22. Gatt. Fossombronia Raddi.
Flaclirasige oder gesellig wachsende, meist saftgrüne Erd-
nnd Schlammmoose, die gewölmlich einen widerlichen Modergeruch
besitzen uud häuiig durch ihre wellig-krause Beblätterung
habituell au Jung, incisa erimieru. St. wenig verbreitert, oberseits
flacli, meist kurz, fest angebeftet, längs der Unterseite
mit laugen, purpurviolet ten Wurzel l iaaren. Bl. ziemlich
schlaf f , trocken kraus, sehr schief inserirt, unterschlächtig,
flach oder etwas aufgerichtet, breit quadratisch, am ge runde ten
Ei idrai ide mit 3 — 5 wel lenförmigen Buchten, oft
noch kleingezähnt; Zellen licht und sehr weit, 5 und 6 eckig,
verschoben bis gestreckt, Wände zart, angulär nicht verdickt;
Cuticula glatt. Antheridien einzeln iu der Nähe von Bl.basen,
zu mehreren hintereinander auf der Dorsalseite, kngelig, gelblich,
Träger fast eben so laug, 4 zellreihig. Archegonien (bei
imsern Arten) dicht oberhalb der Antheridien, einzeln oder zu
mehreren, nackt oder mit einigen kleinen, schmalen Blättchen
(Hüllbl.) gemischt, von denen das eine oder andere zuweilen auch
(wie bei manchen hebl. Jungermi) innerhalb des Kelches zu stehen
kommt. Kelchbildung wie oben. Kps.stiel kurz emporgehoben,
mit kugeliger Basis eingefügt. Kps. kugelig, braun, unregelmässig
zerreisseud oder unregelmässig 4klappig, Wandung
2 scliicbtig, Halbringfasern der innern mehr oder minder deutlich.
Sporen gross, mehrmals breiter als die Schleuderer, ziemlich
ungleich, meist etwas abgeplattet tetraedrisch-rund, netzfaltig,
runzelig oder igelstachelig, Schleuderer hinfällig, mit 2 uud 3
(selten 1, 4 oder 5) getrennten Schraubenbändern.
Anm. Wenn auch diese Gattung in der Bl.bildung mit den bebl. .Tunger-
mannien übereinstimmt, weshalb sie Du M o r t i e r hier neben Lejeunia einreiht,
so kann sie nach der Stellung der Archegonien und der Kelchbildung
doch nur bei den laubigen Lebermoosen ihren Platz behalten; keinesfalls ist
aber auch Haplomitrium bei Fossombronia unterzubringen, sondern dieses merkwürdige
Genus muss an der Spitze der Jungermannien eine selbstständige
Ordnung bilden. — Schon 1868 machte Dr. G o t t s c h e in G. & R. Hep. eur.
bei No. 439 darauf aufmerksam, , dass die europäischen Arten der Gattung
Fossombronia sich am sichersten durch die Sculptur der Spore unterscheiden;
Prof. S. 0 . L in d b e r g ergänzte diese Beobachtung durch Unterscheidung von
3 neuen europ. Arten, die zum Theil mit älteren, bisher ungenügend bekannten
Arten zusammenfallen.
98. P. Dumortieri (H ü b e n . & G e n th .) L in d b . (Oodonia Hüben. &
Genth. Deutschi. Leberm. No. 80. — F. pusilla N. v. E, z. Th. — F . foveo-
lata Lindb.) Einhäusig; Antheridien in der Nähe der Archegonien. G r ö s s e r
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als die folg. und d i c h t r a s i g . Plalbringfasern der innern Kps.wandung gelbbraun,
stark aber meist unvollständig; Sporen gelbbraun bis dunkelbraun, matt,
im mikroskopischen Bilde durch regelmässig n e t z ig in e in a n d e r m ü n d
e n d e , n i e d r i g e F ä l t c h e n (Runzeln) in 12—18 grosse, regelmässig 4—6
eckige, grubige I'elder (Im Durchmesser der Spore stets 5 oder 6) getheilt,
an der Peripherie durch die vorspringeuden E'ältcheii wie dureh kleine, grade,
gelhgesäumte Zähnchen u n d e u t l i c h crenulirt. Schleuderer kurz und ziemlich
dick, Schraubenbäiider (selten 1 und 5) meist 2, 3 und 4. 2| fr.
