dortigen Kämpen zum besten und er identificirte sieb derartig
mit der Ehre der Expedition, dass jeder von uns den
Verlust eines tapfern Gefährten bedauerte, als er eines Tages
von einer Tigerkatze getödtet und halb aufgefressen wurde.
Sadika Banza gleicht so ziemlich jedem ändern, Kongo-
Dorf; es liegt oben auf hohem Hügel und der dahin führende
Pfad ist überwölbt und verdeckt von unendlich dichtem
Grase, welches 3—4 m hoch wächst. Die Geduldproben,
welche uns aus diesem Kraut erwuchsen, waren wirklich gross,
und sicherlich ist das Gras mehr als allés andere in Afrika
schuld an dem Verlust guter Laune und an der Entstehung
nervöser Fieber. Jeden Augenblick die verschlungenen Halme
auseinander zu schieben ermüdet die Arme in hohem Grade,
während das Gesicht von Samen und Grannen gekitzelt und
gekratzt und die Schienbeine wund geschlagen werden durch
die beständige Berührung mit den steifen, unbiegsamen untern
Stielen. Das Gras verhindert jeden Ausblick in die nächste
Umgebung und verdeckt und verbirgt Schlangen, Büffel
sowie feindliche Eingeborene. Ich kenne keinen trostlosem
Fernblick, als wenn man oben auf einem Berg in Afrika
anlangt und hinunter sieht auf einen Landstrich mit wallendem
Grase. Wä re es ein See, so könnte man im Boot
hinüber oder am Ufer entlangfahren; oder sähe man hinaus
auf eine unfruchtbare Wüste, so könnte man über ihre
Einöde hinwegeilen und sähe zuletzt seinen Weg wieder
vor sich. Aber Gras! Was wisst ihr von den Gefahren,
welche es euch verhüllt? Moorgründe, Fallgruben, menschliche
Feinde öder schädliche Thiere? Glücklicherweise besteht
dieser Theil des Kongo-Landes nicht ganz aus Gras;
die Thäler sind voll schöner Waldungen, in welchen man
Mittags im kühlen, angenehm süssen Schatten lustwandeln
kann, unter den grandiosen Bogenwölbungen der Bäume.
Und hier ist die afrikanische Flora am besten vertreten.
An jeder Seite des Weges stehen schöne Canna in dicken
Stauden und stechen mit ihren karmoisinrothen Blumenkelchen
und gelbgrünen Blättern kräftig ab gegen das
dunkelgrüne Laubwerk hinter ihnen. Im Innern des Waldes
unterscheidet man farbige Stellen, wo gelbe Blüten einer
Art Jatropha1 und die röthlich - lilafarbenen Blumen der
Cardamom- Pflanze hervorleuchten. Da sieht man ferner
seltsame Arönswurzeln und Flaschenbäume und manche
Schösslinge einer scharlachrothen Musa, welche wie ein
schlanker Baum wächst, und einer grossen weissen Musa,
welche wie wilder Wein über die Büsche und das Unterholz
wegklettert. Myriaden kleiner blauer Commelinen bedecken
den Grund, nebst blauen und weissen Bohnenblumen,
purpurrothen Emilien und Oynuren, lila und weissen Pillenbäumen
und grossen gelben Malven, während in absoluter
Pracht nichts sich gleichstellen kann mit den verschiedenen
Kürbisarten und den Samengefässen der verschiedenen Gattungen
der Cucurbitaceen, welche in der Reife sich spalten,
um ihr karmoisinrothes Innere zu zeigen, wo die schwarzen
Samenkörner in verführerischen Reihen daliegen, um die
Vögel einzuladen, zu ihrer Verbreitung beizutragen. In der
That, diese ganze Farbenpracht der Blüten scheint wie auf
eine schrankenlose Wettbewerbung unter den unzähligen Gewächsen
um die günstigste Meinung der Vögel und Insekten
auszugehen, als ob die Blumen ihre Vorzüge anpriesen und
den Bienen sagten: „Um Ih r Wohlwollen wird freundlichst
gebeten“. Ohne Frage ist jedem Geschmack gehuldigt und
jeder Imbiss angeboten, sei es als flimmernde Farbe oder
als anziehender Geruch, und alles n u r, um sich den Besitz
1 Jatropha multifida.