Papageien, P apageien mit grauen, blauen und gelben Schlagen,
grüne Sittiche u n d Scharen von kleinen Wachsschnäbeln,
ein wahrer Mischmasch verschiedener u n d schöner Yogel
belebt den schwarzen Torfweg durch den W a ld mit ihrem
lau ten Geschrei, ihrem lieblichen Gefieder u nd ihren raschen
Bewegungen. I n dem Dorfe der Eingeborenen, welches ich
nu n erreiche, begraben in dem W a ld e , welcher Fremde
mit seiner Majestät ü b e rw ä ltig t, finden sich manche P ro b en
der benachbarten Fauna, Diese Uferbewohner des u n te rn
Kongo finden eine lohnende Beschäftigung d a rin , jedes er
reichbare Thier zu fangen u n d zu zähmen u n d bringen es,
sei es Y oge l oder Schlange oder Säugethier, zu den englischen
Dampfern oder den K au fleu ten von Banana zum
Verkauf. H ie r in diesem D o rf in der Nähe von Kissange
sieht man ju n g e Mandrillaffen mit ihren bleiblauen kleinen
Gesichtern den Vorübergehenden gedankenvoll aus den
Th ü ren der H ü tte n anstarren. I n niedlichen weidenartig aus
dem starken leichten Holz der Baobabs geflochtenen K ö rb chen
wa rten viele Vö g e l au f die Abreise ih re r J ä g e r nach
Banana. D o rt h än g t ein grü n e r P ap ag e i \ grün mit einigen
roth en Stellen a u f den F lü g e ln , einigermassen Übereinstimmend
_ vielleicht v erwandt — fnit dem Am azo n en -P ap ag ei von
Südamerika. Zahllose kleine Seidenschwänze, Wachsschnäbel
u n d Web erv ö g e l zwitschern in ihren wirklich niedlichen
Käfigen. E in armer kleiner F au lth ie r affe sitzt nachlässig
u n d ° d um m in seinem Un g lü ck sk a sten , b e trü b t: von dem
hellen Sonnenschein, dem er ausgesetzt ist. D e r Anblick
aller dieser lebendigen W e sen is t zu viel fü r mich; Und obschon
ich weiss, dass man keine Thiere am Leben erhalten
k a n n , wenn man unterwegs is t, so gebe ich doch den auf-
1 Paeocephalus robustus.
dringlichen Eingeborenen nach und kaufe mir einen Käfig
voll seltener Bartvögel (vgl. Abbildung S. 3 1 ), fü n f Stück
in einem reizenden kleinen Käfig fü r einen Schilling, oder
ein gleichwerthiges Stück Zeug aus der benachbarten Faktorei.
K i s s a n g e ist nahezu eine I n s e l 1, da es von zwei
Armen des Kongo umflossen ist, die nur in der heissen
Jahreszeit gelegentlich eintrocknen; auf dem Festland, wo
der Boden wirklich hart ist, findet sich mehr Wild als auf
den Inseln und sumpfigen Ufern des Flusses. Streifenantilopen
2, Buschböcke 3, Cobus und Cephalophus, Zwergantilopen
oder Ducker werden in ziemlicher Anzahl gefunden.
Krokodile sind hier nicht so häufig als in Borna, wo sie
geradezu die P est des Landes bilden. Zum Beleg ihrer
Kühnheit und Gefrässigkeit will ich den nachstehenden Unfall
erwähnen, welcher mir kürzlich von dieser Seite des
Kongo berichtet ist. Ein portugiesischer Kaufmann fuhr
den Fluss hinab in seinem grossen Kanoe. E r sass auf
einem Stuhle vorn im Boote, und wie dasselbe hinunterglitt,
bemerkte er ein grosses Krokodil, welches in gleicher Höhe
mit ihm unter Wasser nebenher schwamm. E r gab nur
wenig auf die Bewegungen des Thieres Acht, zeigte indessen
den beharrlichen Verfolger seinen Bootsleuten, welche über
seine Hartnäckigkeit lachten. Plötzlich sprang aber das
Krokodil aus dem Wasser, ergriff den weissen Mann beim
Bein, und zog ihn beinahe in den Fluss. Die Kabinda,
welche ruderten, intervenirten mit grösser Entschlossenheit
und Geistesgegenwart und schlugen das Krokodil so fest
mit ihren Riemen auf den Schädel, dass es seine Ansprüche
1 Kissange bedeutet Insel in der Kongo - Sprache.
s Tragelaphus scriptus.
3 Tragelaphus gratus.
Johnston, Der Kongo. 3