Landschaft. W ir folgen hier dem grossen Handelswege von
Stanley-Pool zur Küste und die Ränder des Weges sind
bestreut mit den obern Ananasblättern, welche nach dem
Genuss der Frucht weggeworfen werden und dann in dem
fetten Boden neben dem Wege Wurzel schlagen. So hat
sich diese Pflanze am ganzen Wege entlang von Lutete nach
Stanley-Pool verbreitet und bildet stellenweise, besonders
in den sumpfigen feuchten Bergschluchten, eine fast undurchdringliche
Hecke an jeder Seite des schmalen Fusspfades.
Die Einwohner gehen zu diesen engen Thälern und füllen
ihre langen Weidenkörbe mit der schönen goldigen Frucht,
welche jetzt einen so grossen Theil ihrer Nahrung bildet.
In einem Dorfe, welches wir passirten, fand gerade eine
grossartige Ananasschmauserei statt. Die Leute waren zu
träge und sorglos, als dass sie die Früchte verkauft hätten;
und eine Dame, mit welcher ich in gewohnterWeise um den
Preis eines Korbes voll handeln wollte, sagte in lässigem
Tone zu Faradschi: „Hier nimm sie; da er es nicht fü r gut
findet sie zu bezahlen, so mag er sie umsonst haben“. Die
Hunde, die Katzen, die Schweine, die Ziegen, die Hühner
und die Kinder, alles lebte von Ananas. Selbst die E rwachsenen
hatten einen goldigen Anstrich von der Verzehrung
solcher Mengen der reifen Frucht, und die hier gekauften
Hühner besassen einen Wohlgeschmack,, der völlig
unerklärlich gewesen wäre, wenn man ihn nicht dieser ausschliesslichen
Ernährung durch Ananas zuschreiben wollte. 1
Hier konnte man nicht widerstehen, halt zu machen; wir
kamen hierher um 8 Uhr morgens und sassen hier zwei
volle Stunden und schwelgten in Ananas. Mit einigen
1 Also wie die Puter und Hühner von Patras, die fast nur von
Korinthen leben. (®- Uehers.).
Messingstangen war das ganze Festmahl bezahlt, und die
dankbaren Neger brachten uns noch einen gehäuften Korb
voll zum Verzehr auf der Reise. So bepackt die Leute
auch waren, eine solche Beiladung schlugen sie nie ab.
Ueberall hier standen am Wege entlang rohe Nachahmungen
unserer Telegraphenpfähle, hohe gerade Stangen,
mit dünnen von Pfahl zu Pfahl reichenden Fäden, von
denen zahlreiche Ringe oder Schlingen mit einer Schleife
herunterhingen. Ich hielt sie fü r Vogelschlingen wie die
Schlingen zum Fang der Krammetsvögel und anderer Beerenesser
in unsern Wäldern; aber auf Nachfrage erfuhr ich,
dass man mit ihnen Fledermäuse zur Nachtzeit fängt, welche
eine beliebte Speise der Neger abgeben. Ob eine Fledermaus
gerade ein leckerer Bissen ist möchte ich bezweifeln;
die Insektenfresser geben keine Veranlassung es anzunehmen,
und die Pflanzenfresser haben einen abscheulichen Moschusgeruch
an sich; aber die Leute hier herum scheinen sie zu
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schätzen. In dieser Gegend werden Adlerfarrn häufig und
bedecken grosse weite Landstriche. Wo das Land wie längs
des Kongostromes sumpfig wird, rivalisiren mit ihnen schöne
Bärlapp oder Lycopodium von ausgesuchter farrnartiger Gestalt
und einem blauen Farbenton um das Laubwerk. Seltsam
genug erkennen die Eingeborenen, welche recht schöne
elementare Begriffe von den natürlichen Pflanzenordnungen
haben, die Adlerfarrn nicht als F arrn an, schliessen aber
andererseits die Lycopodium in diese Ordnung ein und
geben ihnen in ihrer Sprache den Familiennamen „Man-
selele“ (P lu ra l von Nselele).
Mitten in einem Walde kamen wir zu einem kleinen
Fetischhause. Es war von Fachwerk gebaut und das Dach
mit Stroh gedeckt. Auf die vorspringenden Dachsparren
waren Teller und Schüsseln europäischer Arbeit genagelt,