
des lange vermissten Physoderma pulposum auf Ghenopodium-kAca.
eigentliilmlich zu sein. Es findet sich in Breslau, in den Vorstädten
und in den Dorfstrassen, und soweit bis jetzt bekannt, von Liegnitz bis
Neumarkt und Falkenberg in grosser Verbreitung auf Ghenopodium
glaucum, um Liegnitz auch an anderen Ghenopodium-kxt&o. und an
Atriplex patulum. Auf den Atriplex- und Ghenopodium-kxi&a. findet
sich gewöhnlich auch in Menge Peronospora effusa und Gercospora
Ghenopodii, auf Chenop. Bonus PLenricus, ausserdem auch ziemlich
allgemein Ramularia, die ich als R. macularis bezeichne. Auf
Amarantus retroflexus und Albersia Blitum kommt ganz allgemein
in der Ebene Gystopus Bliti, an Artemisia Absinthium nicht selten
Puocinia Tanaceti (z. B. Lampersdorf Kr. Priedland, Lossen Kr.
Brieg) vor. Erigeron canadensis scheint den ihm eigenen Parasiten,
Basidiophora entospora, die seit Jahren in Breslau überall auf den
jungen Pflanzen sehr reichlich auftritt, aus ihrem Vaterlande mit
herüber gebracht zu haben.
In Gebäuden selbst findet sich eine kleine Zahl von Pilzen, die als
mehr oder weniger grosse Plagen für die Bewohner angesehen werden
können. An Dachbalken, besonders von luftig gebauten Baulichkeiten
(Baracken, Ställen) habe ich melirmals Polyporus contiguus gesehen,
(aus Lampersdorf, Kr. Frankenstein, und Breslau), der dann auch auf
die Bedachung (Stroh, Dachpappe) übergehen kann, er ist im Ganzen
als unschädlich erkannt worden, ebenso einige andere an Balken
und Dielungen vorkommende Polyporus-kxtw. Pol. destructor, Pol.
medulla pañis. Unter den Dielungen wird manchmal eine geweihartig
verästelte hutlose Missbildung von Lentinus suffrutescens und Lent,
lepideus gefunden, auch habe ich ausgebildete Exemplare von Goprinus
domesticus erhalten, die aus der Dielung hervorgebrochen waren.
Der gefährliche Merulius lacrimans ist in Breslau fast in allen Strassen
verbreitet und bildet hier eine der grössten Plagen für die Hausbesitzer
und die Baubehörden der Stadt, er findet sich aber auch weit
in der Provinz verbreitet bis nach Oberschlesien (Bybnik u. s. w.)
und bis in die Gebirgsdörfer. In Wäldern ist er auf Stämmen oder
Stümpfen mit Sicherheit in Schlesien noch nicht gefunden worden, er
scheint vielmehr ein fest an die Baulichkeiten gebundener Pilz zu sein,
und zwar auch nicht an die Hölzer allein, da er auch besonders in
Kellern au Steinwäuden wächst nnd fructifioirt.
In Kellern findet man mitunter eine ganz interessante Pilzvegetation').
Bekannt ist der Zunderschimmel, Rhacodium cellare, welcher
in Wein- und Bierkellern oft ganze Wände mit dichtem Filz überzieht
und auch auf die Flaschen übergeht. Weniger bekannt sind die aus
verschiedenen Spaltpilzen gebildeten dicken Sohleimüberzüge an manchen
Kellerwänden. Mehrmals sah ich dicke Rasen von Psalliota
campesiris zum Theil in riesigen Exemplaren aus einer' Stelle der
Keller vorspriessen. — Goniophm-a puteanea überzieht weite Strecken
am Boden des Kellers (Rydultau, Kr. Rybnik), findet sich auch an
Balken und Dielungen ein.
Zum Schluss dieses Abschnittes möchte ich noch auf die Pilze aufmerksam
machen, welche uns gleichsam als Anhang unseres täglichen
Lebens überall begleiten, die Schimmel- und Hefearten, welche Speisen,
Conserven u. s. w. verderben, die aber auch in der Form von Bier-,
Wein-, Presshefe u. s. w. dem menschlichen Haushalt nutzbar gemacht
sind.
Wie schnell sich solche Pilze verbreiten und einbürgern, zeigt die
Ausbreitung des Leptcrmitus lacteus in den Abzugswässern der Zuckerfabriken.
So zeigte er sich, wie schon erwähnt'), 1859 bei Weistritz,
Kr. Schweidnitz, in solcher Menge, dass bei seiner Fäulniss die Luft weithin
verpestet wurde. Im Jahre 1883 wurde in Münsterberg eine Zuckerfabrik
eröffnet, die ihre Abwässer in die Olde leitete, und schon kurze
Zeit, nachdem sie ihre Thätigkeit begonnen, entwickelte sich der Leptomitus
in dem Wasser der Ohle so stark, dass dieses eine Meile weit, bis
Heinrichau hin, verdorben wurde. Für dieselbe Sache sprechen auch die
Beobachtungen im Laboratorium, wie z. B. .im pflanzenphysiologischen
Institute der Universität Breslau. Die einmal gezüchteten Schimmel-Pilze,
so besonders Aspergillus-kxian, treten immer leicht wieder ohne Aussaat
in nicht sorgfältig überwachten Culturen auf, selbst ein längere
Zeit oultivirter japanischer Schimmel, Aspergillus Oryzae fand sich
längere Zeit, nachdem die Cultur aufgegeben, von selbst wieder ein.
Es wäre nicht unmöglich, dass sich auch auf diese Weise, durch absichtliche
oder unabsichtliche Züchtung importirter Pilzsporen, die Zahl
unserer Pilzarten vermehren könnte.
Dass eine Species durch Züchtung Jahre lang für eine bestimmte
Localität erhalten werden kann, lehrt die Züchtung des Micrococcus
prodigiosus in dem genannten Institute. Hier wird dieser Schizomyoet
seit 15 Jahren, und nach kurzer Unterbrechung seit 1873 ununterbrochen
fort gezüchtet und entwickelt sich bei jeder neuen Cultur
immer in gleicher Weise weiter.
Als Beispiele von importirten Pilzen, die unsere eigensten vitalen
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1) G o e p p e r t , J ahresbe r. der Schles. Gesellsch. 1859 1. c.
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