
Morphologie und Biologie. Die Ustiiagineen besitzen
zweierlei Arten von Sporen: derbwandige Da u e r s p o r e n und
zartwandige C o n i d i e n s p o r en (Sporidien).
Die Dauersporen haben einen gieichmässigen, farbiosen Inhalt
uud eine derbe Membran. Diese besteht aus einem dünnen farblosen
Endospor, welches den Inhalt einscbliesst und einem dicken
Epispor, welches meist gefärbt (gelblich, gelbbraun, olivenbrauu,
schwarz, fleischfarben, violett), oft deutlich mehrschichtig (z. B. bei
Entyloma-krtei\), häutig mit punktförmigen, streifenförmigen, stachligen,
netzförmigen Verdickungen versehen ist. Bei einzelnen Gattungen
{Schizonell a , T o l y p o s p o r ium, Sehr o e t e r ia , Sorospo-
r ium, Thecaphor a , D oas sans ia) sind die Sporen zu zwei oder
gruppenweise zu S po r e n b a l l e n vereinigt. Bei Uroc y s t i s sind
die typisch gebildeten Dauersporen, entweder einzeln oder zn mehreren
vereinigt, von einer ans kleineren farblosen Zellen gebildeten
Hülle umgeben.
Die Sporidien sind viel kleiner als die Dauersporen, elliptisch,
eiförmig, spindelförmig oder langgestreckt-eylindrisch bis fadenförmig,
mit gleichmässigem farblosem Inhalt nnd glatter, dünner
farbloser Membran.
Bei der Keimung der Dauersporen wird das Epispor an einem
Punkte gesprengt nnd es tritt ein Keimsohlauch hervor, welcher
ein beschränktes Wachsthum einhält (Promycel). Er zeigt, eine
für die Ahtheilung und ihre Familien typische Entwickelung,
und stellt eine erste Generation des Pilzes dar, welche sich ausserhalb
der Nährpflanze entwickelt.
Man kann dabei zwei seharfgetrenute Typen unterscheiden.
Bei den U s t i l a g i n a c e e n theilt sich das Promycel durch 1—3
Querwände in 2—4 Glieder. Die Sporidien bilden sich hier au
den Scheidewänden einzeln oder zn mehreren, manchmal sofort
O s c a r B r e f e l d , Botanische Untersuchungen über Hefenpilze. For tsetzung
der Schimmelpilze. V. Heft: die Brandpilze. Leipzig 1883.
C. B i s c h , Blntwickelungsgeschichte von Doassansia SatjiUariae. (Bcriclite
der deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. H. Berlin 1884.)
J. K ü l i i i , Paipolopsis IrmiscUae ein neuer Pflanzenparasit uusers B'loreii-
gebietes (Irinischia II, 1882).
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Zeitung 1883.)
C. W e b e r , ü e b e r den Pilz der Wurzelauschwellungeu von Juncus bufo-
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(Extr. des Mémoires de l’Académie impériale des sciences de St.
Pete rsburg. S. VH. T. XXXI I , 1884.)
paarweise verbunden, oftauch zugleich an den Enden des Promycels,
aber hier nur einzeln; sie sind elliptisch, eiförmig oder spindelförmig.
— Manchmal zerfallen die Promycelien direct in ihre Glieder, die
daun wie die Sporidien selbst sich weiter entwickeln. — Bei den
Tillef/iaceen findet eine typische Gliederung des Promycels nicht
statt, die Sporidien bilden sieh aus an den Enden der Promycelien,
und zwar bei den eigentlichen Til let ieen in kranzförmigen
Gruppen, bei den Thecaph oreen einzeln (aber bei Schroete r ia
mehrere hintereinander, kettenförmig verbunden).
In sehr vielen Fällen verbinden sie sich nach der Reife, entweder
nach dem Abfallen, oder während sie noch au dem Promycel
ansitzen, zu je zwei durch einen kurzen Verbindungssohlaneh, ein
Vorgang, welchen De Ba ry als einen den Sexualprocessen analogen
Vorgang ( Copul a t ion) ansieht. Jedentäls ist diese Copulation
der Sporidien in ihrer Regelmässigkeit bei vielen Arten ein für
die Ordnung der Us t i lagineen typisches Entwicklungs-Moment.
Hierin schliessen sich die Us t i lagine en an die Protomyceten an.
In vielen Fällen paaren sich jedoch die Sporidien nicht, und
entwickeln sich weiter wie die gepaarten. Erfolgt die Keimung
im Wasser, so wird bei der Weiterentwickelung ein dünner Keim-
schlaucb getrieben, welcher in die jungen Gewebe keimender
Nährpflanzen (in den untersten Knoten des Stengelehens, in das
erste Scheidenblatt, Basis des Wurzelchens) oder sehr junger
Sprossen eindringt.
Anch die einzelnen Glieder des Promycel können Keim-
sehläuche, die iu die Nährpflanze eindringen, bilden, entweder
direct oder nach vorhergegangener Paarung
Trifft der Keimschlauoh nicht auf Nährboden, so kann er
sein Wachsthum nach kurzer Zeit einstellen und eine secundäre
Sporidie bilden, von der sich derselbe Vorgang weiter wiederho
len kann.
In Nährlösung zeigen nach Br e f e l d ’s Untersuchungen die
Sporidien eine andere Entwickelung. Sie gehen iu vielen Fällen
(so bei den meisten Ustilago-kxiQn) eine ausserordentlich üppige
hef euar t ige Spros sung ein. Die Gestalt der einzelnen S p r o s s zell
eu ist gewöhnlich der der ursprünglichen Sporidien gleich
oder ähnlich, die verzweigten Sprossungs-Ketten von einer typischen
Hefe- (Saccharompces - ) Sprossung nicht zu unterscheiden.
Jede einzelne S p r o s s z e l l e kann sich wie eine Sporidie weiter-
eutwickeln. — In anderen Fällen (so besonders bei Ti l le t ia, The-
oaphora) bilden sich in Nährlösungen aus den Sporidien reiche
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