
Öffentlichte'), hat er Verzeichnisse von ihm bemerkenswerth erscheinenden,
in der Umgegend von Hoyerswerda gefundenen Pilzen”) und
Abbildungen derselben in Sturm’s deutscher Flora”) gegeben, viele
Proben auch in Ra b e n h o r s t ’s Exsiccaten mitgetheOt^). — In den
Verzeichnissen sind 344 Pilzformen aufgefülu-t, fast sämmtlioh von
ihm neu aufgestellte Arten, meist Hyphomyceten und Goniomyceten.
72 derselben hat er abgehildet.
Die neuesten Fortschritte verdankt die Mykologie ihrem engeren
Anschluss an die allgemeine Botanik, der Uebertragung der seit
Schle iden, Mo hl und Schacht so weit geförderten Kenntnisse
über ZeUbildung und Entwicklung der Pflanzenelemente auf ihr Gebiet,
des Studiums der Entwicklungsgeschichte überhaupt. Gerade für die
Mykologie erwuchs hieraus ein neues Arbeitsfeld, welches vorher ganz
ungeahnte Einsicht in den gesammten Zusammenhang des Pilzsystems
und einzelner Formen untereinander gewährte. Mit welchem Eifer und
mit welcher Genauigkeit die neuen Beobachtungsmethoden: continuirliche
Beobachtung und Cultur, verfolgt, und mit welcher Schnelligkeit sie zu
immer vollkommeneren Methoden bis in die neueste Zeit ausgehildet
worden sind, zeigen die in dieser Hinsicht umfassendsten und erfolgreichsten
Arbeiten der Gebrüder R. und L. Tula s ne, A. de Bar y ’s
und 0. Brefeld ’s zur Genüge.
Zu gleicher Zeit war besonders durch die Arbeiten von J. Unger
die Aufmerksamkeit auf die Einwirkung der Pilze auf ihr Substrat,
besonders auf die durch sie bedingten Pflanzenkrankheiten gerichtet
worden. Die schon berührten Culturversuche brachten neues Licht
darüber und erhöhten das Interesse für weitere Forschung. So wurde
wieder die praktische Seite der Pilzkunde ein Ziel der wissenschaftlichen
Forschung, die durch Pilze verursachten Krankheiten der Pflanzen
und der Thiere, die physiologischen und chemischen Processe, welche
D Wirkung des Arseniks a n f lebende Vegetabilien. Bot. Zeitg. 1848.
S. 409. [Alternaria chartarum Preuss. au f Fliegenpapier). — U e b er Aufbewahrung
mikroskopischer P räp a ra te . Das. 1851. S, 448. — Litterarisch e Gegenbemerkungen.
Das. 1852. S. 501.
2) Uebersicht untersuchter Pilze, besonders aus der Umgegend von H oye rswerda
von G. J. P r e u s s . Liunaea X X IV . p. 99 — 153. X X V . p. 7 1 - 8 0 ,
723—742. X X V I. p. 7 0 5 -7 2 5 .
3) Dr. J a c o b S t u r m ’s Deutschlands F lo ra, fortgesetzt von Dr. W .
S t u rm . III, Abtheilung. Die Pilze Deutschlands. Heft 25. 26. 29. 30. 35.
36. (1851).
«) Klotschii herbarium mycologicum contin. L. R a b e n h o r s t cent. 13— 16.
(1 8 5 0 -5 2 ).
die im Haushalt des Menschen wichtigen Pilze eingingen, und schliesslich
die Ergründung der minutiösen Organismen, welche die epidemischen
und endemischen Erkrankungen der Menschen verursachten, boten ein
neues Forschungsgebiet, dessen Grenzen voraussichtlich in langen Jahren
noch nicht erreicht werden können.
Auch diese Richtung wurde in Schlesien schnell aufgenommen, und
es waren namentlich die Lehrer der Universität in Breslau und
die mit ihnen in Beziehung stehenden Botaniker, welche sie eifrig
förderten.
Vor Allen ist hier Prof. H. R. Goepper t (geb. 1800 zu
Sprottau, gest. 18. Mai 1884 zu Breslau) hervorzulieben, welcher
seine ganze langjährige Lehrthätigkeit hindurch (er war seit 1831
ausserordentlicher, seit 1841 ordentlicher Professor der Medicin und
Botanik und seit 1851 Director des Botanischen Gartens in Breslau)
der Pilzkunde sein eifrigstes Interesse schenkte und dafür nach
jeder Richtung hin anregend thätig war. Namentlich berührten
ihn die hier einschlagenden praktischen Fragen: Pflanzenkrankheiten,
essbare und giftige, ökonomisch wichtige Pilze. — Schon im Jahre
1845 berichtete er über die damals zuerst in Schlesien aufgetretene
Kartoffelkrankheit'). Den Pilz derselben fand er zu der Zeit nicht
auf, er studirte aber die Art der fortschreitenden Fäulniss und den
Einfluss der kranken Kartoffeln auf die damit gefütterten Thiere. —
1846 berichtet er über den Rost des Getreides”). 1852 lenkte er
als Erster die Aufmerksamkeit der Forstleute darauf hin, dass die
vielbesprochene und gefürchtete Schütte-Krankheit der Kiefern durch
das parasitäre Waohsthum von Hysterium pinastri hervorgerufen ist,
und vertheidigte trotz vielfacher Widersprüche diese Annahme ”), welche
die neuen Forschungen wohl als sicher erwiesen haben. — In demselben
Jahre untersuchte er das Wasser bei Schweidnitz, welches durch
Einleiten der Abwässer einer Melassefabrik in stinkende Fäulniss übergegangen
war und constatirte Mer zuerst das massenhafte Auftreten
von Leptomitus lacteus eine Plage, die sich bis in die neueste Zeit
hinein unter ähnlichen Verhältnissen eingefunden hat. — 1853 bot ihm
das erste Auftreten der Traubenkrankheit in Schlesien Veranlassung, die
Entstehung dieser Krankheit und den ihr zu Grunde liegenden Pilz zu
1) Schles. Zeitung 1845. N o. 247. — Bericht der Schlesischen Gesellschaft
1845. S. 7 0 - 7 2 .
2) Bericht der Schles. Ges. 1846. S. 7 0—72.
3) Verhandlungen des Schlesischen Forstvereins. 1852 u. folg. Jahr.
4) Ueber Leptomitus lacteus in der Weistritz. Bericht der Sclilesischen
Gesellschaft. 1852. S. 54—62.
Krypt. F lo ra III, 2
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