massigen in hohem Grade die tropische Hitze. Der Strom
ist vielleicht zwischen Boma und dem Meere am wenigsten
gesund, ohne Frage infolge der Mangrove-Sümpfe, welche
unvermeidlich die Ausweitung des Stromes bis zu seiner
Mündung begleiten. Boma selber ist entschieden ungesund.
Es ist der heisseste Ort am Kongo und von vielen Sümpfen
umschlossen. Nach Yivi zu wird es merklich kühler wegen
der grössern Meereshöhe: das Klima o ' wird überhaupt _ gesunder,
je höher man den Fluss hinaufgeht. Eine Beihülfe
zur Gesundheit liefert das herrliche Trinkwasser, welches
überall oberhalb Boma zu bekommen ist; nicht das Wasser
des Kongo — welches obwol gesund doch einen unangenehm
süssen Geschmack hat — sondern das Wasser aus den unzähligen
Rinnsalen und Flüsschen, welche überall herunter
rieseln, sowol in der trockenen als in der nassen Jahreszeit,
das ganze ja h r hindurch. Deshalb ist Dysenterie oberhalb
Vivi fast unbekannt. Die vorherrschende Krankheitsform
ist das gewöhnliche afrikanische Fieber, welches den befällt,
der sich der Sonne zu sehr aussetzt oder sich nicht vor
plötzlicher Abkühlung hütet. Die gefährlichste Krankheit
ist das Gallenfieber, die „febre perniciosaii der Portugiesen,
das aber nur den ergreift, welcher seine Gesundheit vorher
beharrlich vernachlässigt hat. Jenseits des Stanley-Pool kann
ich die Temperatur nur angenehm nennen. Sie schwankt an
einem Orte, wie z. B. Msuata, zwischen 31 C. um Mittag
im Schatten und 16° C. um 2 Uhr morgens, und zwar sowol
in der heissen als in der regnerischen Jahreszeit. Die
höchste jemals von mir zu Yivi beobachtete Temperatur
betrug 36,5° C. im Schatten an einem sehr heissen Tage. Es
ist recht wohl möglich, während der Mitte des Tages sich
im Freien aufzuhalten, ohne die Hitze unangenehm zu vermerken,
wenn man nur sich mit einem Helm und Sonnenschirm
ausrüstet; sieht man aber, wie ich es gesehen habe,
junge, eben von Europa angekommene Leute sich der M ittagssonne
aussetzen mit nichts anderm als ihrer Hausmütze auf
dem Kopf, so darf man sich nicht wundern, wenn gelegentlich
Leute am Sonnenstich sterben. Und dann schreiben
die Verwandten dieser Opfer ihrer eigenen Unklugheit an
die Zeitungen, namentlich die belgischen, und erzählen von
dem grausamen afrikanischen Minotaurus und seinen Opfer-
mahlen von weissem Fleisch! Die Sache ist einfach die,
dass unter einer tropischen Sonne viel grössere Klugheit
und Sorgfalt dazu gehört, seine Lebensweise den äussern
Bedingungen gemäss zu reguliren, als in den gemässigten
Zonen, wo die Wirkung weniger schnell der Ursache zu
folgen pflegt. In den heissen Gegenden, besonders in
den Ländern, welche heiss und feucht zugleich sind, wirken
die Einflüsse der Natur etwas plötzlich und heftig. Alles
ist „fprcirt“ und drängt eilends zur Krisis. Was m Europa
eine blosse Unvorsichtigkeit sein würde, die nur dann ernste
Folgen haben könnte, wenn man sie öfter beginge, wird
unter einer afrikanischen Sonne eine ernste Gefahr. Man
überisst sich z. B. (eine ebenso gewöhnliche als entschuldbare
Extravaganz, weil das Klima so oft einen heftigen unnatürlichen
Appetit hervorruft), und anstatt mit einem gewöhnlichen
Anfall von Indigestion davonzukommen, wird
der Betreffende von einem scharfen Anfall von Gallenfieber
niedergeworfen, vielleicht treten, bevor er selber oder seine
Gefährten Zeit haben, die rasche Ausdehnung der Krankheit
zu hemmen, andere Verwickelungen hinzu, und in 2 3 Tagen
ist der Tod da. Dennoch kann man sich am Kongo einer
ausgezeichneten Gesundheit erfreuen, wenn man nur stets
daran denkt, in allen Dingen Mass zu halten. Geniesst
alles was angenehm und unschädlich ist, aber misbraucht