
Interessen berilhren, müssen wir auch das Auftreten von nicht endemischen
Seuchen erklären, bei denen die Ausbreitung als gleichbedeutend
mit der Einführung und Entwicklung der ihnen zu Grunde
liegenden Schizomyceten zu erachten ist. So wurde ja die Provinz
zu verschiedenen Malen von Cholera und Rückfalltyphus befallen. Der
Pilz der Cholera hat sich so wenig dauernd in Schlesien erhalten als
in den übrigen ausserhalb Indiens gelegenen Landstrichen, ob aber
die Spirochäte des Eüokfalltyphus doch nicht vielleicht seit ihrer Einwanderung
dauernd in der Provinz verblieben ist, (ist noch ungewiss,
und es ist nur zu hoffen, dass sie wieder dauernd zurUckgedrängt
werden möge.
III.
Allgemeine Morphologie nnd Biologie').
Begrenzung der Abtheilung: Pilze. Die Ordnung der Pilze
war hei älteren Autoren, so namentlich hei Lin n é ”), fast nur
in volksthümlichei' Auffassung auf die grossen Hutpilze und Schwämme
beschränkt. Ganz allmählich hat sich der Umfang der Klasse
derartig erweitert, -dass in ihr viele, zum Theil weit von einander
abweichende, und nur durch die bei ihnen gemeinschaftliche Abwesenheit
bestimmter Merkmale zusammenstimmende Organismen vereinigt
sind.
Es werden jetzt zu dieser Ahtheilung alle diejenigen Sporenpflanzen
gerechnet, bei denen im äusseren Aufbaue eine Abgliederung in
Stamm und Blatt, in der Gewehshildung eine Sonderung in Grundgewebe
nnd Fibrovasalstränge nicht eintritt, und welche in keinem
ihrer Theile einen Stoff enthalten, bei dessen Vorhandensein Kohlensäure
unter Ausscheidung von Sauerstoff zersetzt wird. Unter den
letzterwähnten Stoffen begreift man bestimmte grüngefärbte Stoffe
(Chlorophyll - Farbstoffe) ; die Abwesenheit solcher Farbstoffe gehört
also zu den Hauptmerkmalen der Pilze.
Die Eintheilung der Pflanzen in Samen- und Sporenpflanzen, welche
im Erfolge genau der älteren Eintheilung in Phanerogamen und Kryp-
1) Die Gesammtdarstellung der Mykologie vom allgemeinen Gesichtspunkte
findet man in: A. D e B a r y , Vergleichende Morphologie und Biologie der
Pilze, Myeetozoen und Bacterien. Leipzig 1884.
Z) L i n n é s tellt jedoch schon die Gattung d/wco)' u n te r die Fungi, welche
au sse r Mucor nach jetzigem Begriff, auch Aspergillus, Pénicillium, Erysiphe
und Fuligo umfasst.
togamen entspricht, ist eine scharfe, von der Natur gegebene. Sie beruht
darauf, dass bei den Samenpflanzen der Ruhezustand der Pflanze, durch
welchen dieArt erhalten wird, in ein weit entwickeltes Produkt der Befruchtung,
den Samen, gelegt ist, während bei den Sporenpflanzen der Ruhezustand
durch eine einfache Zelle, die Spore, vertreten ist, und durch
solche Sporen die Erhaltung der Art gesichert wird.
Wenn man von den Sporen-Pflanzen die natürliche Gruppe von
Familien ahlöst, welche sich bei einer Befruchtung unter Mitwirkung
von Spermatozoiden durch Bildung eines Vorkeimes auszeichnen, so
bleibt ein nur durch dieses negative Merkmal hezeichneter Best übrig,
der die Abtheilung der Thallophyten ausmacht, und unter diesen werden
wieder die Pilze nur durch das negative Merkmal, den Mangel
des charakteristischen Farbstoffes, abgeschieden.
Die am einfachsten organisirten Thallophyten stehen den niederen
Thieren so nahe, dass es sehr schwer ist eine Grenze zu finden.
Dies ist schon für einen Theil der sogenannten niederen Algen der
Fall, denn bekanntlich kommen chlorophyllhaltige Körner auch bei
manchen unzweifelhaften Infusorien, z. B. Ophrydium versatile constant
vor, und manche grüne Flagellaten, wie z. B. Euglena- kxi&a.
könnten eben so berechtigt zu den Algen gerechnet werden, wie die
Vohocineen andererseits manchmal in die Infusorien-Abtheilung der
Flagellaten gezogen werden.
Bei den niedrigst organisirten Pilzen ist diese Abgrenzung noch
viel schwieriger, weil der Mangel des bestimmten Farbstoffes und die
Ernährungsweise beiden Klassen gemeinsam ist. Da die Bewegungs ■
erscheinungen, sowohl die schwärmende Bewegung der Bacterien und
CÄj/irÄm-Sehwärmer, als auch die strömende Bewegung der Plasmodien,
auch bei Organen oder Gebilden unzweifelhafter Pflanzen vorkommt,
bildet auch eine Bewegung an und für sich keine Grenzscheide
zwischen beiden Gebieten. Nur da, wo es unzweifelhaft wird, dass
eine bestimmte Willensäusserung in Thätigkeit tritt, nehmen wir an,
dass die Grenze des Thierreiches überschritten ist. Die Willensthä-
tigkeit macht sich uns zuerst wahrnehmbar durch die willkürliche
Bewegung und Nahrungsaufnahme, und wir sohliessen schon aus dem
Vorhandensein von Organen, die für diese Bethätigung bestimmt sind,
oder selbst ihrer Rudimente (einer Mundöffnung, Bewegungshorste),
auf die Thiernatur, während ein sichtbares Grenzmerkmal für unzweifelhafte
Pflanzen erst bei viel entfernter liegenden Gruppen (zuerst
bei den Pythiaceen) in der Mycelkeimung zu finden ist.
Mit dem meisten Anschein von Berechtigung wird man annehmen
können, dass eine scharfe Scheidegrenze zwischen niedersten Pilzen