Pferde, um einen Teil unseres Reises zu transportieren. Weiter
verhandelten wir mit dem Dorfhaupt über den Weg; wir
wünschten, direkt über den sogenannten Letta-Berg nach dem
See zu ziehen. Der Mann brachte aber allerhand Bedenken vor,
indem er uns die Bewohner dieses Berges als sehr gefährliche
Menschen schilderte und versicherte, er habe nicht den Mut, uns
diesen Weg führen zu lassen, er rate uns vielmehr, zuerst nach
Enrekang, von da nach Duri und von diesem Ort aus nach dem
See zu reisen. Zu diesem Zweck wolle er uns Leute zum Schutz
und als Wegweiser mitgeben. Es gelang uns nicht, unseren
Wunsch, direkt nach dem See geführt zu werden, durchzusetzen;
immer erfolgte dieselbe Antwort, es sei zu gefährlich.
Mit diesen Verhandlungen und den oben erwähnten Vorbereitungen
ging der Tag hin, dem keine so ruhige Nacht, wie
die gestrige, folgen sollte. Große Hitze über Tags, auf welche
ein kühler Wind folgte, hatte bei dem einen von uns eine heftige
Darmaffektion hervorgerufen. Wie wir mit dieser Sache eben in
Atem gehalten waren, entstand plötzlich - es war kurz vor
Mitternacht - - Lärm unter unseren Leuten: „auf, wir werden
überfallen!“ Alles erhob sich, rannte zusammen und griff zu den
Waffen. Auf unsere Frage, was es gebe, hieß es, es sei soeben
einer von unseren Leuten ermordet worden. Wirklich kam gleich
darauf Abdul Kader in größter Aufregung heran und erzählte, er
sei mit seinen zwei Begleitern eben vom Hause des Königs, woselbst
er Besuch gemacht, hierher zurückgekehrt; da habe, nur
zehn Schritte von hier, einer von ihnen ausgerufen: „Ich bin verwundet!“
und sei sogleich tot zusammengebrochen. Derselbe
habe von hinten her einen Lanzenstich erhalten, der von der
Seite unter den Rippen durch in’s Herz gedrungen sei. Der
Täter sei spurlos verschwunden.
An diesem Mord erkannten wir die Stimmung der Bevölkerung
gegen unsere Unternehmung; er war ohne Zweifel geplant
worden, um uns von unserer Reise nach dem See abzuschrecken.
Unser guter Djurutulis fragte uns auch schüchtern, ob wir nun
wirklich noch Lust hätten, weiterzureisen. Wir konnten ihm seine
Bangigkeit nicht verdenken; denn es war die Auffassung Aller,
daß der Lanzenstoß ihm selbst gegolten habe, womit es in der
Tat mit der Expedition zu Ende gewesen wäre; denn er vertrat
die Regierung und war uns als einziger Dolmetscher unentbehrlich.
Seine Rettung war der Umstand gewesen, daß er, entgegen
seiner sonstigen Gewohnheit, seinen Leuten vorausging, anstatt
ihnen zu folgen; so hatte der Mörder den zuletzt kommenden
von den dreien für Abdul Kader gehalten.
Wir ließen den Radja herbeirufen. Dieser fand sich bald
ein, bedauerte sehr und äußerte, der Mörder sei jedenfalls einer
von jenen gefährlichen Gebirgsbewohnern, vor denen er uns gewarnt
habe; zuweilen kämen solche in’s Dorf, um die Leute umzubringen;
wir würden nun also einsehen, daß wir nicht über
jenen Berg hin nach dem See ziehen könnten. -Unseren Verdacht,
daß er selbst den Mord angestiftet, merken zu lassen, hielten wir
nicht für angezeigt, sondern antworteten, es sei gut, wir wollten
morgen früh aufbrechen, um nach Enrekang weiterzuziehen; der
Umstand aber, daß ein holländischer Untertan in seinem Dorf erstochen
worden sei, ohne das mindeste verschuldet zu haben,
werde vom Großherrn in Makassar untersucht und die Tat geahndet
werden.
Der Radja blieb hierauf für den Rest der Nacht noch bei
unserem Hause; überall stellten wir bewaffnete Wachen aus, und
viel geschlafen hat diese Nacht keiner. So geschah es, daß wir
unsere frühere Meinung von der Friedfertigkeit der hiesigen Bevölkerung
zu ändern uns veranlaßt sahen.
5- Au gu s t . Wir erkundigten uns nach der Leiche des Ermordeten,
um die Art der Verwundung zu untersuchen; es hieß
aber, der Radja habe sie schon während der Nacht begraben lassen.
So ließen wir die Sache auf sich beruhen.
Der Radja teilte uns nun dreizehn Leute zu, wie er vorgab,
zu unserem Schutz; diese waren außer mit den üblichen Lanzen
und Klewangs noch mit zwei ganz neuen Beaumontgewehren bewaffnet,
und einer von ihnen trug zwei mit Munition vollbesetzte
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