merkwürdige kleine Flussschildkröte, eine Art Weichschildkröte
1 mit einer weichen und biegsamen Schale und einem
schmucken kleinen Rüssel.
F ü r die Nacht lagerten wir bei einem Dorfe der Bajansi,
„Mukemo“ oder „das kleine“ genannt, obgleich es sich
seit seiner Gründung augenscheinlich verändert haben muss,
denn es war gross, geräumig und bevölkert. Die Häuser
waren gut gebaut und die freien Plätze o o reinlich und sauber
Das Ufer bei Mukemo.
gefegt und mit hübschen Bäumen bestanden. Die Leute
waren in bester Stimmung, denn ein Trinkgelage in Malafu
hatte gerade stattgefunden, und obgleich der F ü rst beinahe
sinnlos betrunken war, so hatten seine Unterthanen nur so
viel zu sich genommen, dass ihre Geister gehoben und ihre
Zungen in Bewegung gesetzt waren. Sie geleiteten - uns zu
der Stelle, wo der F ü rs t und seine vornehmsten Mannen auf
Matten sassen, mitten zwischen Krügen von Palmwein und
Sklaven, welche ihn aus einem grossen geborstenen mit vielen
1 Trionyx, vgl. Brehm, V, 47.
Beulen versehenen zinnernen Stürzebecher darboten. W ir wurden
genöthigt jeder zwei Gläser zu trinken,tum damit unsere
Freundschaft zu erkennen zu geben. Ich sage „genöthigt“,
obgleich die Nöthigung durchaus nicht unangenehmer Natur
war, denn der aus dem Safte der Hyphaene-Palme gemachte
Malafu war höchst delicat und erfrischend, und obendrein
so stark wie gutes Bier. Der Häuptling besass eine Katze,
welche von den Einwohnern als eine Merkwürdigkeit betrachtet
wurde. Sie war die erste, welche ich bisher in
einem Bajansi-Dorfe gesehen hatte, doch glaube ich, dass
diese locale Seltenheit rein zufällig' war, weil die Hauskatze
im westlichen Afrika zahlreich vorhanden ist.
Viele Kinder litten am Keuchhusten und störten uns
sehr während der Nacht durch ihr lautes Husten und
fürchterliches Schreien.
Am nächsten Tage passirten wir die gewundene, häufig
durch Sandbänke verschlossene Ausflussmündung des Law-
son- oder Alima-Flusses 1 auf der westlichen Seite des
Kongo, und kamen dann in Sicht des grossen Wabuma,
indem wir schliesslich Cap Gantschu und seine gefährliche
Strömung passirten und in Msuata gegen Mittag ankamen.
Janssen bot uns hier sein gewohntes herzliches Willkommen
und ich begab mich daran, mir mit meinen drei Sansibarern
ein bequemes Quartier herzurichten, da ich mich nach diesen
aufreibenden Tagemärschen nach einer langen Ruhe sehnte.
Orban nahm von uns in Msuata Abschied. E r fuhr mit dem
Boote weiter nach dem Stanley-Pool, mit der Absicht, zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit wieder an die Küste zu
o-ehen. Msuata bietet viele Vortheile als Mittelpunkt fü r Studien
O
i Diesen Fluss kam de Brazza herunter, als er vom obern Ogowe
zum Kongo reiste.