unbewaffnet und vollständig in ihrer Gewalt. Es war das
erste mal, dass je ein Weisser diesen Ort betreten, und dann
muss er nicht seinen Besuch dadurch auffällig machen, dass
er solche unbeikömmliche Dinge vollführt wie zeichnen und
Pflanzen sammeln, denn fü r jede dieser schlechten Manieren
dürfte ein empfindlicher Neger ihn mit Recht der
Zauberei anklagen und sich entschuldigt halten, dass er den
Zauber zu brechen wünscht, indem er das Blut des Fremden
vergiesst.
Kurz nach meiner Rückkehr zur Station kam jedoch
König Ibaka zu mir, um die eingehendsten Entschuldigungen
vorzutragen, dass seine TTnterthanen mich herausgeworfen
hä tten ; er fühlte in der That die einem seiner Freunde zugefügte
Beleidigung so bitterlich, dass er sich von der
Wiederherstellung unseres frühem guten Verhältnisses nur
dadurch versichert halten könne, dass ich ihm lediglich der
Form halber etwas blaues Tuch zum Geschenk mache. Der
Freundschaft leistete ich diesen Tribut, aber der König wich
darum doch dilatorisch meiner Bitte, ihn in seinem Hause besuchen
zu dürfen, beharrlich aus, obschon ich später eine
A rt Rundgang um sein kleines D o rf machte, wobei d e r'
König mich stets begleitete, mir aber nicht gestattete, irgendwo
stehen zu bleiben und zu zeichnen.
Einige Ananas findet man allerdings in Bolobo zwischen
der Station und den benachbarten Dörfern, indessen scheint
diese Frucht überall in der Gegend selten zu sein, sodass wir
augenscheinlich an die Grenzen des Gebiets gekommen zu
sein scheinen, über welches sich „Ananassa sativa“ mit solcher
wunderbaren Energie und Raschheit ausgebreitet hat.
Ein anderer amerikanischer Einfuhrartikel spätem Datums
und entschieden anderer Bedeutung für die Menschheit —
der schreckliche kleine „S p rin g er“ oder Erdfloh — hat
gerade Bolobo von der Küste aus erreicht, freilich erst in
so allerneuester Zeit, dass die Eingeborenen erst anfangen,
sich' seiner Anwesenheit bewusst zu werden und ihm noch
keinen Namen gegeben haben.
Dieser Abend wurde hingebracht wie die meisten ändern
zu Bolobo. W ir hielten gegen die Moskitos stand bis unsere
Abendmahlzeit knapp vorbei war, und eilten dann ins Bett, in
welchem allein man Schutz gegen diese Qualen finden kann.
NACHTRÄGLICHE BEMERKUNGEN ÜBER BOLOBO.
Das Volk, welches die Ufer des Kongo O in dieser GeObend
bewohnt, gehört, wie bereits bemerkt, zum Stamme der Ba-
jansi, indessen scheint dasselbe auf wenig mehr als einen
Streifen Landes längs des Ufers beschränkt zu sein, und
seine Niederlassungen nicht weit vom Flusse ausgedehnt zu
haben. Auf der Ostseite des Kongo wohnt im Innern der
Stamm der Banunu, welche auf friedlichem Fuss mit den
Bajansi leben. Zu Bolobo lebt kein angesessener Fetischmann
oder Doctor, und im Fall der Noth müssen die Banunu
mit einem solchen aushelfen. Diese Persönlichkeit wird
zu vielen Zwecken verlangt — sie soll gewisse Gebräuche
und Ceremonien ausführen, wie die Beschneidung, Krankheiten
heilen, Rechtsstreitigkeiten schlichten und Verbrecher
aburtheilen. Unter den Bajansi spricht man häufig von den
Entscheidungen des Fetischmannes über alle verwickelten
Rechtsfragen und seine allbewährte Schlauheit in gerichtlichen
Untersuchungen. Wenn der Mu-n u n u berufen wird,
irgendeinen Diebstahl oder ein Verbrechen zu untersuchen,
so unterwirft er die betreffenden Personen einem sehr strengen
Verhör, bevor er eine Entscheidung trifft. Die von