Zickzacks röthlicher Blitze spielten über dem stillen Wasser,
und der Donner rollte und polterte, als würde schweres
Hausgeräth im Himmel bewegt. Doch brach der. Sturm
npch nicht unmittelbar darauf über uns los, sondern kroch
am Horizont herum, als spiele er mit seinen Opfern. Eine
Zeit Iano1 hatte ich alle Furcht vor ihm verloren, da ich
glaubte er sei .entschlossen westwärts abzuziehen, als plötzlich
in entgegengesetzter Richtung gegen die vorherrschende
Briese ein Windstoss aufsprang und in 2-^-3 Minuten die
grausamen Wolken über uns hineilten und einen sündflut-
artigen Regen niedersandten. Ein Segel zum Schutz überzunehmen,
half nichts, der Wind fegte es verächtlich weg,
und es blieb uns nichts übrig, als ruhig sitzen zu bleiben
und uns durchweichen zu lassen.
Das ist die traurige Seite eines afrikanischen Regensturms.
Der erste Anfang des Unwetters macht einen Ehrfurcht gebietenden
Eindruck. Man ist halb geneigt zu glauben, dass
sich eine grosse Katastrophe in der Natur, ein erschreckender
Widerstreit physischer Kräfte vorbereite. Die tiefschwarzen
Wolken, welche in phantastischen Massen aufsteigen und
von einem phantasiereichen Auge fü r überirdische Wesen
angesehen werden könnten, welche die Erde und ihre er-
schreckten Kinder beschatten; das blendende Schneeweiss
ihrer mächtigen Häupter, welches sich zum blauen Himmel
emporhebt und die Tintenschwärze am Horizont ringsum
noch mehr hervortreten lässt; die zackigen Blitze, der erste
Angriff des scharmützelnden Sturms, und die plötzlichen
betäubend rollenden Donnerschläge — alles dies ist gross
und eindrucksvoll und blendet die Einbildung solange es andauert.
Dies ist der theatralische Theil eines tropischen
Sturms, den auch fast jedes Buch über die Tropen zu beschreiben
pflegt. Was aber, nachdem die wunderbaren
Wirkungen des Donners und Blitzes gebührend geschildert
sind, gewöhnlich nicht ebenmässig gewürdigt wird, ist
der nachfolgende traurige durchdringende Regen, wenn der
Himmel eine gleichmässige Schmutzfarbe annimmt und der
Regen stundenlang niederströmt, nicht „eimerweise“ oder
„ in Schauern“, noch in sonst einer interessanten o d e r:u n gewohnten
Weise, sondern als stetig niederrieselnder Bindfadenregen,
der keine Hoffnung auf Unterbrechung gestattet.
Wie oft habe ich es im tropischen Afrika an mir selber erfahren,
dass der Regen 12 Stunden andauerte, und diesmal
regnete es sogar noch länger in einem fort.
W ir flüchteten endlich zu einer Sandinsel, landeten und
schlugen das Zelt auf. Niemals hatte ich mich in Afrika
elender gefühlt. Es dauerte eine ganze Stunde,- bis das
nasse Holz zur Flamme entfacht werden könnte; und als
die Abenddämmerung kam mit ihren dunkeln Nebeln und
ihrer unglückseligen Finsterniss, umschwärmten uns Banden
von Moskitos, höllische, des Beelzebub, des Fliegenkönigs
würdige Wesen, die es jedermann unmöglich machten, sich
ruhio- zu verhalten. Die armen Sansibarer & l liefen stampfend
auf dem Sande umher und fluchten leise vor sich hin. Ich
selber schluckte hastig etwas Suppe und einen kleinen
Schluck Cognac hinunter und suchte Schutz in meinem Bett
hinter den Moskito-Vorhängen. Hier brachte ich zwischen
feuchten Lappen und klebenden Betttüchern eine trostlose
Nacht zu, die feindseligen Moskitos bekämpfend, welche
irgendwie in meine mousselinene Moskitowehr eingedrungen
waren.
Am nächsten Morgen stand ich krank und fieberhaft auf.
Nach etwas warmer Suppe und heissem Kaffee fühlte ich
mich etwas besser und begann die unheilvollen Eindrücke
von go estern zu vergoessen. Und diese Gelegenheit möchte