Njassa-Sees und der Westküsten des Victoria-Njansa-Sees,
sowie endlich des obern Kongo, physikalisch und sprachlich
sich streng von den verschiedenen Neger-, Halbneger- und
Hamitischen Stämmen im Norden und von der Gruppe der
Hottentotten und Buschmänner im 'Süden unterscheiden.
Ich habe eben gesagt, dass die Bewohner des Kongobeckens
„ fa s t“ ausschliesslich dieser grossen gleichartigen Bantu-
Familie angehören. Dies beschränkende „fast“ habe ich aus
zwei Gründen hinzugefügt. Erstlich weil wir wissen, dass
am obern Kongo und Lualaba gewisse von Stanley und
Wissmann angetroffene Zwergrassen wohnen; und weil ich
ferner selber zwei Vertreter einer Zwergrasse gesehen habe,
die als Sklaven unter den Bajansi wohnten und sich in ihrer
äussern Erscheinung von ihren Herren in allem und jedem
unterschieden. Dabei bleibt es noch n ic h t g a n z sicher,
ob nicht diese Zwergrassen schliesslich doch als ein stark
entarteter Bantustamin anzusehen sind. Die Sprache ist
natürlich in keinerlei Hinsicht massgebend, weil sie einer
unterworfenen oder niedriger stehenden Rasse oft von dem
stärkern Einwanderer aufgedrungen wird. Dabei bleibt es
merkwürdig, dass die einzigen Worte, welche ein Mitglied
der W a -tw a , der westlich vom Lualaba von Stanley 1 angetroffenen
Zwergrasse, gesprochen haben soll, ihrem Charakter
nach das reine Bantu repräsentiren.. E r soll dem
grossen Reisenden zufolge gesagt haben, „Mabi, mabi“ fü r
„schlecht“, „Ki-rembo-rembo“ für „Blitz“ und „Firi Niambi“
fü r „G o tt.“ Nun wird „mabi“ im Sinne von schlecht,
giftig, verhext, den ganzen Kongo hinunter bis Stanley-Pool
gebraucht. Es ist z. B. das reine Ki-teke und eins der am
häufigsten gebrauchten Wörter. „Ki-rembo-rembo“ scheint
1 Durch den dunklen Welttheil, II, 189, 190.
gewissen mittelafrikanischen Ausdrücken fü r ^F in g er“ 1 zu
gleichen, und der Zwerg wollte mit „Ki-rembo-rembo, firi
Niambi“ muthmasslich den „Finger Gottes“ bezeichnen, weil,
indem er „Niambi“ fü r „G o tt“ gebrauchte, er damit dasselbe
W o rt „Nyambi“, „Njambi“, „Ndyambi“, „Ndambi“,
„Nsambi“ anwandte, welches an der Angolaküste, am westlichen
Kongo und am Gabun gebräuchlich ist. Die Zwergrassen
des Innern sollen stark behaart sein. Die Buschmänner
und Hottentotten des Südens aber, mit welchen diese
Zwergrassen vielleicht eine gewisse entfernte Verwandtschaft
haben sollten, sind aber bekanntlich durchaus nicht behaart,
■dagegen sind die Bantustämme des Kongo von Natur stark
behaart, obgleich die meisten infolge künstlichen Ausziehens
d e r Haare eine weiche Haut zu haben scheinen. Bei alledem
unterliegt es keinem Zweifel, dass diese Zwergrassen
sich hinlänglich von ihren Nachbarn unterscheiden, um die
Beschränkung zu rechtfertigen, welche ich meiner Behauptung
anfügte. Ausser jenem ersten Grunde lege ich aber noch
Gewicht auf einen zweiten, dass nämlich die Kongostämme,
je näher sie der Küste kommen, desto mehr ihren unterscheidenden
Charakter als Bantu verlieren, sei es durch die
Entartung, welche das Küstenklima im Gefolge hat, oder
weil sie auf ihrer W anderung aus dem nordöstlich belegenen
Brennpunkt der Bantu nach Westen zu in den niedrigen
Küstenstrichen mit einer von früher her dort angesiedelten
Negerbevölkerung zusammenstiessen und sich vermischten.
Diese letztere Annahme möchte ich mehr und mehr für die
einzig richtige halten, weil in einem dieser Küstenstämme,
wie z. B. den Kabinda, oder in dem Volk von Loango
zwei Rassentypen deutlich hervortreten. Die einen — die
t Lembo, mu-liemo, remo in verschiedenen Kongosprachen.
J o h n s t o n , Der Kongo. * g 4.