der Tag wurde schön und heiss. Gegen Mittag baten die
Leute um einen kurzen Halt bei einem grossen Dorfe auf
dem südlichen Ufer des Kongo, um Yorrätbe einzukaufen.
Ich bewilligte eine Viertelstunde zu diesem Zweck und ging
selber auch ans Land, um einige reisende Bajansi zu besuchen,
welche am Strande ein Lager aufgeschlagen batten.
Es war dieselbe Gesellschaft, welche einige Tage zuvor in
Msuata angelegt hatte, um zu handeln, und deshalb stürzten
alle mit grossem Geschrei auf mich los, als sie mich erkannt
hatten. Ih r Gruss kam in der That von Herzen. Sie klopften
mir auf den Rücken, schüttelten mir kräftig die Hände
und geleiteten mich dann zur Besichtigung ihres Lagers.
Diese Leute verstehen es wahrhaftig, wie man nach Massgabe
seiner Mittel becpiem zu reisen hat. Eine Anzahl klemei -
wie soll ich sie nennen? — Zelte, Schuppen, Hütten waren
aus Matten hergestellt, die den Regen nicht durchlassen und
äusserlich wie kleine Gewölbe oder abgeflachte Halbkugeln
aussehen. Der Boden unter diesem Schutzdache war ebenfalls
zierlich mit Matten belegt und im Innern der Hütte
sah man den „F e tisch “ oder kleinen Hausgott des Besitzers,
seine Pfeife, sein Schlummer- oder Kopfkissen, seine
Flinte, wenn er eine hatte, und verschiedenes nützliches
Mancherlei, alles niedlich aufgeputzt mit Thierhäuten und
selbstgefertigtem Tuch. Ich kaufte von einem Mann ein
Schlummerkissen fü r ein zerrissenes altes Halstuch, welches
ich srerade kurz zuvor als werthlos O in den Kongo hatte
werfen wollen.
Die Leute übergeben sich hier gekörntes Salz auf grossen
Blättern. Sie essen es allein und mit ausserordentlichem
Wohlbehagen. Einer dieser Bajansi-Leute, welchen ich vorher
in Msuata angetroffen hatte, wurde, nachdem ich ihm
einige Prisen Tafelsalz — für sie eine unbeschreibliche
Delicatesse geschenkt hatte, so zuthunlich, dass er mich
bat, sein „Blutsbruder“ zu werden. Ich willigte halb lachend
ein, worauf er sein Messer nahm und mit der Spitze desselben
mir die Haut auf dem Vorderarme leicht ritzte, als
ob er mich impfen wollte. Als einige Tropfen Blut in der
Ritzwunde sichtbar wurden, sog er sie gierig auf, wiederholte
dann denselben Process auf seinem eigenen Arm und
lud mich ein, meine Lippen an die Wunde zu legen. Ich
th at so, als ob ich ihm willfahrte, und dann endete die
Feierlichkeit mit dem Austausch von Geschenken und gegenseitigen
Versicherungen ewiger Freundschaft. Ich habe diesen
meinen Blutsbruder nicht wieder gesehen seit dem Tage als
er mir zulächelte, wie wir in unsern Kanoes vom Ufer in s '
Wasser glitten, möchte aber wol wissen, ob er mich wiedererkennen
würde, falls wir uns noch einmal begegnen sollten.
Kurz nachdem wir diesen Platz verlassen und ein kleines
Vorgebirge umschifft hatten, stiessen wir ganz plötzlich auf
eine Heerde Flusspferde, welche sich auf einer Sandbank
sonnten. Drei von ihnen machten überlegterweise Jag d auf
uns im ersten Kanoe; wir liessen sie aber lachend bald
hinter uns, worauf sie sich umdrehten und auf das Gepäckboot
zuschwammen, welches hinterherkam. Einen Augenblick
ängstigte ich mich um mein Gepäck, aber die Leute
ruderten auf den freien Strom hinaus, und die Flusspferde,
welche einer Jag d von hinten nicht gewachsen oder zugethan
waren, standen davon ab und kehrten zu den übrigen
zurück. Freilich liefen die Leute, indem sie nach der Mitte
der Strömung auswichen, Gefahr in Stromwirbel zu gerathen,
dieselben lassen sich aber durch etwas geschicktes Steuern
leicht vermeiden; dagegen war es ergötzlich zu sehen, wie
eins der verfolgenden Flusspferde von einem schaumbedeckten
Wirbel erfasst und darin herumgerissen wurde, bis es