nationalen Gebrauch zu zeigen. E r schlug nämlich vor, ein
feierliches Trinkgelage in Malafu zu veranstalten. „Le Roi
de Bolobo“ ging bereitwillig darauf ein, und einige Diener
wurden abgesandt, verschiedene grosse Krüge mit frisch gezapftem
Palmwein zu holen.
Vor 'langer, langer Zeit trank einstmals, wie in den L egenden
der Bajansi1 erzählt wird, ein König von Bolobo
nach Herzenslust von seinem Malafu, als ein Leopard sich
unversehens heranschlich, von hinten ihm auf den Nacken
sprang und ihn erwürgte, bevor der König um Hülfe rufen
konnte. Damit eine solche Katastrophe in Zukunft nicht
wieder vorkäme, wurde nachstehende Förmlichkeit von seinem
Nachfolger eingeführt. Bevor der König anfängt zu trinken,
legt er dem versammelten Volke Stillschweigen auf, indem
er mit den Fingern schnippt und ausruft „M a “ („M a “ ist
ein Ausruf, welcher dazu dient die Aufmerksamkeit zu erregen,
und wird z. B. Hunden zugerufen). Ein Weib kriecht
hinter ihn, ein kleiner Junge setzt sich ihm zur Linken. Das
Weib ruft dann auch „Ma“, und legt sachte ihre Hände um
die Magengegend ihres Gebieters. Dann steckt sich der
König den Zeigefinger der linken Hand in die Kehle, erhebt
mit der rechten Hand sein Glas und trinkt. Nachdem er
seinen Durst gelöscht, hält er die Hand quer vor den Mund
und weist mit dem Zeigefinger nach der Richtung, wo er
nächstens Krieg beginnen will. Wenn er augenblicklich
keinen Streit in Aussicht h at, zeigt er einfach mit seinem
Finger nach oben, schnippt darauf mit dem Finger, sagt
wiederum „M a “ und die Ceremonie ist zu Ende und das
1 Dies ist eine der vielen localen Erklärungen dieser seltsamen
Trinkgebräuche] aber sie reicht nicht hin sie alle zu erklären, noch
die Gründe für ihr weit verbreitetes Vorkommen im westlichen Afrika
zu erschöpfen.
Geplauder beginnt von neuem. Alle Einzelheiten dieser
langweiligen Feierlichkeit wurden sorgfältig durchgegangen,
während Ibaka seinen Malafu in unserer Gegenwart trank;
nach meiner ■ Ansicht dürfte indessen die beständige Wiederholung
dieses Gebrauchs bei jedem Trunk, den er nimmt,
mehr als langweilig und ermüdend sein. Orban sagte mir
jedoch, dass bei grösser Eile oder einem unerwarteten Er-
pigniss es eine Art kürzern Dienstes, gibt, wobei es genügt,
dass der König in absoluter Finsterniss wie ein empfindliches
Negativbild gehalten werde, damit er seinen Durst
lösche, ohne die verwickelten, bei ändern Gelegenheiten zu
beobachtenden Förmlichkeiten durchzumachen. Ibaka’s Hu t
ist sehr merkwürdig, wie sein P o rträt zeigt. Es ist buchstäblich
mehr daran als man gerade sehen kann, denn in
diesem geräumigen Behälter sind viele „Tücher“ und alle
seine bemerkenswerthesten und werthvollsten Schätze untergebracht.
Dieser ausserordentliche Bau der aus geflochtenem
Grase hergestellt ist, verlässt Ibaka’s Haupt nie mehr
als einmal im Jahre „ zu r jährlichen Reinigung“, und wird
Tag und Nacht getragen. „Unbequem ruht das Haupt, das
eine Krone trägt.“ Die Verzierungen von Ibaka’s H u t sind
exotischen Ursprungs. Die Eidechsen sind aus Zinnfolie
geschnitzt und vielleicht in Birmingham gemacht, und das
merkwürdige Schild in der Mitte ist die Etikette der ersten
und einzigen Champagnerflasche, welche jemals Bolobo erreichte
und zur Feier des Geburtstags des Königs von Belgien
getrunken wurde. Ibaka war bei dem Festmahl zugegen,
lehnte jedoch den Champagner ab und bat nur um
die glitzernde Etikette.
Solch sonderbare Flechtarbeiten oder von Gras gefloch-
1 Siehe das Titelbild.