der Fussweg sich schlängelt, sind die wallenden Gräser
niedergelegt und an ihrer Stelle erblickt man die traurigen
Streifen schwarzer Asche, wo die Buschfeuer gerade darüber
weggefegt sind.
Aber die trockene Jahreszeit ist doch nicht so sehr der
Tod als vielmehr die Zeit der Erholung. Sie ist eine kurze
Pause — ein Schlaf, in welchem die verausgabten Kräfte
der Natur wieder einmal gesammelt werden. Gerade wie
die Erde gegen die Zeit der Sonnenwende O O sich aus der
Zucht der Sonne wie ein ruheloses Kind herauswindet, um
nachher der Freiheit müde sich langsam wieder zur nüchternen
Winterreise einfangen zu lassen, so bedürfen ihre zarten
Kinder, wenn sie in all der üppigen Fülle des Frühlings
und Sommers herumgetollt haben, der Ruhe in den schlaffen
Monaten, um ihre Kräfte wiederherzustellen. Die Vögel
legen ihre schönen Kleider ab, weil die „Saison“ vorüber
ist, und gehen „aufs Land“ im schlichten Rock des Alltags-
anzuges. Der Witwervogel besonders, welcher den ganzen
Sommer hindurch den richtigen Don Ju an spielte und verliebt
bis über die Ohren mit seinen langen Federn vor den
Augen seiner Freundinnen herumprunkte, in einer Weise,
welche wirklich ihrer Tugend verderblich werden konnte,
hat jetzt seinen fröhlichen Blick verloren und nimmt das
Wesen eines Cynikers an, welcher der übermässigen Liebe
und leichten Eroberungen satt ist; er legt seine schöne
Haltung und reiche Tracht ab und dafür ein Costüm an,
welches durchaus einfach und selbst schäbig genannt werden
darf. Auch er muss sparen wegen früherer Verschwendung,
aber er th u t es auch in der Voraussicht „ a u f bessere Zeiten“
nachher.
Ob der Kreislauf des Lebens einen Anfang hatte und
ein Ende haben wird, wissen wir nicht; fü r unsere begrenzte
Wahrnehmung scheint er freilich ohne Ende zu sein.
Nach dem Leben folgt der Tod, d. h. die Unthätigkeit, und
aus ihm entspringt wieder neues Leben. Die perennirenden
Gewächse, erschöpft von der letzten Entfaltung ihrer Kraft,
sterben ab bis auf ihre Wurzeln, aber wenn die zurückkehrenden
Regen wieder einmal den trockenen zerklüfteten
Boden erweichen und abkühlen, so wachsen die glänzenden
jungen Schüsse aus dem alten Stock hervor, um von neuem
zu blühen und ein neues Leben zu beginnen. Und wenn
die einjährigen Pflanzen absterben, haben sie nicht rund um
sich herum ihre Samenkörner ausgestreut, aus denen hundert
Kinder erstehen, die den Stammbaum fortführen und ihr
Geschlecht fortpflanzen? Wenn es so einen Winter in
Afrika gibt, so gibt es auch einen Frühling, voll von Hoffnungen
und Versprechungen und lieblicher Thätigkeit. Die
ersten Regen sind selten heftig und von längerer Dauer,
aber sie durchfeuchten den Boden wirksam und machen die
ausgetrockneten Bäche fliessen und die Flüsse anschwellen.
Dann blühen Myriaden von Blumen auf, die traurigsten,
trockensten Büsche zeigen sich in ungewohnter Weichheit;
tückische Euphorbien, stachlichte Akazien, apoplektische
Affenbrotbäume verrathen, dass einige poetische Gefühle
unter ihrem absterbenden Aeussern schlummern, und machen
ihnen Luft in unschuldigen und wohlriechenden Blüten.
Ein Reichthum von Farben erfüllt die Wälder, die Ebenen,
die Sümpfe und selbst die kahlsten Felsen und Berge.
Schlanke Orchideen wachsen empor an der Wasserkante,
stolz auf ihre unvergleichliche Schönheit. Cannas und Car-
dam.umpflanzen leuchten auf von allen feuchten fetten L ic h tungöe
n. Die Og rössten Bäume ^— ernst, nüchtern und geschäftsmässig
aussehend während der übrigen Zeit des Jahres
entfalten eine 14tägige Blütenpracht in solch plötzlicher