zu haben,, und es scheint sonderbar, dass sie sich so in
diesem Do rf erhalten hat. Es ist überhaupt eine interessante
Thatsache, dass so viele Pflanzen in den Dörfern dieses
Theils von Afrika Vorkommen, welche im freien Felde nie
zu finden sind. So habe
ich z. B. die Euphorbien
nie wildwachsend gefunden
und doch kommen sie in
allen Dörfern an und beim
Kongo v or, von Jellala
bis Bolobo. Die Einge-
borenen am Kongo nennen
sie „N d iz a “, aber obwol
sie so bekannt und benannt
sind, so konnte ich
mich nie vergewissern, dass
ihnen irgO endein abergOläubischer
Werth von Wichtigkeit
beigelegt wurde,
welcher geeignet wäre, ihr
beständiges Vorkommen in
den dortigen Dörfern zu
erklären. . Vielleicht liegt
die wirkliche Lösung die-
ser Frage sowie der An- Dracaena Sapochmowki. ■
Wesenheit grösser Bäume
und üppigen Pflanzenwuchses in nächster Nähe der Dörfer
darin, dass das ganze unbewohnte Land von Zeit zu Zeit
durch die Eingeborenen in Brand gesteckt wird, und nur
an den von dem Grasfeuer nicht erreichten Stellen eine
reiche Vegetation und Waldbäume fortkommen können. Es
ist klar, und diese Thatsache haben Stanley, Schweinfurth
und die meisten beobachtenden Reisenden in Afrika bestätigt,
dass die Grasbrände auf die Pflanzengeographie Afrikas von
grösstem Einfluss sein müssen.
Der Zufall wollte es, dass ich den Häuptling von
Jellala bei einer mir zu Ehren vorgenommenen sehr hastigen
Veränderung seiner Toilette überraschte. E r schlug ein
Stück Sammt um seine Lenden zum Ersatz des schmutzigen
Lappens, der seinen Alltagsanzug bildete; dazu fügte er
einen langen Livreerock, welcher sehr glänzend ausgesehen
haben muss in den Tagen, als er noch alle seine Knöpfe zählte.
Aus seiner verpallisadirten Wohnung tretend begrüsste er
mich dann in äusserst höflicherWeise. E r hiess, wie er mir
sagte, Ntette Mbongo und sei König von Jellala, von Kai
und noch drei ändern Dörfern mit sehr langen Namen,
welche ich vergessen habe. Ein langer, konisch geformter
Kopf wie der eines Azteken, ein Paar schöner ausdrucksvoller
Augen mit stark hervortretenden Augenbrauen darüber, eine
wohlgeformte Nase und dünne Lippen machten seine Physiognomie
zu einer originellen und distinguirten, und obgleich
vorübergehende Gesichtsausdrücke Grausamkeit und Habsucht
verriethen, so wurden sie über dem bei einem afrikanischen
Häuptlinge gänzlich ungewohnten gefälligen Lächeln
leicht vergessen. Nach dem üblichen Austausch von „Mbote,
Mbote“ (dem gewöhnlichen Gruss am Kongo) und der Besichtigung
meines Zeltes und Bettes, rief der Häuptling
nach seinem kleinen Sohn, welcher eilig mit einem kostbaren,
auf ein Bananenblatt gelegten Fisch herankam; derselbe
war soeben gefangen und der Duft des Lebens schwebte
noch um seine blinkenden Schuppen. Dieser Fisch nebst
einem Korb mit Eiern war des Häuptlings Geschenk; und
da ich sehr hungrig war und seit langer Zeit keinen Fisch
genossen h a tte , so war die Gabe sehr willkommen. Der
Johnston, Der Kongo. 5