23. Februar 1883.-— leb stand früh auf, sobald das erste
Tageslicht sich anmeldete, und verliess eilends Bett und Zelt.
Die Moskitos machten das-Anziehen zu einer schrecklichen
Folter und ich war froh als ich im Boote sass und bei der
Steilufer am Kongo mit Hochwald.
Lecture eines angenehmen Buches einige gebackene Bananen
essen konnte. Als wir die grosse Ausbuchtung des Pfuhls
verliessen und in den engern Kongo einfuhren, wurde die
Waldlandschaft ausnehmend reich und viele Wunder der
Pflanzenwelt thaten sich vor unsern Augen auf. Das Aussehen
dieser wilden afrikanischen Natur ändert sich übrigens
weiter aufwärts. Auf dem nördlichen oder eigentlich westlichen
Ufer setzen sich die Berge mit Hochwald fort, aber
gegenüber streckt sich flaches sandiges O Ö Waldland, hier und
da mit schmalen Rinnsalen köstlichen Wassers, welches
zum Trinken dem des Kongo weit vorzuziehen ist. Eine
kurze Weile vor Sonnenuntergang sehen wir plötzlich einige
schwerbeladene Kanoes mit Eingeborenen auf uns zukommen.
Das gibt Hoffnung auf frische Lebensmittel, welche das
gefürchtete „Regime“ der Conservenvorräthe noch eine Zeit
lanOc fern halten dürften. Nachdem das Boot eine kleine
Landspitze umfahren hat,: finden wir uns inmitten einer
beträchtlichen Schar von Leuten, welche .uns sehr freundlich
bewillkommnen,: unter vielem Händeklatschen und ,;Mbote“-
Rufen. Unglücklicherweise ist von Lebensmitteln' wenig zu
haben. Ich kaufe etwas getrockneten Fisch und einen
grossen Krug mit Malafu, werde aber bei beiden Käufen
gröblich betrogen, denn der Fisch ist verfault und der
Malafukrug ist mit Schmutz und dem Abguss von Zuckerrohr
aufgefüllt. Dies wird jedoch erst nachträglich entdeckt und_
so scheiden wir auf bestem Fusse. Diese Leute kommen alle
von Bolobo und bringen nach Ngaliemma am Stanley-Pool
Elfenbein zum Verkauf. Diesen Abend kamen wir erst spat
ins Quartier, trafen aber glücklicherweise eine sehr angenehme
Stelle, wo wir die Nacht zubringen konnten -— eine, kleine
Lichtung, umgeben von W ald, mit einem durchsichtigen Bach,
dessen Wasser längs einer Seite des Waldes zum Kongo floss.
Kein Moskito zu sehen! Gott sei Dank! Ich ass in aller
Bequemlichkeit und machte nachher einen kleinen Spazierög
anOg im Mondschein, dem Flussufer entlang. Die- Flusspferde,
obwol nicht sichtbar, schnaubten laut; die Fischadler
kreischten über etwas, das ihnen nicht genehm wTa r ; Ziegenmelker
und andere Nachtvögel liessen ihre: Klagerufe er-
Johnstost, Der Kongo. 12