Eier in die Hand, warm aus dem Nest, aus welchem sie sie
wahrscheinlich geräubert hatte.
Nur ein W o rt von den Säuglingen: sie schreien entsetzlich
und tragen eine Menge Büschel Haare, welches aber
der A rt nach feiner und weniger gekräuselt ist als das ihrer
ältern Geschwister.
Das Volk hier äussert regelmässig Verlangen nach Salz,
und der Fü rst war entzückt, als ich ihm eine Handvoll zum
Geschenk machte; ein Herr brachte seine Frau oder eines
seiner Weiber und wünschte dafür ein massiges Quantum
des kostbaren Gewürzes einzutauschen.
In der Mitte einfes grossen Vierecks stand hier ein schöner
hübscher Baum, bedeckt mit grossen gelben Blüten von
zierlicher Form und köstlichem, vanilleartigem Geruch. Er
wurde von den Eingeborenen augenscheinlich mit einiger
Verehrung bedacht, denn ich konnte bemerken, dass sie es
ungern sahen, dass ich die Blüten sammelte, und nachdem
ich einige Zweige abgebrochen hatte, ersuchten sie mich
damit aufzuhören, indem sie mir gelbe Kürbisblüten als
Ersatz anboten.
Ich schlief diese Nacht in einem bequemen reinlichen
Hause, welches drei Räume enthielt, die ich als Küche,
Sprechzimmer und Schlafzimmer bezeichnen möchte. J e mehr
wir am Kongo entlang ins Innere vorrücken, desto höher
scheinen die Eingeborenen in socialer Beziehung zu stehen;
Häuser, Hausgeräth, Zierathen und gewöhnliche Mobilien,
die Geräthe aus Thon und aus Metall — alles scheint
materiell besser und entwickelter zu sein, je weiter wir die
Küste hinter uns lassen.
1 . März. — W ir nahmen heute Morgen Abschied to n
unsern Freunden unter vielen Betheuerungen gegenseitiger
Achtung, und sie kamen herunter zum schlammigen Ufer
und schrieen „Mbote“ ! bis wir aus Sicht-kamen. Ich war
gar nicht recht im Stande, ihre stürmischen Freundschaftsbezeugungen
zu erwiedern, denn ein tückischer Fieberanfall
hatte mich beschlichen. E r begann wie gewöhnlich mit
einer grossen Zunahme geistiger Thätigkeit. Man ist zu
aufgeregt anzuhalten und seine Gedanken niederzüschreiben,
wenn man auch fühlt, dass mancher herrliche Einfall gerettet
Würde, wenn man sich dazu verstände. Aber einem Opfer
des Fiebers ist' jede Anstrengung unangenehm und es fühlt
sich zufrieden, wenn es nur neue Romankapitel oder Untersuchungen
über naturgeschichtliehe Fragen in seinem wirbelnden
Hirn züsammenstellen kann, ohne den Versuch
zu wagen, die- fliehenden kaleidoskopischen Gestalten dem
Papier zu übergeben. Dieses erste Stadium des Fiebern ist
durchaus nicht unangenehm. Man erfreut sich derselben
Empfindungen wie nach dem Genuss eines genügenden
Quantums guten Champagners; leider steht die Phase der
äussersten Zerschlagenheit und Melancholie, welche nachfolgt
im bittern Gegensatz zu der vorangehenden- getragenen und
aufgeregten Stimmung, und die glänzenden Bilder von zuvor
scheinen jetzt abgedroschene Dummheiten zu sein. 1
Heute kamen wir nur eine kurze Strecke über den Wa-,
bumä hinaus, denn weil ich mich fortgesetzt elend fühlte
SO liess ich das Boot Mittags anhalten und mein Zelt auf
dem östlichen Ufer äufschlagen, um mich zu Bett zu legen,
und das Fieber loszuwerden. W ir waren hier beinahe .der
Mündung eines grossen Flusses gegenüber^ der von Westen-
1 Ich war jedoch besonders glücklich in Afrika. Denn in diesen
fliegenden Fieberaufällen, die selten länger als einige Stunden dauerten,
und kaum der Erwähnung werth sind, bestand das einzige Unwohlsein'
welches mich während der 16 Monate, die ich im dunkeln Welttheil
zubrachte, packte.
Johnston, Der Kongo. , „