diesem Herrn geforderten „Geb ü h ren “ sind erschrecklich
gross, sodass sie als höchst wirksames Vorbeugungsmittel
gegen ungerechtfertigte Streitsucht unter den Negern dienen.
Ib ak a , der oberste König von Bolobo, ist einer der wenigen
Potentaten des westlichen Kongo, den man mit einigem
Recht einen Gesetzgeber oder Zaunkönig von Bedeutung
nennen darf. Seine Herrschaft ist erblich und seine Familie
wird auch in ihren Seitenlinien als königlich angesehen. E r
herrscht über einen dicht bewohnten Uferstreifen von ungefähr
120 km Länge und unbestimmter Breite, welcher
von 40—50,000 Menschen bewohnt wird. Ausser über die
eigenen Unterthanen reicht sein Einfluss jedoch poch weiter
über alle Bajansi-Stämme und er nimmt fast dieselbe Stellung
zu seinem Volke ein, wie sie Mpumo Ntaba, der Nachfolger
von Makoko, bei den Bateke besitzt.
Das Land in der Nähe von Bolobo ist ein niedriges, dicht
bewaldetes Tafelland. W ir sind hier in dem Centralbecken
von Afrika, durch welches der obere Kongo fliesst, und die
Wälder verdanken einen grossen Theil ihrer Ueppigkeit der
reichlichen Regenmenge und der kurzen Dauer der trockenen
Jahreszeit.
Infolge der dichten Bevölkerung und des überwiegend vorherrschenden
Ackerbaues selbst inmitten des Waldes scheinen
viele wilde Thiere dieses Land zu meiden; doch gibt es .noch
grosse Heerden Elefanten und Büffel ■ welche von den Eingeborenen
selten gestört werden, weil ihre Jagdliebhaberei
nicht sehr stark ist und sie ihr Elfenbein immer von den
weiter aufwärts wohnenden Stämmen beziehen, und nicht aus
den Heerden der Wiederkäuer in ihren eigenen Wäldern.
1 In Ki-jansi lieisst der Büffel ng’omtm, welches das classische Wort
für „Ochs“ in den meisten Bantu-Dialekten ist. Die Bajansi haben
kein Hausvieh.
Ebenso hörte ich, obgleich die Schädel und Hörner der rothen
Büffel überall in den Dörfern zu sehen sind, nie davon,
dass die Einwohner sich die Mühe geben, sie zu jagen; sie
scheinen sich vielmehr damit zu begnügen, diese Ueberreste
zu sammeln, wo immer sie sie antreffen, ohne Zweifel nachdem
ein Löwe oder Leopard sich an ihnen ein Festmahl
bereitet hat, um sie dann unter die halbwegs heiligen (Kuriositäten
ihrer Dörfer aufzunehmen.
Der Löwe, der Leopard, die gestreifte Hyäne, der schwarz-
riickige Schakal und die Zibethkatze sind hier bekannt; ebenfalls
wird der Gorilla oder ein verwandter menschenähnlicher
Affe von den Eingeborenen als auf dem nördlichen oder
westlichen Ufer des Kongo wohnhaft beschrieben. Das röth-
liche Buschschwein1, welches die Eingeborenen mit demselben
Namen wie ihr Hausschwein — Ngulu — belegen, ist
sehr häufig und scheint die Dörfer der Neger nicht zu meiden,
so oft es auch von ihnen gejagt und aufgegessen wird.
Ich habe selbst Grund zu glauben, dass es stellenweise in
ebenso gezähmtem Zustande vorkommt, wie es von Schweinfurth
bei den Niam-Niams bemerkt ist.
Eisen scheint im Innern viel verarbeitet zu werden und
die Bajansi zu Bolobo machen viele hübsche Messer, Aexte
und Speerspitzen daraus. Kupfer besitzen sie ebenfalls reichlich,
ich kann indessen nicht sagen, ob es an gewissen Orten
gefunden und geschmolzen wird.
Die Eingeborenen sprechen von einer A rt Topas, welche
sie „Monkoli“ nennen. Man sagt er sei entweder blassblau
oder gelb von Farbe; er wird massenhaft im_ Innern des
Landes gefunden.
1 Potamochaerus, s. Brekm, II, 734. (D. Uehers.)