ins Gesicht schleudert, der richtige gemein stolze Emporkömmling.
Die Menschen sogar nehmen theil an dieser
allgemeinen Orgie. Die Ernte wird eingeheimst, das Zuckerrohr
seschnitten, und aus seinem Saft ein berauschendes ö 1
Getränk gemacht, welches mancher wilden Ausschweifung
zur Ursache und Entschuldigung dient. Es wird Zeit, dass
die Natur dem Lärm ein Ende macht; die verderbte Welt
muss durch Feuer gereinigt werden. Der Regen hört auf,
der Boden trocknet ab, der Bach schrumpft zusammen.
Untergetauchte Inseln erscheinen wieder, abgeschnittene
Tümpel stagniren. Die immer scheinende Sonne bereitet
hurtig die feurige Reinigung vor. Eines Tages wirft ein
Eingeborener einen Feuerbrand in das verwelkte Kraut.
Der Wind erhebt sich, ein grausiger Feuerschein läuft vor
ihm her, fegt rasch über die Hügel, so reissend schnell, dass,
während er das Gras zu Zunder verbrennt, er die Bäume
kaum ansengt. Mit der zunehmenden Dürre nimmt das
Leben wieder die alte Nüchternheit an. Die männlichen
Flusspferde thun sich in Rudeln von Junggesellen zusammen,
fern von ihren einstigen Geliebten, welche im Vorgefühl
zukünftiger Mutterfreuden ein ruhiges und regelmässiges
Leben führen. Die Tauben lassen nach mit dem Kruen
und widmen sich gefrässig den Mahlzeiten, welche die vielen,
•jetzt weit und breit auf dem Boden verstreuten Sämereien
ihnen bieten. Die Affenbrotbäume werfen ihre Blätter ab,
und alles tritt wiederum in den winterlichen Stand der Ruhe
und Erholung.
Der Regen fällt am Kongo nicht allein mit beträchtlicher
Heftigkeit und Hartnäckigkeit, da die Schauer nicht selten
20 Stunden in einem fort dauern, sondern er scheint auch
. gewisse chemische Eigenschaften zu besitzen, welche ihm bei
der Zersetzung der harten, sich umbildenden Felsen behülflich
sind, wie auch bei der Bildung des tief rothen Oberflächen-
Grundes. Die Thätigkeit des vom Himmel fallenden und
in Strömen die Berge herniederstürzenden Wassers hat die
Erdoberfläche in den Kongoländern beträchtlich verändert.
Neue Hohlwege und Schluchten wurden vom Regen ausgewaschen,
wo er nur eine weiche Stelle traf, und nach
jedem heftigen Gewitter führte das an den Berghängen in
zeitweiligen Bächen herabströmende Wasser grosse Massen
des zerreiblichen Erdreichs mit sich und schnitt breite Rinnsale
ein, welche im Laufe der Zeiten deutlicher erkennbar
wurden und sich vertieften, bis ihre Wände einstürzten und
so der Berg oder Hügel langsam aber sicher abgetragen und
das Thal aufgefüllt wurde. In der hügeligen Gegend der
Wasserfälle liegen hier und da grosse vereinzelte Quarzblöcke
umher, die entweder durch vom Regen veranlasste
Erdrutsche aus den Abhängen der Berge ausgewaschen
wurden, oder in der Ebene die letzten Ueberbleibsel eines
zerflossenen Hügels vorstellen, welcher der Zersetzung lange
widerstanden hat. In den Flussbetten findet man häufig
Riffe von Thonschiefer. Auch Basalt kommt vor unter den
geologischen Formationen des Landes, und oberhalb Stanley-
Pool treten vulkanische Gesteine am Flusse auf. Eisen
findet sich im Kongobecken im Ueberfluss — viele Felsen
führen die bekannten eisenfarbigen Streifen — und wird
von den Eingeborenen benutzt, welche es mputo nennen.
Weder Silber noch Gold sind bei den Kongovölkern bekannt.
Wenn ihnen von Europäern Gold gezeigt wird, so
halten sie es für minderwerthiges Kupfer.
Topase sollen bei Bolobo gefunden werden, wie ich in
meinem Bericht über diesen Ort erwähnt habe; Ich habe
jedoch nie einen irgendwie kostbaren Stein irgendwelcher
Art im Besitz der Eingeborenen gesehen; nur Platten von
J öhnston , Der Kongo. 19