
2 . LANTUS borcalis, V>EIU,OT.
laniiis scptentrioiialis GM. — major I'AI.I..
lloriiircijfr UUirijfr — gront amorican shrikc — ¡»e-griche horeale.
Dieser gros s e Würger sdieiut für licn Sommer der Vertreter unsers L. excnbitor iu den
weiter gegen Norden gelegenen T.¡indem zu sein, namentlich in Nordamerika und im nördlichen
Sibirien, wo jener nicht mehr angetroffen wird- Er unterscheidet sich hauptsachlich oder nur durch
die Grösse, denn in der Tärbung und deren Vertheilung sind beide ciiiander gleich. Man erkennt
ihn deshalb noch nicht allgemein als eine besondere gute Art an, worüber nitljere Beobachtungen
kiinüig entscheideu müssen. Gegen den WiMex wandert er von seinen Brütorten südwärts,
verlebt die strenge .lahreszeit in gemässigten Gegenden. z. B. der vereinigten Staaten, und kehrt
er.st im Mürz in seine SommerlieimaUi zurück.
Hier lebt er in den tiefsten Wäldern, und erbaut .sich in eine aufrechte Gabel eines niedrigen
Baxmies oder }iohen Strauclies ein grosses und festes Nest. Dieses besteht auswendig aus
dünem Gras, Laub und weisslichem Moos, innen aus A^'iirzelfascni und redern vom wilden Puter
und Kragcnwtildhnhn. Diis Weibchen legt vier bis sechs Eier und brütet diese in f ü n f z e h n
Tagen ans. Die Eier sind wenig verschieden von deuen des europäischen grossen "^^'firgers. Sechs
uns vorliegende und andere welche wir sahen, sind licht graubläulich weis.s von Farbe, dichter und
kleiner gefleckt und ohne zusammen fliessenden Fleckenkranz am stumiifeu Ende, der auf jenen
gewöhnlich vorhanden ist.
Eude Mai oder Anfangs Juni fliegen die J u n g e n aus. So lange sie im Neste liegen werden
sie von den Alten mit Heuschrecken, Raupen, Spinnen und andern Inseeten geiuttert; auch bringen
sie ilmeu kleine Früc}ite und später junge Vögel und Mause. Die Jungen sehen bis zur ersten
Mauser oben trUb rostbraungrau aus und haben auf dem Unterköriier von der Kehle bis zum After
schwärzliche Querlinien.
3 . L A N T U S mevidionalis, TEsr.M(KCK.
5üiilicf)Cr lUiirtifr — gi-eat soutlicru shiüke — •pie-tjnche nieridioiiah.
Der rosenbrüstige grosse Würger bewohnt Griechenland, Dnlmatien, Italien, Südfrankreich
und Spanien, hiev namentlich die (iegend von Miulrid und Escorial. Häufiger ist er im
nördlichen Afrika, Blasius ist geneigt, diesen Würger für eine klimatische Varietät von Ln^iias
excvhitur zu halten. Allein die dunkle Farbe des Oberkörpers, der meisten Achsel- und Oberschwauz
Deckfedern, wie der rothe .Anfing am Unterköriter kennzeichnen Um vollständig. Sehr
ähnlich sind unserem L. mendiuimlii die amerikanischen L. carolinensis und mexicanus. Beide bilden
Tv ahrscheinlich nur eine /irt, unterscheiden sich aber von dem L. merhlioiialis durch den Mangel
des rothen Anflugs an der Brust, den weissen Bürzel und die viel geringere Grösse.
Die Eier des L. mcriiUunaUs sind viel dunkler gefärbt, als die des L. excubltor. und können
mit ihnen nicht \er\»echselt werden. Sic sind niiglciehhälftig, der grösate (iuerdurchmesscr nillier
der Basis, die entweder sanft zugeruudet oder oben abgerundet ist. die Höhe schmäler uud stuinpf
zugespitzt. Die grauwcLsse Grundfarbe ist mit dunkel graublauen Flecken zu nnterst, mit gelbbraunen
in der Mitte, und mit dunklern braunen zu oberst bedeckt. Gewöhnlich ist die Basis,
zu\veileu die Höhe am stärksten geflockt.
Diü flüggen Jungen unterscheiden sich von den Alten, ausser dem weitatrahligen Geiieder,
vorzüglich durch die ivenig vortretenden sdl^varagrauen Wellenlinien an der weissgraueu Brust. Im
August uud tleptember legen sie da.s ausgeiarbte Kleid an.
4 . L A N T U S minor, LuxNfi.
lanius Italiens LATH. — vigü PALI.. — longipennis BL.
Crniirr llUirgfr — Icsscr grey slinke — pie-griche d'üatic.
Der s chwar z s t i rnige Würger bewohnt den grössten Theil von Europa, aber nur ebene
Gegenden, weldic J.aubwälder und Viehweiden haben. Er kommt im Mai bei uns an und verlässt
uns im August und September, um iu Afrika zu überwintern. Er wohnt iu kleinen Laubhölzeru.
an Waldrändern, in Alicen und Gärten, welche grosse Bäume haben, Er geht von rommern bis
Griechenland iiinab, lebt auch in Frankreich, aber nicht in >Spanien.
Bald nach seiner .Ankunft macht unser Würger zum Bau des N e s t e s .Anstalt. Er wählt
dazu einen hohen, möglichst dicht belaubten Baum. Das Nest ist dickwandig, etwas tiefer als eine
Halbkugel, besteht fast bloss aus grünen Kleestengeln, die mit grossen uud kleinen Federn untermisclit
sijid; etwas I,nub und zuweilen als innere Auskleidung Grasrispen und Feldblumen sind beigegeben
So sind sie iu Norddeutschland. Die südfranzösischen sind gewöhnlicli aus Grasstöckclien,
Farrukraut, etwas ^^'olle und Moos gebaut und mit Grasrispen ausgelegt. Die aus Dahnatien und
Griechenland haben gewöhnlich frische Stengel verschiedener Pflanzen und als innere Auskleidung
Köpfe des Latfurus ovutus. Ende Mai legt das A\'eibcheu f ü n f bis s ieben Eier, welche länglichoder
kurz- gestaltet, dünnschalig, feinporig und etwas glänzend sind. Ihre Grundfarbe ist ein reines
Grün oder Graugrün, die untersten Flecke sind blau- oder griingi'au, die mittlem gelbgrün, die
obersten oliven- oder braungrün. Manche haben au der Basis, wohl auch an der Höhe einen lockern
Kranz- Sehr selten kommen rothlich gefärbte und gefleckte vor.
Das Männchen füttert sein Weibchen, während es b r ü t e t , und hilft ihm die grossköpfigen,
mit wenigen grauschwarzen Dunenfasem besetzten Jung e n mit Käfern, Feld-und Maulwurfsgrillen
aufziehen. Im Jugendkleide unterscheiden sich diese von den Eltern durch deu Mimgel des
schwarzen Stirnflccks und des rosigen .Anflugs der Brust, wie auch durch diu schwärzlichen WeUen-
Hnien und weissen Spitzenkanten auf dem Oberkörper. Im ersten Herbstkleide sind diese \\ellenlinien
und Kanten verechwunden: aber der schwarüe Stinifieck fehlt immer noch, sogar oft noch
bei den einjährigen Vögeln bis in deu zweiten Sommer ihres I,ebens.
Die Alten führen und «-amen die bei ihnen verweilenden Jungen bis zum Wegzuge und
sind um ihr Leben so besorgt, dass sie dieselben, bei der Annäherung des Jägers, sogar von dem
Aste, auf welchem sie sitzen, herabstossen.