Dioscorides finden wir kaum einige Pilze unterschieden, von denen
einige mehr oder weniger interessante Eigenschaften und Gebrauchsweisen
aufgeführt werden. Jahrhunderte änderten in dieser Darstellung
nichts, wie noch die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts bezeugen.
Bei Hier. Bock (1546) kann man nur etwa zwölf, bei Caes-
a lpin (1583), Po r t a (1592) etwa 20 aufgeführte Arten unterscheiden.
Durch Clus ius wurde diese Periode zu ihrer höchsten Entwicklung
geführt. In seinen Darstellungen (Pungor. in Pannoniis obs. brevis
histor. 1601) hat Re icha rdt ’) aus den von ihm unterschiedenen
47 Gattungen 102 Species nach heutiger Umgrenzung erkennen können.
Aus dieser Periode stammt eine Aufzählung der Schlesischen
Pilze von dem Hirscliberger Amts - Physicus Casp ar Sohwenck-
fe ld t (geb. 1563, gest. 1609) in seinem Verzeichnisse der Schlesischen
Naturerzeugnisse’^). Er verfolgt darin die in allen vorhergehenden
Schriften eingehaltene Methode, dass die Pilze mit allgemeiner
lateinischer Gattungsbezeiohnung und mit ihren deutschen
Namen aufgeführt, nicht beschrieben, sondern nur mit einigen Bemerkungen
begleitet aufgezählt werden. Er theilt sie ähnlich wie Clusius
in Fungi favaginosi (essbare), F. non edules (nicht geniessbare
aber unschuldige) und F. pernioiosi (giftige Pilze) und unterscheidet
von den Ersteren 13, von den Zweiten 4, von den Letzteren 3 Gattungen.
Trotz der kärglichen Bemerkungen kann man aus ihnen
erkennen, dass ihm einige 20 Pilz- Arten nach jetziger Umgrenzung
bekannt waren ^).
Bei einzelnen Formen wird ihr Werth als Speisepilze, zum Theil
mit der Art der Zubereitung, ihre Verwerthung in der ärztlichen Praxis
u. s. w. mitgetheilt. Sehr interessant sind die alten Volksnamen der
Pilze, die sich zum Theil jetzt noch unverändert erhalten haben. Die
Pilze bezeichnet er allgemein als Bölze, z. B. Steinhölze, Schmeerbölze,
1) H. W . R e i c h a r d t . Carl Clusius’ Naturgeschichte der Schwämme
Pannoniens. Wien 1876.
2) Stlrplum et fossilium Silesiae catalogus in quo p ra e te r etymon natales
tempus n a tu ra et vires cum variis experimentis assignantur. Concinnatus per
Casparum Schweuckfeldt, Reip. Hirsbergensis Phys. ordinar. Lipsiae MDCI.
3) Soweit ich sie daraus wieder erkenne : Boletus eduUs, B . scaher, B . versi-
pellis, B . luteus, Lactarius deliciosus, L . piperatus, L . volemus, Bussula cya-
rwxantha, B . vesca, Olavaria aurea, 01. formosa. Cl. cristata, Oantharellus ciha-
rius, JSi/rneola auricula Judae, Elapliomyces granulatus, Bovista plumbea, Poly-
porus fomentarius. Amanita muscaria, Oraterellus cornucopioides, Phallus impu-
dicus, Caprinus sp,, Hydnum imbricatum, Agaricus mutabilis, Morchella conica,
Hehella esculenta. In dem späteren T ex te werden noch das Mutterkorn und
der Lerchenschwamm erwähnt.
ferner nennt er Eeisken, Birklinge, Geel-Schwämme (Oantharellus),
Täublinge {Bussulla), Habichschwamm, Stockschwamm oder Opinkel
u. s. w. — Auch in einer zweiten, das Bad Warmbrunn hetreifeuden
Schrift’), führt er einige Pilze auf.
Wiewohl im Anfang des 18. Jahrhunderts die Pilzkunde nach der
alten Methode durch einige bedeutendere Werke, unter diesen die von
Michel i in Florenz (1729) und Gledi tseh in Berlin (1753), weiter
ausgebaut wurde, so wurde doch erst durch die ganz veränderte Betrachtungsweise,
welche Linné den Naturerzeugnissen zuwandte, ein
grundlegender Umschwung auch in diesem Zweige der Botanik hervorgebracht.
Die beschreibende Botanik war jetzt fester begründet, die
Kunst, durch genaue Terminologie eine sicher abgegrenzte Zahl von
Arten zu trennen und zu fixiren, gelehrt. Das Studium und die Erkennt-
niss der Species war ein neues Ziel der Wissenschaft geworden. Linné
selbst hatte (1762) natürlich auch die Pilze seinem System eingereiht,
aber er selbst hatte nicht viel mehr als 200 Arten unterschieden, bald
aber wandte sieh eine grosse Zahl von Forschem nach seiner Methode
dieser Klasse zu, in Deutschland besonders Bat seh (1783—1789),
Schaef fe r (1759—1774), Tode 1790, für Frankreich besonders
Bul l ia rd (1780 — 1789), in England Bolton (1795), Sowerby
(1796). Auf der Höhe dieser Periode stehen die Darstellungen von
Per soon, dessen Synopsis fungorum (1801) für lange Zeit die Richtschnur
der PUzsystematik gewesen ist. Allen diesen Männern war es
darum zu thun, die fest gebildeten Arten, ohne Hinblick auf praktische
Nebenzwecke zu erkennen und durch genaue Wiedergabe fester Merkmale
zu unterscheiden und zu befestigen. Die Pixirung der Formen
durch Zeichnung und farbentreue Abbildungen gehört zu den Hauptverdiensten
der Mitarbeiter in dieser Periode.
Aus dem ersten Abschnitte dieses Zeitraumes (1779) stammt ein
Verzeichniss der Schlesischen Pilze in Graf H. G. Ma t tusohka’s Aufzählung
der Schlesischen Gewächse’’). Es werden dort unter No. 1127
bis 1220 im Ganzen 93 Pilze aufgezählt, welche in Schlesien Vorkommen
sollen. Bei jeder Art werden Schlesische Provinzialnamen, nur
bei wenigen specielle Fundorte angeführt. Der Verfasser steht nocht
fast ganz auf dem L in n é ’sehen Standpunkte, nur bei einigen Arten
1) Hirschbergische warme Bäder in Schlesien u n te r dem Riesengebirg kurze
Beschreibung. Görlitz 1G07— 8- Ed. II. Hirschberg 1619. S. 227—229.
2) Henrici Godefridi comitis de M a t t u s c h k a , L. B. de S p a e t t g e n et
i p p e l t s c h a u , Enumeratio Stirpium in Silesia sponte To. . crescentiuin. Vratislaviae
MDCCLXXIX.
r ‘ I
fi i :