grösser Familien von Kindern zu sichern und ihre Ausbreitung
durch die W e lt sicher zu stellen.
Im tropischen Afrika trifft eben die Behauptung gewisser
Naturforscher nicht zu, dass die äquatorialen Gegenden
nicht gleiche Blumenausstellungen wie die gemässigte Zone
liefern können.
Wenn man sich dem kleinen Flusse Busi nähert, hört
der Wa ld auf und am jenseitigen Ufer des Flusses wird das
Land rauh und steinig. W ir schlugen unser Lager oben
auf einer kleinen Anhöhe auf, wurden aber sehr gestört
durch fürchterliche kleine schwarze Fliegen, welche sich in
Wolken auf unsere Hände und Gesichter niederliessen und
so lange Blut saugten, bis sie besinnungslos herunter fielen.
Am nächsten Tag erreichten wir den Bundi. Dieser
Fluss kommt aus dem Grunde einer sehr tiefen Schlucht, und
obwol er über 10 m breit ist, bleibt er vollständig unter
dem prächtigen Walde verborgen, welcher seinen stürmischen
L au f überschattet. Der Abstieg und Aufstieg dieser Schlucht
ist ausserordentlich steil, und da der Pfad durch sumpfigen
W a ld fü h rt und noch dazu über lehmigen Boden, so erfordert
der Gang besondere Vorsicht, damit, man nicht ausgleitet und
Hals über Ko p f in das Wasser stürzt. Einige der Träger
kommen schliesslich in sitzender Stellung herunter, aber da
es Ehrensache ist, die Frachtstücke nicht loszulassen, so
wird das Gepäck ohne Schaden hinüber befördert. Da der
Fluss angeschwollen und sehr reissend war, so setzte ich
über auf den Schultern von Faradschi, welcher hinten und
vorn von den beiden Sansibarern geleitet wurde, und kam so,
abgesehen von nassen Füssen, glücklich nach der ändern Seite.
Zwischen dem Fluss Bundi und dem L u lu lag eine trostlose
Gegend. Mit einiger Phantasie könnte man sagen, es
sei unter der Berückung einer übelgelaunten Hexe ein Zauber
über alles und jedes geworfen; vielleicht habe der böse Geist
Afrikas alle Mittel versucht, den weissen Mann vom fernern
Eindringen in seine Geheimnisse abzuhalten. Das Gras ist
hoch, zuweilen bis zu 3 m; wenn es trocken ist, schneidet
es euch wie ein Rasirmesser; es fuchtelt euch über das
Gesicht und die Rückseite der Hände. Die Halme verschlingen
sich und kreuzen sich über euerm Weg wie feindliche
Säbel; sie schlagen euch unverschämter Weise den
H u t vom Kopf; sie fesseln eure Beine und verschlingen
sich um eure Knöchel; aber wie die meisten afrikanischen
Schwierigkeiten verlieren sie viel von ihrer Widerstandskraft,
wenn man ihnen kühn entgegentritt. Drückt euren H u t
fest an, beugt den Kopf vorn über, steckt die Hände in die
Taschen und geht darauf los, so wird das Gras nachgeben.
Aber augenscheinlich wird der Zaubergeist, der dies sieht,
nicht abgeschreckt, sondern ruft einen ändern Feind zu
Hülfe. Um Mittag bemerke ich bei sonst völlig klarem
Himmel in der Nähe des Horizonts kleine Anhäufungen
blaugrauer Wolken, welche ich jedoch nicht weiter beachte,
da sie von uns wegzuziehen scheinen, bis meine Leute, die
sich besser als ich auf die afrikanischen Wetteranzeichen
verstehen, sie erblicken und „Regen“ rufen. Ich hoffe nun
freilich, dass sie unrecht haben, aber nach und nach verbreiten
sich diese kleinen Haufen von W olken rund um den
Horizont, steigen immer weiter in die Höhe und bald ist
der ganze Himmel mit einer Schleierwolke von schreckenerregender
Schwärze verdeckt. W ir sind zu einem kleinen,
etwas schattigen Lagerplatz gelangt, und hier rathen meine
Führer anzuhalten, trotz meiner Vorstellungen über die Verbindung
zwischen Blitzen und Bäumen. Der Regen hat
schon begonnen niederzurieseln, indessen wurde mein Zelt
glücklicherweise rasch aufgeschlagen und mein Gepäck unter