wenn man
erkannte, was fü r ein unermüdlicher, niemals murrender
Arbeiter er war. Mafta war ein sehr frommer Mohammedaner,
welcher nie gebrannte Getränke anrührte und mit Schmerzen
zusah, wenn seine lockern Kameraden ihnen zusprachen.
Faradschi sowol als Imbono, obwol dem Namen nach mohammedanischen
Glaubens, wurden am Kongo elende Abtrünnige.
Sie tranken gegohrenen Palmwein wo sie ihn nur bekommen
konnten, und vergassen gar oft die Stunden des Gebets.
Lässigkeit war Faradschi’s Hauptsünde und er war gross in
der Erfindung plausibler Entschuldigungen. An Imbono war
als Diener nichts auszusetzen ausser dass er so hässlich war.
Nachdem ich meine 16 Träger versammelt und nach dem
ersten Lagerplatz vorangeschickt hatte, nahm ich Abschied
von den weissen Häusern und weissen Gesichtern, stieg
rasch den rothen Berg hinab, setzte über den kleinen Bach,
erstieg einen folgenden Berg, marschirte eilig durch ein
Dorf, wo Hunde und Menschen zu unserer Begrüssung vor
die Thüren stürzten, und kam dann schmachtend vor Hitze
und erschöpft von einem steinigen Aufstieg oben auf einem
kleinen Berge an, um dort auszuruhen und wieder zu Athem
zu kommen. Von da trotteten wir weiter durch hohes Gras,
welches jede Aussicht benahm. Es ist schrecklich ermüdend
dieses alles verbergende Gras, eine der ersten und hauptsächlichsten
von Afrikas kleinen Unannehmlichkeiten. Einige
der monströsesten Halme bedachten uns mit bärtigen Samenkörnchen,
welche an dem einen Ende mit einer scharfen
Nadelspitze bewaffnet und von kurzen rückwärts ständigen
Haaren umgeben waren, sodass das Korn, wenn es einmal
beim Nacken oder Arm hereingeschlüpft war, sich nur vorwärts
nicht rückwärts arbeiten konnte. In kurzer Zeit war
unsere Körperhaut geprickelt und zerkratzt und wund von
diesen scharf zugespitzten Grannen, welche durch die unterste
Kleidung bis zur Haut durchdrangen.