seine unbeschützte H au t, hat er einen lauten Klapps gegen
sein Bein ausgeführt, das von den grossen Kinnbacken dieser
hartköpfigen Insekten jämmerlich zerbissen worden war.
Der Reiz ist verschwunden, das Bild zerstört, Störche und
Reiher fliegen weg nach weit entfernten Küsten, die Pelikane
platschen ins Wasser und eilen halb fliegend halb
schwimmend fort, bis sie aus Sicht sind, und die erbosten
Regenpfeifer wecken mit ihrem lauten menschenähnlichen Ruf
die Krokodile und richten, nachdem sie ihre Freunde sachte
haben in die Tiefe gleiten sehen, einige andere Schimpfwörter
gegen uns, um dann mit ihren schwarz-weissen
Flüsreln übers Wasser nach einem ändern D entfernten P unkt
des Ufers zu eilen, wo sie ihre reizenden Schwingen unter
bescheidene graue Flügeldecken verbergen, und am Ufer in
der selbstzufriedenen Vorstellung sich ergehen, dass sie die
mörderischen Neigungen dieser hässlichen Menschen einmal
wieder zu Schanden gemacht haben. Es bleibt uns nur
die Umgebung dieser Gesellschaften von Vögeln und Krokodilen,
aber auch diese ist eines Studiums fü r sich
werth. Im Vordergründe der umgefallene Baum mit seinen
scharfen Gegensätzen von Licht und Schatten, und unter
ihm der gelbe Sand und grüne Schlamm. Dann der Streifen
rühmO en Wassers,' das zunächst den mjsgannichfaltigen Himmel
mit, seinen Wolkeneffecten von Eisengrau und schneeigem
Weiss, gescheckt mit Flecken von glänzendem Blau, wiederstrahlt
— während der Ton des .rothen sandigen Bodens,
wenn zurückgeworfen, aus den Untiefen wiederstrahlt und
darüber das glasartige Bild des Waldes, der wie ein Wall
in geringer Entfernung sich erhebt, und welches wie die
Wirklichkeit über ihm aussehen würde, verriethen nicht die
gelegentlichen Schrammen im Silberweiss, dass die leichte
Briese dort das Wasser kräuselt. Im wirklichen Forst
könnte man, wenn er auch um einige hundert Meter entfernt
ist, viele Einzelheiten in dem klaren Mittagslicht
beobachten. Da gibt es tiefdünkle Schatten und hellerglühende
Massen gelbgrünen Laubes; weisse Skelete von ein-
Oo- eÖo’ anoÖ' enen und laublosen ,Bäumen und das phantastische Geflecht
smaragdgrüner Kletterpalmen, welche ihre unordentlichen
Wedel über die Wasserkante varstrecken, die unverschämt
spähenden Köpfe in jede Tiefe der Vegetation stecken und
gleichzeitig über die Wipfel der höchsten Bäume hinausschauen.
Jenseits des Waldes bildet der Himmel den Hinter-
o-rund, und in welchen Himmel schaut man hinein! In Afrika
sind während der Regenzeit die Wolkenbildungen Gemälde
fü r sich selber. Diese stolzen Massen von Wasserdampf,
welche in dünnen Schichten von blau und grau über dem
scharfbegrenzten Horizont des Kongo allmählich höher
emporsteigen, Flügel und Beine ausstrecken, erheben gemach
ihre schneeigen Häupter und glänzenden Arme über
die Lüfte — während ihre dunkeln Leiber in verlängerter
Perspective sich strecken und dehnen, bis sie in Nebel verduften
— als ob sie in ihrer Herrschsucht das ganze Himmelsblau
erobern und regieren wollten. Dann zerfallen sie
Öo-erade in den Momenten stolzester Entwickelung wie unlenksame
AVeltreiche. Eine Provinz nach der ändern löst
sich ab und schwebt unabhängig weiter; aus der einen
grossen Wolke, welche soeben noch drei Viertel des Himmels
einnahm, entstehen eine Menge kleiner Wölkchen, jede mit
einem dunkelgrauen Innern und einem weissen Rande, und
diese lassen in ihrer Theilung und Trennung das Sonnenlicht
durch ihre Zwischenräume und Lücken in ebensoviel
Pfeilen und Schwertbreiten goldig durchschimmern, bis diese
Wolkenriesen völlig zerstückelt und in Unordnung gebracht
J ohnston, Der Kongo. 16