IV. Ordn. Ricciaceae.
Kleine Ijälirige Erd- oder Wassermoose, deren rein g a b e l
ig verzweigter t l ial lnsäbnl icber Stamm meist flach ausgebreitete
Stern- oder strahlenförmige Roset ten bildet. Das
melirscbicbtige Laub besitzt an der Oberseite eine Mittelfurcbe
nnd eine deutliche Epidermi s mit papillenartig vorspringenden
Zellen, iu der Regel aber keine Spaltöffnungen. Darunter liegt
in der ganzen Laubbreite cin grünes Gewebe mit reihenweise
geordneten Chloropbyllzelleu, zwischen denen sieb bei einigen
Arten Lufthöblen bilden, während ein centraler Strang langgestreckter
chloropbyllfreier Zellen sich auf die Laubaxe beschränkt
nnd sich von deu gleichfalls cblorophyllfreien Zellen der Bauchseite
mehr oder niinder deutlicli abgrcuzt. Diese untere Epidermis
zeigt ausser Wurzelliaaren mit einwärts vorspringeuden Papillen,
auch Längsreiben von quergestelltcn 1 zel l schicl i t igen
Lamel len oder Bl.scbuppcu (stets an den Sprossenden), die
sieb später iu 2 Hälften trennen und meist frühzeitig verscliwin-
deu. Die Gescbleclitsorgane entstehen einzeln auf der Oberseite
nnd werden vou den Auswüchsen des Thallus nmbUllt. Die Lage
der ungest iel ten Antheridien markirt sich anf der Oberfläche
des Laubes durch einen meist stiftartig vortretenden Ausfülirungs-
kanal, während die Decke der Fr.höhle sich oberflächlich (bei R.
fluitans unterseits) durch eine warzenförmige Auftreibung kenntlich
macht. Der bleibende Rest des Archegoniumlialses (Griffels)
färbt sich iu der Regel roth. Die unges t i el te kugel ige Kps.
bleibt sammt der Haube im Laube eingesenkt und wird durch
Zerreissung der sie bedeckenden Zellschichten blossgelegt, während
die einschichtige Kps.wandung vor der völligen Sporenreife
ganz aufgelöst wird. Sporen tetraedrisch, gross, meist netzfaltig.
Schleuderer 0.
A nm . Die Sporen entstehen zu 4 In den Mutterzellen und besitzen eine
tetraedrische E'orm mit gewölbter Aussenselte (Grundfläche), an der die netzartigen
'Verdickungen deutlicher entwickelt slud, als au den flachen Seitenflächen,
mit denen die Sporen anelnanderliegen, doch habe ich auch diese nie
völlig glatt gefunden. In der Regel münden die Leisten der Seitenflächen
nicht genau ineinander; deshalb erblickt man an den Sporen einer und derselben
Kps., je nach deren Lage, einen rings geschlossenen, oder stückweise fehlenden,
oft auch stacheligen Saum.
39. Gatt. Riccia Mich.
Da die Ordnung bei uns nur durch eine Gattung vertreten
ist, so wurde iu der vorstehenden Charakteristik auch nur diese
berücksichtigt.
* R i c c i a i. e ig . S i n n e . Erdmoose, Decke der Fr.h ö h le au f der Oberseite des Laubes
als warzige Auftreibung vortretcud.
t Lichenoides Bisch. Laub ohne Lufthöhlen.
§ Lau b rän d er ohne Wimperbaare.
12.5. E . g la u c a (L.). Einhäusig. Laubrosetten bis 2 Cm. im Durchm.,
b e i d e r s e i t s matt b l a u g r ü n , stets glatt, Lacinien verkehrt eiförmig bis
keilförmig und linearisch, flach oder nach den Enden seicht rinnenförmig,^ alle
Lauhränder d ü n n h ä u t i g und meist a n s g e b r e i t e t ; Epidermis mit deutlichen
Papillen; Antheridienstifte walzenförmig vortretend. Reife Sporen b r a u n ,
g e lb l i c h - d u r c h s c h e in e n d , auf allen Flächen durch g l a t t e E'ältchen netzig,
Felder klein, regelmässig 5 oder Geckig, im Durchmesser der convexen Grundfläche
zu 8—10; der d u r c h s c h e in e n d e g e lb e R a n d s a u m glatt. © fr.
September, October.
Auf feuchter nackter Erde und auf Schlamm ln der Eb. und Hgl. durch
das ganze Gebiet gemein. Höchster Standort: Gräfenberg im Gesenke (710 M.).
L in d e n b e r g unterscheidet nach dem Wachsthum 3 Formen: a major Lindenb.
mit verkehrt ei- oder herzförmigen, flachen Lacinien; h. minor L in denb.
mit keilförmigen, oben rinnigen Abschnitten, und c. minima Lindenb.
von hellgrüner Färbung mit schmal linearischen flachen Larinien. Sämmtliche
E'ormen sind bei uns häufig; a major liebt schlammigen und fetten Boden und
1st auf den Schlammbänken der Oder mit B. crystallina weit verbreitet.
126. E. sorocarpa B is c h . Einhäusig. Rosetten bis 1 Cm. im Durchm.
Laub blaugrün, matt, papillenartige Epidermiszellen bald eintrocknend, einige
diirunterllegende Zellschichten chlorophyllfrei, Laubstücke linearisch, Lappen
länglich, zugespitzt oder stumpflich und eingedrückt, u n t e r s e i t s in der ganzen”
Breite stark verdickt und c o n v e x , gleichfarbig, oberseits mit scharfer
Längsfläche, doch n i c h t rinnig, Laubränder flach u n d d ic k . Antheridienstifte
wenig vortretend. Decke der Fr.höhle spaltenförmig berstend. Sporen schwarzbraun,
undurchsichtig, Raiidsaiiin unregelmässig, sehr wenig oder gar n i c h t
diirclmcheincnd; Grundfläche durch g e k ö r n e l t e Leisten netzig mit gleichgrossen,
dickwandigen Feldern (Im Durchm. meist 101; Seitenflächen dicht-
nnd stumpfstachelig. © fr. Herbst nnd Winter.
Bisher nur auf Basaltschutt am Gipfel der Landskroiie bei Görlitz im
Mai 1873 von mir gesammelt, doch wahrscheinlich an ßergabhängen der Ilgl.
weiter verbreitet.
127. R. minima L. e t R a d d i. Einhäusig. Rosetten kaum bis 1 Cm.
im Durchm. Laub oberseits graugrün, matt, unterseits durch Bl.schuppen
d u n k e l v i o l e t t , Laubstücke schmal keilförmig, an der Bauchseite stark kielig,
oberseits durch die s t a r k a u f g e r i c h t e t e n , trocken e i n g e r o l l t e n
dicken Laubränder ausgezeichnet rinnig; Epidermis mit Papillen, doch o h n e
Antheridienstifte. Decke der Fr.höhle spaltenförinig aufspringend. Sporen
tief dunkelbraun, undurchsichtig, m it h o l I c r cm u n d d iir c h s c h e iiie n ile in