Theil Schlesiens (Glogau mit den Odersümpfen bis an die Grenze,
Grttnberg), ebenso der südwestlichste an Polen, Galizien und Mähren
grenzende (Pless, Ratibor) verdienen namentlich genauere Erforschung
und auch der westlicliste an Tümpeln reiche Zipfel (Hoyerswerda),
der schon manche seltnere Arten geliefert hat, ist wohl noch nicht
genügend ansgebeutet. Aus den höheren Gebirgsgegenden liegt von
Characeen noch gar nichts vor, wiewohl dieselben anderwärts bis zu
bedeutender (in der Schweiz bis zu 7000 Fuss) Höhe emporsteigen.
Im Kalkgebiete der süddeutschen Alpen und Voralpen sind die
Characeen in grösseren und kleineren Gebirgsseen, in Torfiöchern,
Wiesenbächen und au quelligen Orten, an solchen zuweilen nnr unvollständig
vom Wasser überfluthet, reichlich vertreten; die geologische
Constitution der schlesischen Gebirge scheint ihrem Vorkommen
weniger günstig zn sein. Nach dem Angefülirten ist zu erwarten
, dass die Characeentlora Schlesiens sich künftig noch etwas
bereichern wird, und dürften als Arten, deren Auffindung fast mit
Sicherheit vorhergesagt werden kann, Chara ceratophylla, intermedia
und rudis genannt werden, als minder gewiss, aber doch nicht unwahrscheinlich:
Ghara tenuispina, (fragilis) delicatula, juhata, coro-
nata, Lychnothamnus harhatus, Tolypella prolifera, Nitella hatracho-
sperma. Im Folgenden werden desshalb auch diese Arten, jedoch
ohne Zählung, an ihrer Stelle kurz characterisirt werden.
Das Verhältniss der schlesischen Characeentlora zu der anderer
Gegenden Deutschlands lässt sich ans der nachfolgenden Tabelle
anf Seite 366 ersehen.
In der Reihe I. sind alle aus D e u t s c h l a n d , O e s t e r r e i c h und
der S c h w e i z bekannten Characeen aufgeführt, von denen diejenigen,
die auf specifische Anerkennung keinen vollgültigen Anspruch machen
können, mit * bezeichnet sind. Es ergiebt sich danach eine doppelte
Zählung: die kleinere Zahl ist die der constanten Arten, die
grössere nimmt diejenigen mit auf, welche, wenn sie auch stellenweise
mit einer gewissen Beständigkeit auftreten, doch anderwärts
durch nachweisbare üebergänge mit den Hauptarten verbunden erscheinen.
Ein Fragezeichen wurde beigefügt, wenn der Verfasser
Exemplare ans dem betreffenden Gebiet nicht gesehen oder ein
Zweifel an der Angabe des Fundortes obwaltet. Die Zahl der deutschen
Arten in der angegebenen Ausdehnung beträgt 33 (43), während
die der europäischen im Ganzen bei entsprechender Beurtheilung
des Werthes der Arten sich auf 41 (52) beläuft. Unter den aufgeführten
besonderen Gebieten übertrifft an Reichthum der Arten alle
übrigen das Gebiet IV, B r an d e n b u r g , mit 25 (29), was seine
Erklärung in Verbindung mit dem Reichthum günstiger Localitäten in
dem Umstande findet, dass es unter allen das am emsigsten durchsuchte
ist. Zu den Seltenheiten und Eigenthümlichkeiten desselben gehören
Lychnothamnus harbatus, Ghara scoparia, Gh. tenuispina und die
für die grossen Landseen characteristischen Arten: Ghara stelligera,
ceratophylla, jubata, intermedia und rudis. Hierauf folgt nach dem
Artenreichthum V, Pommer n und P r e u s s e n zusammenfassend,
mit 23 (29) Arten, unter denen die der brakischen Gewässer an den
Küsten der Ostsee: Tolypella nidifica, Lychnothamnus Wallrothii,
Ghara crinita, baltica, distans, hórrida, connivens bezeichnend sind.
Hierauf III, die Rh e in la n de von der Schweizer bis an die Belgische
Grenze, mit 23 (26), ausgezeichnet durch einige südliche und
westliche Arten: Nitella hyalina, translucens, Ghara coronata. Das
Gebiet II, die S c h w ei z mit den östlich angrenzenden Gebirgslän-
dern, O b e rh a y e r n , Sa l zbu rg , T i r o l , S t e i e r m a r k , zählt 20 (28).
Bemerkenswerth sind hier namentlich einige den Gebirgsseen und
Gebirgsbächen zukommende Arten: Ghara dissoluta, strigosa, crassi-
cavMs, curta; von südlichen Arten: Nitella hyalina, Ghara coronata,
gymnophylla. VI, S a c h s e n , mit 20 (22) Arten wird durch
die salzliebenden Arten der Halle’schen Flora (Tolypella glomerata,
Ghara crinita, polyaoaniha, ceratophylla etc.) bereichert, während
es im Uebrigen fast ganz mit Schlesien übereinstimmt. VIII, B ö h men,
mit 16 (19) würde nach von Leonhardi’s Zusammenstellung
(Lotos 1863 nebst Nachträgen in den folgenden Jahrgängen und in
der Schrift Uber die Oesterr. Armleuchtergew. 1864) ungeachtet
zweier südlicher Arten (Gh. coronata unA gymnophylla) nicht reicher
sein als Schlesien, wenn nicht neuerlich von Celakovsky einige salzliebende
Arten (Tolypella glomerata, Ghara crinita) im Gebiete aufgefunden
worden wä ren'). S c h l e s i e n endlich, VII, mit 14 (16) ist
mehr negativ als positiv zu charakterisiren. Es fehlen ausser den
mehr dem Süden zugehörigen Arten alle entschieden salzliebenden,
der grössere Theil der in den Landseen der norddeutschen Ebene
vorherrschenden, mehrere für die kleinen Feldtümpeln der Mark
bezeichnende (Nit. latrachosperma, Ghara scoparia), so wie endlich
die torfliehende Gh. tenuispina. Die vorkommenden Arten sind die
allen oder fast allen Gebieten gemeinsamen, nur Nit. tenuissima,
Tolypella intricata und Ghara stelligera gehören zu den nicht überall
häufigen.
1) In salzigen Tümpeln längs der Eisenbahn zwischen Kralup und Neratovic
nächst der Station Ouzig in Gesellschaft von Chara aspera, contraria und
foetida.