den Rindenlappen zweier aufeinander folgender Quirle sehr frühzeitig,
nämlich in einer Zeit, in welcher die Länge des Internodiums noch
von der Breite desselben tibertroffen wird, zusammen, so dass das
Internodium vollständig von einer Rinde bedeckt wird, welche in
ihrer weiteren Ausbildung mit der Dehnung des Internodiums gleichen
Schritt hält. Da die Blätter der aufeinanderfolgenden Quirle alter-
niren, muss dasselbe auch bei den von denselben ausgehenden Rindenlappen
stattfinden, die ungefähr in der Mitte des Internodiums
oder etwas unterhalb derselben mit den Spitzen abwechselnd zwischen
einander greifen, was in späteren Stadien noch deutlicher hervortritt.
Diese Abwechselung wird nur wenig durch den Umstand
gestört, dass in der unteren Hälfte des Internodiums ein Rindenlappen
weniger vorhanden ist als in der oberen, indem dasjenige
Blatt des Quirls, das den Spross in der Achsel trägt, keinen Rindenlappen
nach oben aussendet. Der Zelltheilungsvorgang, durch
welchen aus der Berindungsurzelle die späteren zahlreichen und verschieden
gearteten Rindenzellen hervorgehen, zeigt eine auffallende
Analogie mit dem Entwicklungsgänge am Hauptstrahl des Blattes.
Es bildet sich auch hier zuerst durch horizontale Theilung der jeweiligen
Scheitelzelle eine Reihe primärer Gliederzellen, deren Zahl
eine beschränkte und ungefähr bestimmte ist. Mit Ausnahme einer
oder der beiden letzten theilen sich die primären Gliederzellen abermals
horizontal in 2 ungleiche Tochterzellen, eine in Beziehung auf
die Spitze des Rindenlappens untere, sehr niedrige, an Gestalt einem
Linsenabschnitt vergleichbare, welche eine später sich in die Länge
streckende Dauerzelle ist, der secundären Gliederzelle des Blattes
vergleichbar, und eine obere mit etwas bedeutenderem Längendurchmesser,
welche der primären Knotenzelle des Blatts entspricht und
sich durch senkrechte Wände weiter theilt. Während aber aus der
Knotenzelle des Blatts ein vollständiger Zellkreis um eine Centralzelle
hervorgeht, bildet sich hier, der an den Stengel angepressten
Lage angepasst, nur auf der freien Seite ein Halbkreis peripherischer
Zellen und zwar so, dass die primäre Knotenzelle zuerst jederseits
eine seitliche Zelle abgiebt und zuletzt durch eine der Sten-
geloberfiäche parallele Theilung in eine tiefere versteckte und in eine
oberfiächliche von anssen sichtbare Mittelzelle zerfällt. Die Seiteri-
zellen dehnen sich in der Regel gleich den secundären Gliederzellen
zu langröhrigen Schläuchen aus, während von den beiden kurzbleibenden
Mittelzellen die oberfiächliche oft zu einem Wärzchen oder
Stachel answächst. So entstehen aus einer ürzelle (einem Rindenlappen)
drei zusammengehörige Reihen von Rindenzellen, eine mittlere
aus abwechselnd je einer langgestreckten Zelle nnd einem Paar
übereinander liegender kurzer, Zwischenzellen nnd zwei seitliche aus
unter sich gleichartigen langgestreckten Zellen.
Eine anf diese Weise ausgebildete Stengelberindung muss somit
in dem oberen Theile des Internodiums dreimal so viele Reihen von
Rindenzellen aufweisen, als Blätter im Quirl vorhanden sind; im unteren
Theile des Internodiums um 3 weniger. Die Mit t e Ir eiben
der einzelnen Gebiete (Rindenlappen), welche in der zugehörigen
Hälfte des Internodiums den Blättern opponirt sind, zeigen abwechselnd
röhrig verlängerte und sehr kurze (isodiametrische) Zellen,
welche zu Warzen oder Stacheln auswachsen können, während die
Seitenreihen als gepaarte Zwi s c h e n r e i h en erscheinen, nur aus verlängerten
(gleichartigen) Zellen bestehend und niemals Auswüchse
tragend. So finden wir die Rinde in der Abtheilung der Charae
triplostichae z. B. Gh. fragilis nnd tenuispina, während bei anderen
Arten dadurch, dass die Seitenzellen der benachbarten Gebiete
schon vor ihrer Verlängerung abwechselnd in einandergreifen'), anscheinend
nur je eine Zwischenreihe zwischen zwei Mittelreihen vorhanden
ist: Gharae diplostichae z. B. Gh. foetida"^). Endlich kann
der Fall eintreten, dass die genannten Seitenzellen sich gar nicht
verlängern, sondern der Mittelzelle gleich kurz bleiben und zu Stacheln
auswachsen, wobei die Mittelreihen sieh unmittelbar aneinanderschlies-
s e n : Gharae haplostichae z. B, Gh. crinita. Bei allen diesen Modi-
ficationen ist die Berindung eine vollkommene, wesentlich aus deu
gleichen Zellelementen zusammengesetzte. Viel seltener sind die
Fälle, in welchen die Bildung der Rinde im eigentlichen Sinne des
Worts eine unvollkommene d. i. auf einer niederen Stufe zurückbleibende
ist, indem entweder bloss Reihen primärer Gliederzellen gebildet
werden (Gh. imperfecta) oder die weitere Theilung der Knotenzellen
fehlt (Lychnothamnus harbatus). In beiden Fällen schliessen
die allein vorhandenen Mittelreihen seitlich nicht zusammen, sondern
lassen freie Räume zwischen sich.
Die Berindungsverhältnisse des Stengels sind für die Unterscheidung
der Arten von besonderer Wichtigkeit,. wesshalb noch einige
niinder wesentliche Verschiedenheiten derselben Erwähnung verdienen.
Die röhrigen Zellen der Mittel- und Zwischenreihen können
entweder von gleicher oder verschiedener Stärke sein. Im ersten
1) Wie die Seiteiiährcheu von Hordeum vulgare.
2) Schwankungen zwischen dreireihiger und zweireihiger Berindung finden
sich bei Ghara aspera.