II. Jungermanniaceae und III. Anthocerotaceae; die beiden ersteren wieder in
Schizocarpae und Cleistocarpae. Die sjialtfrüchtigen Jungermanniaceen gliedern
sich in Anomogamae (das Perichätium gipfelständig oder an eigenen Aestchen,
die seitlich aus der Veiitralfläche entspringen) und Ilomogamae; letztere wieder in
t/u'si/ioyamae (jeder fertile Zweig entspringt aus der Achsel eines Amphigastriums)
und Acrogamae (die ¥ Inilorescenz gipfelständig am St. oder dessen Innovationen,
später durch Auswachsen von Seitensprossen aus den Achseln vegetativer Bl.
scheinbar seitenständig). — Unter T h a la m o m i t r i e a e begreift S. 0 . L in d b e r g
alle die Lebermoose, bei denen sieb an der Bildung der Haube ausser dem Archegonium
auch noch der Blüthenboden betheiligt, z. B. Aneura, Trichocolea etc.,
während er unter G y n o m i t r i e a e alle übrigen ziisammenfasst, hei denen
die Haube aus dom Archegonium allein entsteht, doch trägt auch hier die
Haube bei vielen Arten, z. B. Alicularia minor etc., einen Theil der verödeten
Archegonien, in welchen I ’ällen folglich die Entwickelung der Calyptra von
einer Wucherung des St.gewehes begleitet wurde.
Die Namen, welche S. F. G r a y , Natural Arrangement t>f British Plants,
1821, für einige Lebermoosgattungen wählte, sind Personennamen (Alatthaeus
B a z z a n i u s , Guilelmus C a v e n d i s h i u s , Nicolaus O e s iu s , Thomas H e r b e r t ,
Jacobus K a n t , Ascanius L i p p i u s , Joannes Gregorius A la r c h e s in iu s , Ohri-
stinus M a r t i n e l l i u s , Franciscus A la u r o c e n u s , Guilelmus M y l iu s , Stanislaus
N a r d i u s , Lazarus P a l l a v i c i n i u s , Josephus del P a p a , Oosmus P i c c
a r d iu s , Tiberius S c a l iu s ) und sämmtlich aus der Vorrede von M ic h e li:
Nova plantarum genera (1729) entnommen. Um diese Namen in Einklang
mit den Gesetzen der bot. Nomenclatur zu bringen, wurde von C a r r i n g to n
die Endung us in a verwandelt, weshalb Du M o r t i e r (Hepaticae Europae)
Veranlassung nimmt zu Gunsten seiner Nomenclatur die G r a y ’schen Namen
zu verwerfen. Uns berührt diese Streitfrage nicht, weil wir es bei den eingebürgerten
Namen der Syn. Hep. von G. L. <& N. belassen.
1. Gatt. Haplomitrium N. v. E. darf weiier bei den Gymnomilrieae,
noch bei den Fossomhronieae eingereilit werden, sondern die Pfl. ist schon
wegen ihres multilateralen Wuchses bestimmt, an der Spitze der Lebermoose
eine eigene Ordnung zu bilden.
2. Gatt. Gymuomitrium N. v. E. gehört zu denjenigen bebl. Lebermoosen
(Sarcoscyphus, Scapania, Jungerm. Sect. 1, Radula, Lejeunia etc.), bei
denen die Insertion der Bl. nicht in einer, sondern in zw e i Ebenen liegt, die
sich dem Grunde des St. schneiden, so dass der Bl.grund gegen die Sprossspitze
einen offenen Winkel bildet. Bel Gymnomitrium und Sarcoscyphus erscheint
das Bl. durch die zusammengebogeiien Bl.liälften mehr oder minder kahnför-
raig-hohl (doch kann es nicht kielig genannt werden wie pag. 24G); da jedoch
die Bl.hälften einander gleich sind nnd jedes Bl. (bei gedrängter Stellung) das
iiäclistobere derselben Reihe umfasst, decken sich die Bl. weder oberschläclitlg
noch unterschlächtig.
4. Gatt. Sarcoscyphus C o rd a . — Die Gattung Nardius Gray umfasste
ursprünglich 3 Arten: N. scalaris (Schrad.), N . compressus (Hook.) und N.
emarginatus (Ehrh.), also die von C o r d a 1828 unterschiedenen beiden Gatt.
Alicularia und Sarcoscyphus, doch werden neuerdings auch Jung, obovata N.
