sichtsvoll und beträgt sich wie anständige Gäste der Mutter
N a tu r, so zeigt diese gütige Gastgeberin manche ihrer
schmucksten und hübschesten Kinder. Die grünen Fruchttauben
erschrecken euch von den Bäumen mit ihrem seltsamen
Ruf, der mit einem schwirrenden Geräusch beginnt,
dem zwei oder drei Kluckse folgen und mit einem sanften
langgezogenen Kuu endigt. Die Bienenspechte schiessen in
excentrischen Kreisen auf die vielen fliegenden Insekten zu,
und kleine Hornvögel sitzen in gelassener Unbeweglichkeit
auf kahlen freistehenden Zweigen, die Bienenfresser überwachend,
als ob sie sie nachahmen wollten aber fühlten,
dass so grosse Anstrengungen nicht wohl bekommen. Diese
Hornvögel, die grossen wie die kleinen, kommen zur Erde,
ohne Zweifel um dort ihrer Nahrung nachzugehen, weil dort
der grösste Theil ihres Futters, z. B. Grashüpfer und Ueber-
reste von Thieren sich gewöhnlich findet. Dabei bleiben sie
immerhin ein merkwürdiges Beispiel eines richtigen Baumvogels,
der allmählich wieder zum Grundvogel wird.
Der grosse Boden-Hornvogel, welcher woi über ganz
Afrika verstreut angetroffen wird ausser in der eigentlichen
Waldregion, bildet eine ganz ausschliessliche Kaste, weil er
durchaus die Bäume meidet. Gewisse Kukuks, Papageien
und Spechte werden auch den Erdboden liebende Vögel
trotz ihrer paarweise geordneten Füsse. Ich kann mir
denken, dass Mutter N atu r fast ihre Gemüthsruhe verliert
z. B. über solch ein Wesen wie eine Baumente. „Wie zum
Himmel“, muss sie sagen, „stellt ihr euch an, dass ihr auf
Bäumen leb t, wenn ich eure Füsse und euren Körper gebaut
und geschaffen habe lediglich fü r das Wasser? Warum
verkennt ihr. so eure eigene Natur?“ Aber die Baumente
und die Boden-Homvögel und Papageien stehen unter dem
Einfluss derselben Ursachen, welche einen zum Feldmesser
erzogenen Menschen zum Postillion m a c h e n d e m Kampf
ums Dasein, der Nothwendigkeit, sich irgendwie zu seinem
Unterhalt eine Stelle zu verschaffen.
Gedanken wie diese täuschen mich über manche Meile
meines Weges durch Wald und Hügelland hinweg, bis wir
zuletzt das Ufer des Kongo bei N g om a erreichen und
meine Aufmerksamkeit vollauf zu dem imposanten Schauspiel
der Ngoma-Fälle abgelenkt wird. Den besten Ausblick
a u f dieselben gewährt eine kleine Terrasse oder Damm,
der von einem Wellenbrecher geschützt sich etwas in den
Strom hinein erstreckt. Hier erhob sich noch kürzlich eine
ungeheure Masse schroff abschüssigen Gesteins; aber Stanley
sprengte, um eine Strasse längs der Wasserfälle nach
Isangila durchzulegen, die eine Seite der Klippe weg und
baute über die Trümmer einen gangbaren Weg. Davon erhielt
er von den erstaunten Eingeborenen den Ehrentitel
„B u la Matade“, der „Steinbrecher“. Ziemlich gerade gegenüber
vereinigen sich rauschend zwei durch eine langgestreckte
Insel getrennte Arme des Kongo, wie zwei Brüder, welche
ein vorübergehendes Hinderniss getrennt hatte, oder wie
zwei politische Parteien, welche angesichts der ferner bevorstehenden
Schwierigkeiten ein Bündniss verabreden und sich
in die Führung theilen, welche bisher ein schwacher zaudernder
Gegenstrom gehabt hatte. Am Ende der Insel, quer
über dem Fluss sind verborgene Felsen verstreut, aber die
nun verbundenen Gewässer hüpfen triumphirend über sie hinweg
und die Wellen wetteifern mit fröhlichem Geplätscher,
ihre brüderliche Vereinigung herzustellen. Etwas unterhalb
dieser Vereinigung sind Toben und Schäumen vorbei, aber
nun ist es eine grosse unwiderstehliche Masse, welche ihren
Weg verfolgt und sich von keinem Hinderniss in ihrem
siegreichen Laufe hemmen lässt. Auf der Insel zittern und