excurs. 1830— 32) oder doch an Geratophyllum angereiht bei F r i e s
{Summ, veget. Scandin.). Vorlinnéische Botaniker ( Bauhin, Plu-
kene t , Mo r i s o n , She r a rd) wussten sie selbst dem Namen nach
von Hippuris und Eipuisetum nicht zu unterscheiden, bis Va i l l a n t
(Hist, de l’Acad. royal, d. sc. 1719) sie aus dieser unnatürlichen
Verbindung trennte und nicht nur für die Kenntniss der Gattung,
sondern selbst für die Unterscheidung der Arten den ersten Grund
legte. Der Familienname Gharaceae wurde zuerst von Lo u i s
Cl aude R i c h a r d in Humh. et Bonpl. nov. gen. I. (1815) und von
Ach. Ri cha rd in den Elemens de Botanique (1819) gebraucht.
Die älteren Botaniker suchten die Fortpflanzungsorgane der Characeen
nach Art der Phanerogamenbliithe zu erklären; sie nahmen
ein Stamen an, das eine Anthere ohne Filament darstelle, ein Pistill
mit 3— 6theiliger Narbe und einem Fruchtknoten, der bald als ein-
samig, bald als vielsamig betrachtet wurde, während die reife Frucht
bald als Nuss, bald als Beere bezeichnet wurde. Kelch und Krone
wurden der Blüthe abgesprochen oder auch ein drei- bis fünfblättriger
Kelch angenommen. W a l l r o t h trat zuerst in seinem tractatus
de Gliara Algarum genere (Ännus hot. 1815) entschieden gegen
diese Vorstellungen auf, welche den Characeen ebensowenig als den
übrigen cryptogamischen Gewächsen angemessen seien. Es ist ihm
jedoch nicht gelungen, die wahre Natur der beiden Organe, die er
„glohuli“ und „nuculae“ nennt, zn erkennen, indem er den ersteren
die Bedeutung von Knospen znschreibt, die letzteren für vielsamige
(vielsporige) Behälter ansieht. Erst die Erfahrungen von V a u ehe r
(Mém. de la soc. phy s. de Genève 1821) und von Ka u l f u s s über
das Keimen von Ghara (1825) gaben über die Natur der letzeren
als einsporiger Früchte sicheren Aufschluss und führten zu Ergebnissen,
welche theils bestätigt, theils berichtigt und erweitert wurden
durch die späteren Untersuchungen von B i s c h o f f (Grypt. Gew.
1828), C. Mül l e r (bot. Zeit. 1845), VringBl inim {Jahrb.für wiss.
Bot. 1863), N o r d s t e d t (Act. univ. Lund. 1866) und de Ba r y
(bot. Zeit. 1875). Der Nachweis, dass die „glohuli“ Antheridien
d. i. Spermatozoidien erzeugende Gebilde seien, wurde von F r i t s c h e
(über den Pollen 1837), Mey e n (Pflanzenphysiol. 111. 1839), Th u r e t
(Ann. d. sc. nat. 1840 und 1851) und Anderen gegeben, aber erst
1871 der endlich enthüllte Vorgang der Befruchtung selbst von
d e B a r y (Monatsb. d. Berl. AJcad. 1871) beschrieben.
Der morphologische Aufbau ist bei wenigen Pflanzen so vollkommen
erforscht und im Zusammenhang mit der Entwicklungsgeschichte
dargelegt worden, wie bei den Characeen. Die von dem Verfasser
nach den erwähnten Vorarbeiten von Me y e n nnd C. Mül l e r mit
besonderer Würdigung der üntcrsuchungen N a g e i i ’s gegebene Darstellung
derselben {(Monatsb. d. Berl. Ähad. Mai 1852 und Jan. 1853)
wird wesentlich ergänzt durcli die oben gleichfalls schon angeführten
Arbeiten von P r i n g s h e i m , No r d s t e d t nnd de Ba r y , durch
welche die Kenntniss der ersten Entwicklungsvorgänge der keimenden
Pflanze nnd der Existenz einer primären, von den späteren
Sprossen abweichenden Achse, welche man mit dem Vorkeim der
Moose verglichen hat, für die Wissenschaft gewonnen wurde. Die
in fast allen Zellen der Characeen zn beobachtende rotirende Bewegung
des Protoplasmas, welche sonst nirgends im Pflanzenreich in
so anschaulicher Welse auftritt und diese Gewächse für den Physiologen
zu einem unentbehrlichen Demonstrationsgegenstande macht,
wurde schon im vorigen Jahrliundert von Bo na v e n t u r a Cor t i ,
Professor der Physik am Collegium zu Reggio, gesehen und beschrieben'
), von T r e v i r a n u s , nachdem die ersten Beobachtungen bei
den Botanikern in Vergessenheit gerathen waren, im Jahr 1807
gleichsam zum zweiten Mal entdeckt. Von dieser Zeit an wurde
sie ein Gegenstand vielfältiger Beobachtungen, Experimente und
Erklärungsversuche. Es mag genügen ans der reichen Literatur
über diesen Gegenstand an die Arbeiten von Araici , A g a r d h ,
Mey e n , S c h n l t z - S c h u l t z e n s t e i n , V a r l e y , S l a c k , Ha s s a l ,
Du t r o c h e t , nnd namentlich an diejenigen von G o e p p e r t und
Cohn (bot. Zeit. 1849) und von Nä g e l i (Beitr. z. wiss. Bot. II.
1860) zu erinnern. Der gesetzmässige Zusammenhang in den Richtungsverhältnissen
dieser Ströme findet sich in den schon erwähnten
Monatsberichten der Berl. Akademie von dem Verfasser ausführlich
dargelegt.
Die Kenntniss und richtige Sonderung der Arten machte mir
langsame Fortschritte. Während V a i l l a n t bereits 9 Arten auiführt,
welche der Mehrzahl nach eine sichere Bestimmung erlauben, finden
wir bei Li n n é deren nur 4 angenommen, welche verschiedenartige
Deutungen erfahren haben, weil theils mehrere Arten unter einem
Namen vermischt, theils den von Linné selb.stbeobachteten Pflanzen
unzugehörige Citate aus älteren Autoren beigefügt waren. Von
Wi l l d e n ow (Act. Berol. 1803 und Spec. plant. V. 1805) wurde
die Zahl durch Hinzufügung von 5 anssereuropäischen Arten auf 9
erhöht; von P e r s o o n {Synops. plant. II. 1807) auf 14, unter wel-
') Osservazione microscop. sulla Tremella e sulla circolazione del fluido in
una pianta acguajuola. Lucca 1771.