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Sehr zahlreich ist die Zahl derjenigen grösseren Pilze, welche sich
nicht an bestimmte Unterschiede der Waldformation halten. Zu diesen
in allen Waldorten vorkommenden Pilze gehören die meisten unserer
Speisepilze, und man kann sich durch einen fleissigen Besuch der grösseren
Pilzmärkte schon eine gewisse Uebersicht über die dem Volke
bekannten grösseren Pilze in dem Gebiete erwerben ‘).
1) S. G o e p p e r t , Jahresber. der Schles. Gesellseh. iS71. S. 148. 149. Ich
füge ein Verzeichniss der a u f den Schlesischen Märkten, besonders in Breslau feilgebotenen
Pilzen mit Zugrundelegung der angeführten Aufzählung bei, bemerke
aber, dass die Marktpilze nach Breslau mit der Eisenbahn weit her gebracht
werden, z. Th. auch aus den Nachbarkreisen der Provinz Posen.
Es sind:
1. Tricholoma equestre^. „Grün-Reiszken,“ bei M a t t u s c h k a : ,,Gelbreiszke,
Goldreiszke, Grünling, Grünschwappe.“ ln trockenen Nadelwäldern wachsend;
Im October bis Anfang November in grossen Massen au f dem
Breslauer Bilzmarkt.
2. Tricholoma sejunctum . ,,Graukappe,“ bei M a t t u s c h k a : „Grau-Hänf-
iing.“ In trockenen Nadelwäldern. October bis Anfang November, nicht
sehr häufig au f den Markt gebracht.
3. Tricholoma gamhosum B’r.
4. Tricholoma boreale F r. Beide in Grasgärten und lichten Laubwäldern
wachsend, Ende April und Mai, doch nur kurze Zeit, unter dem Namen
„Maipilz“ au f den Markt gebracht.
5. Armillaria mellea Fl. Dan. „Hallimasch,“ in Laub- und Nadelwäldern an
alten Baumstümpfen, in Schlesien nur wenig feilgeboten.
6 . Pholiota mutabilis Schaeff. ,,Stockschwämrael.“ An lebenden Stämmen
und Stöcken von Laubhölzern, besonders E rle n , Buchen und Weiden.
Im August, September.
7. Psalliota campestris L. In Gärten, auf Weiden, Exercierplätzen, an Landstrassen.
Juli bis September. Kommt als „Champignon^^ viel auf den
Markt, aber meist aus künstlichen Culturen und zwar schon von April ab.
Nach M a t t u s c h k a auch „Ehegürtel“ genannt.
8 . Lactarius deliciosus L. „Blutreiszke, Reiszke.“ In Laub- und Nadelwäldern,
auch a u f feuchten Wiesen zwischen Moos, von Juli bis October.
9. Lactarius volemus Fr. „Milchreiszke.“ In Laubwaldungeii im August,
September. In Breslau sehr beliebt,
10. Cantharellus cibarius F r. ,,Gahlschwamrn, Galuschel,“ in der Grafschaft Giatz
„Rillinge,“ bei M a t t u s c h k a „Eyerschwamm, Pfifferling,“ bei W e n d t :
„Röllchen,“ in Laub- und Nadelwäldern, schon von Juni ab bis in den October.
In Breslau besonders im Septbr. in sehr g rossen Mengen zu Markte gebracht.
11. Marasmius scorodonius Fr. „Musseron, Muscherong, Musserin, Dürrbehn-
del.“ An W aldrändern und au f Haideplätzen. Juli bis October.
12. Boletus luteus L. „Schell- oder Schal- (?) Pilz,“ „Butterpilz.“ Bei M a tt
u s c h k a : „Kiefernpiltz, Schweinepiltz.“ An W aldrändern in Laub- und
Nadelwald. Juli, September, October.
13. B. granulatus L. Mit dem vorigen zusammen verkauft, mit dem er Volksnamen,
S ta n d o rt und Reifezeit theilt.
Eine eigenartige Pilzvegetation haben die frischen Brandstellen in
(len Wäldern. Wie es scheint, ist dieselbe in den Gebirgen und den
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ü , subtomentosus L. und
B. ehrysenteron F r. „Kosanke, Butterpilz,“ in Laub- und Nadelwäldern.
Juli — October.
B. edulia Bull. „Herrenpilz, Steinpilz, Eichpilz,“ in Laub- und Nadelwäldern.
Juli und späte r noch einmal im September, October,
B . scaber F r. „Graukappe, Graseschwappe.“ lu lichten Laubwäldern,
auch a u f W iesen und Haiden. August — October. G o e p p e r t führt eine
Varietät ß. nanua auf, die als „Eichsteinschwamm“ im October verkauft
wird.
Fr. „Rothkappe.“ In feuchten Laubwäldern. August,
B . versipellia
September,
B . variegatua Swartz.
„Hirsepilz.“ Juli, August, September. (Nach
G o e p p e r t . )
B . castaneua Bull. „Hasenpilz.“ In Nadelwäldern. September, October.
Hydnum. imbricatum L. „Stachelschwamm.“ Bei M a t t u s c h k a : ,,Schuppiger
Stachelschwamm, Habichtssehwamm, braune Hirschzunge.“ In Kieferwäldern.
September, October. Kommt in Breslau sehr viel auf den Markt.
H. repandum L, „Steigerluschel, Steinschwaram.“ Bei .M a t tu s c h k a :
„Stoppelpilz, weisser Süssling.“ In L a u b - und Nadelwäldern. August
bis October,
Sparasais crispa Wulf. „Fin s te rlin g , J u d e n b a rt, Ziegenbart.“ In Kieferwaldungen.
August, September, October.
Sparassis laminosa F r . „F in ste rlin g , F a ch ste rlin g ,“ im Eulen-Gebirge:
„Ritterpilz.“ In Kieferwaldungen. September, October.
Glava/ria fia va Schaeff.
Gl. Botrytis Pers.
Gl. formosa P e rs .
01. grisea Pe rs.
01. aurea Schaeff. „Ziegenbart, Ju d en b a rt,“ 26. 27. 28. in Laub- besonders
Buchenwald, 25. in Laub- und Nadel-, 29. in Nadelwald.
Scleroderma vulgare Fr. Falsche Trüffel. W ird in Scheiben geschnitten
im September, October oft als „Trüffel“ verkauft, Das Feilbieteu derselben
ist je tz t polizeilich verboten worden.
Peziza venosa Pe rs. „Ohrmorchel,“ in lichten Laubwäldern, im Mai mit
anderen Morcheln au f den Markt gebracht.
P. reticulata Grev. In Neisse mit Morcheln au f dem PilzmarUte.
Oyromitra (Helvella) esculenta Pe rs. „Morchel, Pilzmorchel.“ In Nadelwäldern
Ende April, Mai in grossen Mengen auf den Märkten.
Morchella cónica Pe rs. „Spitzmorchel,“ In Gra sg ä rten , lichten Laubwäldern,
A u f dem Breslauer Markte seltener, etwas sp äte r als Helvella.
Morch. esculenta L., vereinzelt mit der Vorigen auf den Markt gebracht,
scheint in Schlesien seltener.
Morch. bohémica Krombh. Böhmische Morchel und
Morch. rimosipes De Cand., beide in lichten Laubwäldern vorkommend,
werden in Breslau im Mai nicht selten in g rösseren Mengen feilgeboten.