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in Bonn und die der Wetterau von Herrn Oberlehrer Russ in
Hanau. Aus Baden besitze ich durch die Herren Nees, A. Braun,
Jack, Bausch, Schimper, de Bary, Seubert eine grosse Anzahl
Arten, und eine sehr umfangreiche Sammlung der seltensten Species
erhielt ich von Herrn Sickenberger in Freiburg im Breisgau.
Werth volle Beiträge zur Flora von Holland verdanke ich der Güte
der Herren Professoren Miquel in Leyden und v. d. Sande-Lacoste
in Amsterdam und des Herrn Dr. Buse in Renkum bei Arnheim,
so wie zur Flora von Luxemburg Herrn Dr. Jaeger in Freiburg
im Breisgau.
Von grossem Werthe war mir bei dieser Arbeit, ich darf es
nicht verschweigen, die von Rabenhorst herausgegebene Bryotheca
Europaea, welche ein sehr reiches und zum Theil sehr interessantes
IMaterial enthält, das freilich eine kritische Behandlung verlangt.
Alle diese Sachen wurden wiederholt geprüft und Nichts von-
Bedeutung auf blosse Autorität hin aufgenommen. Das Wenige,
welches ich nicht selbst gesehen, habe ich auch als solches bezeichnet;
es sind dies Sachen, die höchst wahrscheinlich gar nicht
unserem Gebiete angehören, wie Phascum carniolicum und Cyno-
dontinm Schisti.
Im Systeme und den Diagnosen habe ich niich zwar zunächst
an Schimper’s und Lindberg’s Arbeiten angeschlossen, bin aber,
wie sich Jeder bei näherer Prüfung überzeugen wird, durchaus
selbstständig vorgegangen; namentlich liess ich es mir angelegen
sein, diejenigen Arten, welche häutig steril gefunden werden, so
zu beschreiben, dass sie auch im unfruchtbaren Zustande bestimmt
werden können. Einen besonderen Fleiss verwendete ich auf die
Untersuchung des Peristoms. Wer die von diesen Verhältnissen
entnommenen Merkmale kleinlich nennen wollte, dem müsste ich
entgegnen, dass ich „kleinlich“ nur die Merkmale nennen kann,
welche wenig constant sind, alle anderen aber der Beachtung
würdig erachte, selbst wenn sie noch so unbedeutend erscheinen
möchten, da spätere Entdeckungen gar nicht selten sie bedeutsam
erscheinen lassen.’
Nun noch wenige Worte über die von mir befolgte Nomen-
clatur. Wo es nur anging, habe ich die allgemein verständlichen
und verbreiteten Namen vorgezogen.
Bach meiner Ansicht hat die Ordnung in der Wissenschaft
ein grösseres Recht als die oft sehr zweifelhafte Gerechtigkeit gegen
einen alten vergessenen oder zweideutigen Namen. Gegenwärtig
muss der, welcher vei-standen sein will, zu Hypnum aduncum
in Parenthese H. Kneiffii und zu Fissidens exilis in Parenthese
F. Bloxami setzen. Warum schreibt man also nicht einfach Hyp-
nuin Kneiffii und Fissidens Bloxami? — Wenn ferner gegenwärtig
verlangt wird, dass das, was bisher allgemein Mnium affine genannt
wurde, fortan M. cuspidatuin heisse und das alte M. cuspi-
datum von jetzt an M. silvaticum genannt werden soll, so heisst
das doch nichts Anderes, als eine Quelle unsäglicher Verwirrung
eröffnen.
Principienreiterei hat noch nirgends Gutes gethan. Klagt doch
schon der ehrwürdige 0. Brunfels: „Wäre nit unrecht, wenn man
die alten Namen auch hett lafsen bleiben. Sintemahl so man einen
bekannten Menschen seinen Namen darin er getauft, verwandelt,
wird er unbekannt, also auch mit den Kräutern.“
Und so überlasse ich dieses Buch, an dem ich mit grösster
Liebe gearbeitet habe, vertrauensvoll dem Urtheile der Moosfreuude.
Möge es sich nicht ganz unwürdig anschliessen an die Bestrebungen
und Vorarbeiten meiner Landsleute, eines Seliger, Starcke, Ludwig,
Weigel, Albertini, Breutel, Sendtner, v. Flotow, Nees v. Esenbeck,
Remer, Wimmer, Wichura und Göppert, Männer, deren wir stets
nur mit Verehrung und Dankbarkeit gedenken werden.
G ö r b e r s d o r f , den 1. August 1809.
Dr. J. Milde.