Fisch war in der That köstlich, sah aus und schmeckte fast
wie Lachs und hatte so viel Fleisch, dass ich zuerst Fischsuppe
davon hatte, dann gekochten Fisch mit Eiersauce und
darauf in Butter gebratene Fischschnitte, und nach diesem
vollkommenen Mittagessen blieb noch genug übrig, um meine
Sansibarer zufrieden zu stellen. Am nächsten Morgen
brachen wir in der Frühe unter Führung des alten Häuptlings
auf, um die grossen Fälle von Jellala zu sehen —
und zwar nicht, wie meine Vorgänger sich meistens die
Mühe geschenkt hatten, von dem Gipfel eines hohen und
entfernten Berges aus, sondern aus solcher Näl\e, dass der
Sprühregen des wundervollen Wasserfalls in feinen Schauern
über den glücklicherweise von mir mitgenommenen wasserdichten
Ueberzieher niederrauschte. Die Reise dahin war
aber beschwerlich. Zuerst führte der Weg durch Gärten
und liebliche Waldlichtungen, verliess aber bald deren angenehmes
Grün und schattiges Laub und zog einen steinigen
steilen Berg hinan, wo die Felsen fast in treppenartigen
Absätzen, beinahe wie bei den Pyramiden, anstiegen, von
denen jede Stufe fü r Riesenbeine bestimmt war, da sie fast
1 m hoch war. Faradschi, einer meiner Sansibarleute, hob
mich mühsam auf jeden nächsthöhern Block, während der
gewandte alte Häuptling, nachdem er wohlweislich seinen
blauen Sammt abgelegt hatte, den steilen Aufstieg wie eine
Ziesre bewältigte. Zuletzt erreichten wir O O dann den höchsten
P u n k t und darauf — man stelle sich meine Enttäuschung vor,
— anstatt auf den Fluss geradewegs hinunter zu sehen, wie
ich gehofft hatte, lag ein anderes Thal mit wogendem Grase
und noch eine andere Hügelkette vor uns. Der Abstieg
war fast noch ermüdender als der Aufstieg gewesen war,
denn die Beine wurden lahm und steif von den beständigen
dreifüssigen Sprüngen von Stufe zu Stufe. Darnach quälte
und kratzte uns das Gras des nachfolgenden Thaies, und als
ich den nächsten und, wie mir däuchte, letzten Berg erstiegen
hatte, war ich überzeugt, dass die Fälle von Jellala
mich nimmermehr fü r solche Quälerei belohnen würden.
Jedoch hörte das Steigen allmählich auf und als der
Weg sich um einen Berg zu winden begann, sahen wir auf
ein imposantes Schauspiel herab, als nach einer plötzlichen
Wendung des Pfades unsere Ohren von dem betäubenden
Brausen des Wasserfalls erfüllt wurden.
Es war ein grösser Anblick, und allein schon die Stelle,
von welcher wir ihn genossen, genügte, um ihn mehr als
aussergewöhnlich frappant zu machen. Der Pfad hing noch
soeben am Abhange eines kegelförmigen Berges, und wo
wir gerade anhielten, tra t eine grosse Basaltplatte über
einen fürchterlichen Abhang frei hinaus. Von diesem Vorsprunge
aus sahen wir etwa 100 m tief auf den Kongo hinunter,
der da über die Felsriffe sprang und zornig gegen
die ihn gefangen haltenden Bergwände brandete. Einige
Inseln lagen im Strom, eine hervorragend durch eine dichte
Masse sammtweichen Gebüsches. Sie hiess die Pelikaninsel,
weil diese grossen Vögel in zahlloser Menge die unzugängliche
Stelle als Brüteplatz benutzten.
Bevor der erste Fall kam, floss der Strom so schlicht
daher, mit so glasiger Oberfläche-, als ob er keine Ahnung
von dem nächstbevorstehenden Kampfe hatte, und als er die
Felsen und den Abhang zuerst erreichte, strömte er fast
widerwillig über sie hinweg, bis er, ergrimmt über die wiederholten
Widerstände, in dem letzten grossen Wasserfall von
Jellala sich selbst in so weisse brausende W u th hinein
peitschte, dass das zornige Getöse die Ohren betäubte und
der Anblick des Schaumes die Augen blendete. Ich hätte
gewünscht, länger auf dieser Stelle zu verweilen und sie als