
doch auch bei Polyporeen: Polyporus caesius, färbt sich bei Verletzungen
die verletzte Stelle an der Luft tief indigoblau. Der sich verändernde
Stoff ist an das Plasma gebunden; seine Natur ist aber
noch nicht festgestellt ‘). — Andere Pilze färben sich bei Eröffnung
ihrer Zelllumina (Verletzungen) röthlich, z. B. Amanita rubescens,
Thelephora sanguinolenta, Th. rugosa u. a. Wieder andere werden
bei Verletzungen schmutzig braun, z. B. Tricholoma imbricatum,
Tr. gamhosum n. s. w. Es sind dies ebenfalls Verfärbungen
des hlossgelegten Protoplasmainhaltes. Sie sind nicht zu verwechseln
mit den Färbungen des Inhaltes bestimmter Saftzellen, die einen weissen,
rothen, auch gelb oder violett werdenden Saft führen. Sowohl die be-
zeichneten Verfärbungen, als auch die Färbung des Saftes sind wichtige
Merkmale für die Beschreibung. — Die Zellhaut der Pilze reagirt gewöhnlich
nicht auf die bekannten Reagentien in der Weise der gewöhnlichen
Zellulose, doch zeigen sich diese Reactionen bei einzelnen Klassen
sofort {z. B. mehrere Mucorineen, Saprolegniaceen, Peronosporeen), und
allgemeiner, wenn die Zellhaut längere Zeit der Einwirkung von Aetz-
kali unterworfen war. — Wirkliche Stärkeabsoheidung kommt bei den
Pilzen nicht vor, doch nehmen einzelne Spaltpilze {Bacillus Amylo-
bacter, Leptothrix huccalis), wenigstens in bestimmten Entwickelungsstadien,
durch Jodzusatz blaue Färbung an. Die Zellmembranen
mancher Pilzelemente färben sich manchmal durch Zusatz von Jod-
lösnng blau oder violett. So werden die Schläuche mancher Pezizen
entweder ganz oder nur am Scheitel durch Jod blau gefärbt. Dieses,
dem Amylum ähnliche Verhalten ist in der Systematik der Ascomyceten
zur Charakterisirung einzelner Arten benutzt worden.
Die Zellmembranen sind sehr häufig gefärbt, am häufigsten braun,
aber auch mit allen anderen Farben: roth, gelb, orange, grün, blau,
violett, schwarz. — Die Farbstoffe, welche diese Färbungen bewirken,
sind noch wenig untersucht worden. Aus dem Mutterkorn sind mehrere
Farbstoffe, ein rother. Solererythrin, ein violetter, Solerqjodin, dargestellt
worden, der spangrüne Farbstoff des Helotium aeruginosum,
welcher sich im Wasser löst und dadurch das Holz, in welches das
Mycel des Pilzes wächst, grün färbt, ist von Fados und Pr i l l ieux
genauer untersucht und für eine Säure, Xylochlorin&änre, erklärt wor*)
P h i p s o n hielt den Stoff für einen Anilinfarbstoff, jedoch is t diese
Ansicht durchaus nicht haltbar. C. C u g in l erklärt ihn für eine Säure, sie
ist wohl Identisch mit S t a h l s c h m i d t ’ s Polyporsäure. — — S c h ö n b e i n
betrachtete ihn als ein Harz, welches, wie Guayacharz durch Ozon blau wird.
Die Ozonisirung des Sauerstoffs muss ein im Protoplasma der Agaricinen enthaltener
Stoff bewirken.
den. Die rothe Hutoberfläohe von Bussula integra und verwandten
Arten enthält einen sehr charakteristischen Farbstoff, der leicht löslich
im heissen Wasser, ganz unlöslich im Alkohol ist, die Lösung ist pur-
purroth und verändert durch Alkalien und Säuren ihre Farbe nicht ' ).
Bei den Bacterien lässt es sich nicht immer feststellen, ob die
Färbungen, die sie in Masse zeigen, der Membran oder dem Inhalt
angehören oder auch oh sie eine gefärbte Substanz ausscheiden. Jedenfalls
gehören auch bei ihnen die Farben und deren Verhalten zu den
Reagentien zu den wichtigsten Merkmalen, und werden hei den einzelnen
Arten besprochen werden.
Sporen. Um die eigenthümlichen allgemeinen morphologischen und
biologischen Verhältnisse der Pilze zu besprechen, ist es am zwek-
mässigsten, dem Entwicklungsgänge des Pilzes zu folgen, und mit der
Spore zu beginnen, von welcher jedes Pilzindividuum seinen Ausgang
nimmt. — Unter Spore versteht man einen Protoplasmakörper, der von
den Mutterindividuen losgelöst, die Eigenschaft besitzt, sieh unter
günstigen Ernährungsbedingungen zu einem dem Mutterindividuum
gleichenden Individuum zu entwickeln. Der Protoplasmakörper ist durch
eine mehr oder weniger feste Membran eingeschlossen, man unterscheidet
danach den Sporeninhalt und die Sporenhaut.
Es finden sich hei den Pilzen zwei verschiedene Arten von Sporen,
1) bewegte Sporen (Schwärmsporen) und 2) unbewegte Sporen.
Die Schwärmsporen sind Protoplasmakörper, welche nur von
einer sehr dünnen, kaum wahrnehmbaren und oft nachgiebigen Protoplasmahaut
umschlossen werden und an einem Ende mit einem oder
zwei Flimmerfäden (Ci lien) versehen sind. Sie finden sich nur in wenigen
Pilz-Familien und zwar )ae\dLeyiMyxomyceten, ühytridiaceen, Saprolegniaceen
und einem Theil der Peronosporeen. Eine einzige Cilie haben
die Schwärmsporen der grösseren Ohytridiaceen, zwei Cilien die bei
einem kleineren Theile der Ohytridien {Olpidiopsis, Woroninia und
Bozella nach D. Fischer), der Saprolegnieen und Peronosporeen.
Eine Cilie geht bei der Bewegung voran, die zweite wird nachgezogen.
— Die Schwärmsporen sind immer durch endogene Zellbildung
entstanden und sind sowohl bei ihrer Entstehung als bei ihrer Lebens-
thätigkeit auf den Aufenthalt im Wasser (sei es auch nur im Wassertropfen)
angewiesen.
Die nicht bewegl i chen Sporen besitzen eine festere Membran
und dadurch bedingte starr umgrenzte Formen, man unterscheidet bei
■ ) S c h r o e t e r , in Beiträge %. Biologie d. Pflanzen. Bd. f. Heft 2. S. 116.