N g u v i M p a n d a , das nächste Dorf an dem Wege, ist
wie die meisten Kongo-Weiler von herrlichen Waldbäumen
und wohlgepflegten Anpflanzungen umgeben. Bevor wir es
betraten, wand sich der Pfad durch manche F elder von Maniok
(welches die in diesen Gegenden so viel gegessene essbare,
Wurzel liefert), und auf diesen Feldern räumten Weiber
mit starken selbstgefertigten Hacken das Unkraut weg, sahen
auf und verschwanden, sich gegenseitig „Mundele, Mundele“,
zurufend, unter Ausbrüchen schreckhaften Gelächters. Die
kleinen verwunderten Kinder vergessen in ihrem Staunen
den Müttern zu folgen und bleiben mich angaffend stehen,
mit offenem Munde voller Ehrerbietung, so lange ich vorbei-
o-ehe: wenn ich aber stehen bleibe, um unter freundlichem
Zuruf ihre langgezogenen gedrückten Hirnschalen zu befühlen,
findet ihr Schrecken Laute und unter unaufhörlichen Ausbrüchen
der Todesangst mit den kleinen Patschfüssen über
die frisch bestellten Beete wegtrampelnd, wagen sie niemals
nach dem weissen Mann, dem „Popanz“, umzublicken noch
stehen zu bleiben, bis sie in den schützenden Armen der
Mütter sich wissen, welche sie mit sympathischem Lachen
auffangen. Der Häuptling von Nguvi Mpanda hält uns auf,
als wir vor seiner Veranda vorbeiziehen, unter welcher er
mit den Dorfältesten rauchend sitzt, und bietet Palmwein mit
o-astfreundschaftlichem Drängen an; da ich den Trunk nicht b
ablehnen will, so stürze ich hastig den frisch abgezapften
„Malafu“ aus einem enghalsigen Kürbis herunter, und trabe
dann weiter hinter meinen Leuten her, immer durch Felder
mit Maniok, Erdnüssen und Mais, bis wir zu einem ändern
Do rf kommen mit einem ändern gastfreundlichen Oberhaupte,
welches diesmal einen sehr buschigen Knebel- und
Schnurbart trägt. Wenn wir indessen an diesem Abend
noch den L o a -F lu ss erreichen wollen, wo das erste Nachtquartier
genommen werden soll, so dürfen wir unterwegs
nicht die Zeit vertändeln, deshalb eilen wir vorwärts und
lehnen mit entschuldigendem Dank jedes Anerbieten von
Palmwein ab, welcher als Getränk bei häufiger Wiederholung
widersteht. Dann wird der gewundene Pfad — krumm anscheinend
aus keinem ändern Grunde, als weil den Menschen
eine Neigung angeboren ist, in krummen Linien zu mar-
schiren — unangenehm steinig, scharfe Steine und plötzliche
Abstürze überall; dann kommt noch ein kleines Stück
Sumpfland, doch endlich sind wir im Thale, oder vielmehr
in den Thälern des Loa, denn Schluchten und Thäler durchsetzen
die Hügel nach allen Richtungen.
Die Landschaft hier herum ist nicht schön. Au f den
Hängen sieht sie gelb und versengt aus und ist besäet mit
hässlichen, ruppigen, kleinen Gebüschen, die keinen Schatten
geben und unansehnliche ungeniessbare Früchte tragen.
Längs des kleinen Wassers, in welchem ich ein Bad nehme,
und durch das hohe schlanke, den Flusslauf umsäumende
Gras sind Büffel einige Stunden vorher auf die Weide gegangen
und haben ihre Spuren und einen gewissen Stallgeruch
zurückgelassen. Ich zog mich aus und legte meine’
Kleider auf die Steine. Oh, über diese jammervolle Unerfahrenheit!
Au f dem ganzen Wege hatte ich gesehen, wie
meine Leute sich mit buschigen Zweigen schlugen, um die
Fliegen abzuhalten, nur ich, bekleidet wie ich war, fühlte
keine Unbequemlichkeit und gab deshalb nicht Acht auf
ihre Handlungen. Je tz t, nun ich nackend dastehe, fallen
Myriaden kleiner schwarzer Fliegen über mich her und
überall entstehen kleine blutige Stellen, wo immer ihre
nadelartigen Rüssel die Haut durchbohren. Mein Bad ist
nur ein kurzes und besteht, so lange es dauert, aus beständigem
Tauchen, worauf ich eilends mich anziehe, um