82___
die Mucorineen den zuletzt besprochenen Gruppen sehr nahe, auch in
der Anshildung der imgesohlechtlichen Fruchtorgane kann man eine
gewisse Aehnliohkeit annehmen. Die Ausbildung der Dauer-Fructification
durch Copulation des Zellinhalts zweier gleiohwerthiger Zellen
ist ein Vorgang, welcher sie in eine andere Entwicklungsreihe verweist.
De Bary betrachtet die „Zygomyoeten“ als eine von den
Peronosporeen abgezweigte Seitenreihe. Jedenfalls ist der Vorgang der
Copulation ein viel einfacherer als die Befruchtung bei PytJiium, die
Differenzirung der Zygomyoeten MAAiXi ist darum wohl in einem früheren
Punkte der Gesammtreihe zu suchen, und diese würden vielleicht
eher als eine Parallelreihe der PeronosporeemAAvi aufzufassen sein.
Mit den Mucorineen lassen sich in der Reihe der Weiterentwickelung
die Ento’tn.ophthoreen in Verbindung bringen durch die Bildung der
Zygosporen, die ebenso wie bei den Mucorineen oft in Azygosporen-
bildung ansartet. Doch tritt in dieser Familie die Zygosporenbildung
schon mehr zurück, und diese Art der Fortpflanzung scheint hier zu
erlöschen, dagegen tritt in der Ausbildung der typischen hasidienarti-
gen Conidienträger ein neues Entwioklungsmoment auf.
Hier ist wohl die passendste Stelle, die kleine Gruppe der Proto-
myceten und die Ustilagineen der allgemeinen Entwicklungsreihe anzu-
sohliessen. Bei Protomyces bilden sieh grosse Dauersporen intercalar
an dem intercellular verlaufenden Mycelium. Sie sind in ihrer Gestalt
den Oosporen der Peronosporeen ähnlich, es ist aber kein Befrnch-
tungsvorgang nachgewiesen. In ihrer Weiterentwickelung kommen
sie auch den Oosporen gewisser Peronosporeen oder den Dauersporen
der Ghytridieen nahe, indem sie zu Sporangien werden, in welchen
sich durch Theilung des Gesammtinhaltes eine grosse Zahl von unbewegten
Sporen bildet.
Bei den Ustilagineen ist ebenfalls keine Befruchtung bekannt. Die
Sporen werden in den Mycelien an den Enden oder (bei Entyloma)
ähnlich wie bei Protomyces intercalar gebildet. Bei der Weiterent-
wiokelung tritt eine für die Arten der Familie charakteristische Bil-
dungsform ein, kurze Keimschläuche mit bestimmt begrenzter Vegetation,
die sich in, für die Art charakteristischer Weise theilen und
Conidien absohnUren. Diese Keimschläuche werden als Promycelien
bezeichnet. Diese Fructification kann als eine besondere Form der
Basidienbildung angesehen werden.
In absteigender Reihe stehen die Mucorineen in Beziehung zu den
Ohytridiaceen. Eine allerdings etwas lose gespannte Verbindungskette
führt durch die Gattungen Ancylistes, Lagenidium u. a. zu ihnen hinüber.
Die Vollcopulation des Inhaltes zweier Zellen in Gladochytrium
unAPhysoderma kann als Analogie der Zygosporenbildung, die Umbildung
des Gesammtinhaltes der vegetativen Zelle zu Schwärmsporen als durch
Anpassung gebildete Modification der Bildung ungeschlechtlicher Sporen
in den Mucor - Sporangien gelten. Die Ohytridiaceen entbehren
sämmtlich des typischen Pilzmycels, es findet aber ein allmählicher
Uebergang statt von den Formen, wo jede Spur eines solchen fehlt
(z. B. bei Olpidium, Synchytrium), durch Formen mit mehr oder
weniger entwickelten wurzelartigen Haftorganen (Ghytridium globosum
■— Rhizidium), zu solchen mit reichlich entwickelten rhizoiden
oder fast mycelartigen Fäden (Physoderma — Gladochytrium). —
Wenn sich demnach ein Zusammenhang der Ghytridieen mit den Mucorineen
vielleicht als eine regressive Entwicklungsreihe derselben
annehmen lässt, so schliessen sich die einfacheren Ghytridieen in ihrer
Gestaltung und vegetativen Entwickelung wieder an gewisse einfachere
Ghlorophyllalgen an, nämlich einer Reihe von Protococcaoeen (Hydro-
dictyum, Hydrocytium, Codiolum — Gharacium, Ghlorochytrium,
Endosphaera, Phyllobium)'). Mit diesen haben sie gemeinsam die
einfache Bildung der vegetativen Zelle, die Bildung von Schwärmsporen
aus dem Gesammtinhalt der Zellen, die Bildung ungeschlechtlicher
Dauerzellen aus den gesammten Zell-Individuen. — Werden diese
Analogieen als Andeutungen eines genetischen Zusammenhanges sta-
tuirt, so kann man eine aufsteigende Reihe von den Protoooccaceen
durch die Ohytridiaceen zu den Mucorineen construiren.
De Ba ry schliesst an die Protosporeen in der Reihe der
Fortentwickelung die Ascomyceten an, eingeleitet durch Sphaerotheca,
fortgeführt durch Erysiphe, Aspergillus, Gymnoasous. Das
Auftreten des kurzdauernden Archicarps, die sofortige Entwickelung
des für die ganze Reihe dann constant bleibenden Ascus, die allmähliche
Ausbildung der asoitragenden Fruchtkörper macht diese Reihe
zu einer fest geschlossenen, aber in den mannigfaltigsten Bildiings-
und Entwickelungsabänderungen modifloirten Hauptabtheilung. — Durch
Eremascus Hesse sich die Reihe der Ascomyceten, wie schon früher
angedeutet, auch mit der Mucorineen-'RAAiQ verbinden. Das Bindeglied
ist Piptocephalis, indem an Stelle der Zygosporen dieser Mucorineen
der Ascus tritt.
1) S c h r o e t e r , Ueber Synchytrium 1. c. S. 44 ff.
G. K l e b s , Beiträge zur Kenntniss niederer Aigenformen, Bot. Zeitg.
1881. S. 249 ff.