
hol wird er in eine braune, durch Chloroform in eine orangerothe
Substanz umgewandelt.
Der Inhalt der Spaltpilze wird durch verschiedene Farbstoffe
ebenso wie die Zellkerne sehr lebhaft gefärbt. Solche Färbungen
machen die minimalen Formverhältnisse der Spaltpilze besonders
deutlich, und für die Untersuchung mit starker Vergrösserung (z. B.
mit starken Immersionssystemen) und greller Beleuchtung (z. B.
durch den Abbe’schen Belenchtungsapparat) geeignet. Die Färbungen
gehören daher zu den nothwendigen Untersuchungsmitteln.
Mau bedient sich zu denselben am besten der Anilinfarben (Puch-
sinroth, Methylviolett, Gentianviolett, Methylenblau, Malachitgrün,
Bismarckbraun u. s. w.) in wässeriger oder alkoholischer
Lösung. — Säuren oder andere Reagentien (unterohlorigsaure
Salze, übermangansaures Kali) entfärben in der Regel wieder.
Bestimmte Spaltpilze (Tuberkel-, Lepra-, Syphilisbacillen) zeigen
aber ein abweichendes, für die Species charakteristisches Verhalten
gegen Färbung und Entfärbung'). Manchmal zeigt der
Inhalt der Bacterienzellen eine der Stärke oder Granulöse ähnliche
Reaction, indem er durch Zusatz von Jodlösung blau gefärbt
wird (Leptothrix hu-ccalis, Clostridium Amylohacter, Bacillus Pasteurianus),
während er für gewöhnlich dadurch gelbbraune Farbe
annimmt.
Die einzelnen Individuen sind in vielen Fällen unbewegt oder
zeigen doch nur eine, durch ihre Kleinheit bedingte Molecular-
bewegung (z. B. Micrococcus prodigiosus). In anderen Fällen
dagegen haben die einzelnen Organismen Eigenbewegung, indem
sie sehr lebhaft in den verschiedensten Richtungen durcheinander
wimmeln (z. B. Bacterium Termo, viele Bacillen), oder sieh
schraubenförmig fortbewegen (z. B. Spirillum) oder schwingende
Bewegungen ausführen (Beggiatoa). Bei vielen dieser bewegten
Formen hat man an jedem Ende einen, manchmal auch mehrere
zarte Fäden gesehen, welche auch auf Photographieen scharf
wiedergegeben werden. Diese Fäden werden von vielen Forschern
als schwingende Geissein und als Bewegungsorgane angesehen,
jedoch sind sie bei vielen bewegten Formen nicht wahrnehmbar.
In geeigneten Nährmedien gehen die Spaltpilze bald eine sehr
lebhafte vegetative Vermehrung ein. Dies geschieht indem sich
1) ü eb e r Unte rsuchungs- und Culturmethoden der Bacterien s. besonders :
0 , F r i e d l ä n d e r , M i k r o s k o p i s c h e T e c h n i k . 2. Auflage. Berlin 1884.
F e r d . H ü p p e , Die Methoden der Bacterien-Forschung, 2. Auflage. Wies baden
1885.
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bei dem erwachsenen Individuum in der Mitte eine Scheidewand
bildet und dann eine Theilung eintritt. Jeder Theil wächst schnell
zu eiuem dem ersten gleichen Individuum heran, welches sich
auf die gleiche Weise theilt u. s. f. — Die neuen Individuen
können noch kürzere oder längere Zeit mit einander vereinigt
bleiben. Bei bewegten Formen können sich dadurch bewegte
Fäden bilden, bei denen man dann (z. B. bei Bacillus subtilis)
zickzackförmige Einkniokungen an den Verbindungsstellen der
einzelnen Glieder wahrnimmt. — Wenn oylindrische Formen sich
fortdauernd in einer Richtung des Raumes theilen und vereinigt
bleiben, können lange F ä d e n gebildet werden. Die Hüllen der
einzelnen Individuen fliessen dann oft zusammen und bilden mehr
oder weniger deutliche S c h e i d e n um den Faden. Bei dem
Wachsthum der Fäden verlängern sich diese Scheiden immer
mit. Sind die Fäden an einem Ende angeheftet, so wird der
Inhalt bei der Vermehrung nach dem freien Ende hingedrängt,
es entsteht dadurch ein scheinl>ares S p i t z e nwa c h s t hum ,
von dem wahren Spitzenwachsthum dadurch unterschieden, dass
die Theiluügen der Zellen nicht blos an der Spitze, sondern
anch in der Continuität der Fäden vor sich geht. Es kann auch
zur Ausbildung von S c h e i n ä s t e n kommen, indem eine Zelle
in der Continuität des Fadens aus der gemeinschaftlichen Scheide
heranstritt, oder sich in einer anderen Richtung als die des Hauptfadens
theilt, und nun sowohl die neue Theilzelle in der neuen
als die Zellen des alten Fadens in der alten Wachsthumsrichtung
sieh weiter vermehren. — Wenn die einzelnen Individuen in
grösserer Zahl locker neben einander gelagert bleiben und ihre
Sohleimhüllen zusammenfliessen, so entstehen gallertartige Klumpen,
welche als Zo o g l o e ama s s e bezeichnet werden.
In flüssigem Substrat lebende Spaltpilze bilden oft auf der
Oberfläche charakteristische Häutchen, auf festem Substrat lebende
charakteristisch geformte Colonieen. üm diese Wachsthumsformen,
welche für die Unterscheidung der Arten oft gute Merkmale abgeben,
zu studiren, sowie auch um die weitere Entwickelung
der Art festzustellen, bedarf es künstlicher Culturen, wobei zu
unterscheiden ist zwischen Culturen auf flüssigem und solchen
auf festem Substrat. Als Nährflüssigkeiten dienen Lösungen von
Salzen (Cohn’sche Nährlösung: 0,i phosphorsaures Kali, 0,1
schwefelsaure Magnesia, 0,oi phosphorsaurer Kalk, 0,2 weinsteinsaures
Ammoniak, 20 Wasser), Malzextract, Fleischpepsin,
Fruchtsäfte, Mistabkochung u. s. w. Als feste Substrate sind