so versteht es seine Beine so zusammenzunehmen und gebückt
und platt dazüliegen, ohne seine Umrisse irgendwie
zu verändern, dass es gar kein Wunder ist, wenn man es
fü r einen leblosen Gegenstand hält; auch wird eine Bewegung
seinerseits einen jedenfalls nicht rasch aus der
Täuschung reissen, denn es gleitet so sachte nach dem
Wasser zu, dass, bevor man zur Erkenntniss kommt, dass
der „Baumklotz“ sich aus dem Staube macht, ein Platsch
und ein Schlag mit seinem sägeartigen Schwänze einen über
die währe Bedeutung der Erscheinung belehrt. Der Schwanz
des Krokodils ist bekanntlich eine furchtbare Waffe. Mit
einem wohlgezielten Schlage desselben kann es einen Menschen
im Wasser betäuben oder gar tödten, und arglose,
zu nahe dem Ufer stehende Opfer werden durch einen plötzlichen
Jagdhieb mit demselben ins Wasser gefegt. Ich hatte
einstmals am Quanza-Fluss in Angola einen greifbaren Beweis
davon. Der Flussdampfer, mit dem ich fuhr, war nahe
am Ufer festgemacht, und eine Laufplanke vom Deck nach
dem Flussufer gelegt, über welche eben über dem Wasser
die „K ru leu te “ vorwärts und rückwärts mit ihren Frachten
gingen. Gegen Abend lief gerade einer dieser Neger mit
seiner Ladung auf dem Kopf über die Planke, als ein bis
dahin nicht bemerktes Krokodil seinen Schwanz rasch in
die Höhe hob und den unglücklichen Neger ins Wasser
warf. E r wurde gerettet, denn das Krokodil schien selber
über die eigene Verwegenheit erschrocken O O zu sein und liess
den Mann nach kurzem Kampfe fahren; aber dem Unglücklichen
waren alle Eingeweide durch einen Griff mit den Zähnen
des Krokodils aus dem Leibe gerissen, und er lebte
kaum noch so lange, bis er das Ufer erreichen konnte.
Es ist wirklich wahr, dass das Krokodil von einem kleinen
Sumpfvogel begleitet und „beschützt“ wird, welcher einen
schrillen warnenden Ruf ertönen lässt, sobald sein gepanzerter
F reund, dem im Schlafe ein friedlich sattes Grinsen um
. die grausamen Kinnbacken spielt, von nahenden Feinden
bedroht wird. Dieser kleine Vogel, der Sporenkibitz (Lo-
bivanellus albiceps), in Aegypten als der „Zickzack“ bekannt,
lebt auf höchst vertraulichem Fusse mit den Krokodilen,
hockt auf ihrem Rücken und hüpft frei um die ruhenden
Ungeheuer herum, während dieselben auf dem flachen Lande
sich in der Sonne wärmen. Welche Erkenntlichkeit sie von
ihren seltsamen Verbündeten für die wachsame Sorgfalt,
welche sie ihnen am Ufer zuwenden, zu geniessen haben, ist
mir nicht bekannt. Man pflegte wol anzunehmen, dass der
Zickzack-Regenpfeifer das Vorrecht genösse, als der Zahnstocher
des Krokodils zu gelten; und andere Reisende, welche
diesen Dienst für etwas abstossend hielten, behaupten, der
Vogel entferne blos die Würmer und Blutegel, welche sich
auf den weichem Theilen seines Mundes zu schaffen machten.
Ich fü r meinen Theil kann nur sagen, dass, obwol der Sporenkibitz
immer beim Krokodil angetroffen wird, während der
ganzen Zeit, die es auf dem Lande zubringt, ich nie gesehen
habe, dass er aus den fürchterlichen Kinnbacken sich eine
Mahlzeit holte.
Bevor ich von den Krokodilen scheide, möchte ich erwähnen,
dass die gewöhnliche und überall angetroffene Art
das gemeine Afrikanische Krokodil ( Crocodilus vulgaris) ist;
doch habe ich auch eine Sippe gesehen, welche nach der
grossen Concavität des Vorderkopfes zu urtheilen C. margi-
-natus zu sein schien. Auch sah ich einstmals in der Nähe
von Bolobo den halbverwesten Kopf eines Afrikanischen
Rüsselkrokodils ([Gävialis) , mit seiner schmalen Schnauze,
möglicherweise Mecistops Bennettii.
Landschildkröten sieht man selten am Kongo; aber eine