Spätherbst.
Anf Teicbschlamm und in Torfmooren, bisher nur in der Eb. zerstreut,
wahrscheinlich auch in der Hgl. und allgemein verbreitet. Bunzlau: abgelassene
Fischteiche bei Ndr.-Thomaswaldaii; Schwiebus: im Nicderwitzer Wanzenluche;
Grünberg. In v. Fw. liegt die Art noch in stattlichen Ex. aus Pom
mern: „Binow in turfosis.“ Dieselbe Art wird von J. J a c k in „Lebermoose
Badens“ als F. angulosa Raddi aufgeführt. — L in d b e r g beschreibt die
Schleuderer: „elateres breviüsculi et sat angusti . . . . duas, raro unam vel tres
spiras;“ während ich in den meisten E'ällen 3 und 4 Spiralbänder^ sah, es
scheinen demnach die Schleuderer für die Unterscheidung der Arten nur
geringen Werth zu besitzen. — Am nächsten verwandt ist die mir bis jetzt
noch unbekannte F. in c u r v a L in d b ., die bei Helsingfors in f'innlaud gesammelt
wurde. Sie ist 2 häusig und wächst vereinzelt; ihre Sporen sind nur
halb so gross, schwarz-violett, regelmässig netzig-faltig, mit sehr kleinen und
zahlreichen (24—30) Feldern, deren niedrige, dunkle i'ältchen am Rande nicht
vorspringen.
99. P. cristata L in d b . (Jungerm. Wondraczelci Corda. — F. pusilla
ß capitata N. v. E. — F. Wondraczelci Dmrt.) Einhäusig, wie vor. Gesellig
und heerdenweise, k l e i n e r , St. am Ende oft schopfig-kraus und dann der
Jung, incisa habituell ähnlich. Halhringfasern der innern Kps.schiebt sehr
unvollständig, bräunllch-gelb. Sporen gelbbraun, am Rande dunkler, welligrunzelig,
im mikroskopischen Bilde am R a n d e durch die vorspringenden
Fältchen k am m a r t ig m it 28 — 36 s c h a r f e n Z ä h n c h e n , i 'ä l t c h e n s c h i e f
a u f s t e i g e n d , f a s t p a r a l l e l , g e s c h l ä n g e l t u n d s c h ö n w e l l ig , sehr
ungleichlang u nd gegen den Scheitel der Spore oft in Wärzchen aufgelöst,
seltener verschwindend oder zu wenigen (6—0) unregelmässigen Feldern dicht
zusammenfliessend. Schleuderer kurz und ziemlich dick, Spiralbänder meist 2
(selten 1 oder 3), bräunlich-gelb. 2\. fr. Juli — October.
Auf feuchten, thonigen Waldwegen, an Gräben und auf feuchten Aeckern
von der Eb. bis in die niedere Bg. weit verbreitet und ungleich häufiger als
die vor. Hierher gehören sämmtliche Pfl. von zahlreichen Standorten am
i'usse des Riesengebirges in v. Fw. Hrb. Höchster Standort: Gräfenberg im
Gesenke (710 M.). C o r d a ’s Beschreibung und Zeichnung von J. Wondra-
czcla in S tu rm Deutschi. i'l. H. Heft 19 und 20 ist in der Hauptsache ganz
unrichtig. Dem Prinzip zu Liebe müsste nun zwar der C o r d a ’sche Name
vorangestellt werden, wie es Du M o r t i e r geth.an hat, doch wäre das eine
Ungerechtigkeit gegen S. 0 . L in d b e r g , dem wir erst diese Aufschlüsse verdanken.
Jedenfalls ist und bleibt es mit der starren Durchführung des Prioritätsprinzips
eine missliche Sache!