V. E., Jung, hyalina Lyell, Jung, crenulata Smith und Jung, gracillima Smith
hierher gezogen, so dass L in d b e r g die Gatt. Nardia je tz t in 3 Subg.
zerlegt: a. E u c a l y x L in d b . (die genannten Jimg), b. M e s o p h y lla (Dum.)
Lindb. (Alicularia Corda) und c. M a r s u p e l la (Dum.) Lindb. (Sarcoscyphus
Corda). Bei diesen Pfl. ist der Kelch, wie man zu sagen pflegt, mit den
Hüllbl verwachsen, doch besteht diese Gattung aus Arten, die nach der BL-
insertion 2 verschiedenen Reihen aiigehören, und die andrerseits theils rudimentäre
(Alicularia et Sarcosc.), theils völlig entwickelte Kelche (Eucalyx) aufzu-
weiseii haben, so dass auch die Einreihung von Gymnomitrium, bei welchem
der Kelch bis auf 0 verkümmert ist, keine Schwierigkeit bereiten dürfte.
Schon deshalb empfiehlt es sich, die Gatt. Sarcoscyphus und Alicularia nicht
mit einander zu verschmelzen.
4. Sarcoscyphus E h rh a r ti roh u stu s DNtr. Comm. soc. critt. Ital. Nn. 2.
wächst nach der Beschreibung in breiten und dichten Teppichen. St. aufrecht,
V k Cm. h., aus der Spitze sprossend, kräftig, fast cylindrisch, dachziegelig
2zeilig beblättert. Bl. olivenfarben oder röthlich, ausgebreitet fast kreisrund,
mit einer halbmondförmigen oder stumpfwinkeligen Bucht, Lappen ganz kurz,
abgerundet oder sehr stumpfwinkelig, oft ungleich. Involucrum verlängertverkehrtkegelig,
länger als die Praeinvolucralbl. Bl. des Involucrums an dem
freien verbreiterten Theile stumpfwinkelig ausgerandet und nicht selten am Saume
entfärbt. Die 4 Segmente des Perianthiums 3 eckig, bisweilen durch Zerreissen
2 theilig, stets bis an den äussersten Rand der Involucralbl. heranreichend.
S. O. L in d b e r g erhob diese Form, welche in Finnland häufig gefunden
wird, zur Art und nannte sie Nardia robusta (DNtr.) Lindb. Aus den
Bemerkungen C a r r i n g t o n ’s (Brit. Hep. p. 16), der diese Art bei N. emarginata
n major Carr. einreiht, geht hervor, dass N. robusta Lindb. völlig
unserm s. Ehrharti b. aquaticus N. v. E. entspricht, also auch Formen umfasst,
welche DNtr. 1. c. als aquaticus und micranthus (letzterer Ist nach No. 321
im Erb. critt. Ital. = purpureo — hrunneus N. v. E. in v. Ew. EIrb.) beschreibt.
S. Ehrharti rohustus DNtr. ist eben nur ein Typus aus dem Formenkreise
und lediglich auf das Verhältniss der Länge zwischen Involucrum und Perianthium
gegründet.
Zu S. ro h u stu s im erweiterten Sinne sind nach meinem Hrb. folgende
schlesische Standorte zu rechnen, die sämmtlich der EIGb. des Riesengebirges
angehören: Elbgrund, grosse Sclmeegrube, Agnetendorfer Schneegrube, grosser
Teich, im Ausflüsse des kl. Teiches, Melzergrund, Aupa-Abhang und Aupa-
E'all, Schneegraben im Riesengrunde.
5 . Sarcoscyphus sp h a c e la tu s (Gies.) N. v. E. — Inzwischen sah ich die
Originale zu dieser Art, die mir Herr Dr. G o t t s c h e bereitwilligst zur Vergleichung
mittheilte. Diese entsprechen der Beschreibung, zeigen jedoch purpurrothe
Wurzelfasern an den mit kleinen Bl. besetzten Wurzelsprosscn,
welche am Grunde des St. entspringen. Deshalb erhält, wie ich bald ver-
muthcte, S. Ehrharti c. erythrorhizus hier seinen richtigeren Platz, ob jedoch
als Varietät oder als eigene Art, hängt ganz von der Auffassung des Species-
begriffs ab.
Beide Pfl. zeigen in der Bildung des S t., im Bl.zellnetz, in der Anlage
der Geschlechtsorgane und deren Umhüllung grosse Uebereinstimimiiig. Der
Querdurchschnitt des St. ist insofern eigentliümlieh, als er am Umfange von
1 oder 2 Lagen grosser ungefärbter Zellen wie mit einer Rindenschicht
umgeben ist, welche sich von den dickwandigen gebräunten Zellen, die den