schwarzen Hintergrund des Waldes in schärfstem Gegensatz
erkennen.
W ir ziehen unsere Wasserstiefel an und unternehmen
einen Spaziergang zum Dorf. Der Fusspfad ist nicht blos
stellenweise sumpfig, sondern fü h rt über verschiedene
infolge des schweren Regens entstandene Lagunen hinweg,
durch welche die Sansibarer uns auf dem Rücken
trao-en. Als wir ins Dorf kamen und Ö die ersten Einwohner
uns gewahr wurden, sammelte sich bald die ganze Bevölkerung
um uns, Willkommen schreiend mit den Worten
„Susu Mpembe wa B u i“ ¡ j sie melden uns jauchzend bei
ihrem Pürsten Gobila an, der vor seinem Hause in einem
kleinen reservirten Garten sitzt und die Ueberbleibsel einer
alten Steinschlossflinte reinigt. Gobila, grüsst uns unter
vielem Grinsen und Mbotes und streckt seine dicke Pfote
aus, uns die Hände zu schütteln. E r ist ein Mann von etwa
40 Jahren, sieht aber älter aus. Seine Gestalt war einstens
schön und kräftig, aber neuerdings ist er infolge fauler Lebensart
und reichlicher Kost zu fett geworden. Sein Gesicht ist
nicht unschön. E r hat gute klare Augen, eine längliche Nase,
vollkommene Zähne, abgesehen von dem künstlichen Befeilen
der beiden mittlern Schneidezähne, einen kleinen Schnurrbart
und einen Spitzbart. Sein Stiernacken gleicht einer
starken Säule, aber der Hals träg t Falten von Fett. Seine
Arme sind riesig dick, dass man versucht wird sie zu kneipen,
ein Scherz, der ihn — denn er ist heitern Temperaments
— zu brüllendem Lachen veranlasst. Gobila hat fast die
hängenden Brüste einer Frau, wie man es häufig bei Männern
1 Der „weisse Vogel“ und die „Spinne“, Janssen’s und mein Name
bei den Eingeborenen. Janssen wurde aus irgendeinem unbekannten
Grunde der „weisse Vogel“ genannt, und ich erhielt den Spitznamen
„die Spinne“, weil ich immer Insekten fing.
mittlern Lebensalters hier sieht; seine Schenkel sind etwas
misgestaltet vor Feistheit. Aber bei aller dieser Körperfülle
erscheint er wie ein stattlicher Herr, der trotz seines Hanges
zum Scherz eine gewisse Würde des Benehmens zeigt.
Gobila mag mich nicht s e h r gern — nicht halb so gern als
Janssen. E r kann es nicht begreifen, warum ich ihn immer
frage, warum mein schwarzer „Stecken44 immer Zeichen auf
Stücken „Tuch44 macht (schreibt), warum ich Kräuter sammle
(ausser zur Zauberei), und weshalb ich mich so bemühe ihn
zu conterfeien. Letzteres Begehr ist eine grosse Quelle dei
Zwietracht zwischen uns geworden. Als ich dem Fürsten von
Msuata meinen ersten Besuch abstattete, benutzte ich den
Eindruck, welchen mein „Geschenk44 auf ihn machte, dazu,
ihm wider seinen WJUen das Versprechen zu entlocken, mir
als Modell zu sitzen. Am folgenden Tage kam ich mit
allen meinen Zaubergeräthen her, und der arme, feiste,
zitternde Gobila musste unbeweglich auf einer viereckigen
Matte vor mir sitzen. Das beständige Aufschlagen meiner
Augen von dem Papier und die A rt, wie ich seine Züge
prüfte, verwirrten ihn derartig, dass er nach den ersten
wenigen Minuten der Sitzung ganz elend wurde und um
Aufschub bat. E r holte dann zwei seiner Weiber herbei,
die sich zu beiden Seiten von ihm niedersetzen mussten, um
durch Absorption den Einfluss meines bösen Auges zu mildern.
So flankirt sass er tapfer eine halbe Stunde lang da, wandte
aber immer seinen Kopf vor meinem Anblick weg und zwar
in einer solchen Weise, dass ich nach mehreren vergeblichen
Anläufen den Versuch, seine Züge zu fassen, voller Verzweiflung
aufgab. Gobila strahlte vor Freude über meine
Niederlage. Sein Fetisch war 'stärker als der des weissen
Mannes. Nichtsdestoweniger drückte er sich um jeden
weitern Versuch, unsere psychischen Kräfte zu messen, und