mit Namen, der dabei stand und unsere Frage vernommen, ergriff
das Wort und schilderte mit großem Eifer, ja mit Stolz und unter
lebhaften Geberden folgendes: Das Opfer, meist ein Kriegsgefangener
aus einem feindlichen Dorfe, wird unterhalb vom Lobo
an einem Stützpfahl befestigt und getötet, worauf der Kopf abgehauen
und nach oben gebracht wird. Hier wird der Schädel
Fig. 56. Lobotrommel von Leboni.
aufgebrochen, um des Gehirns mächtig zu werden. Von diesem
verzehrt jeder der Anwesenden ein Stückchen; unser Kannibälchen
betonte es: „nur ein ganz kleines Stückchen (dabei zeigte er das
Maß an seinem Finger), viel davon zu essen, ist schlecht.“ Dann
genießt jeder noch ein wenig Blut, indem er es mit den Lippen
dem blutigen Schlachtmesser entnimmt. Um uns das zu zeigen,
führte der Junge sein Schlagmesser zum Munde und sippelte mit
den Lippen an der Schneide, wie wenn jene Flüssigkeit darauf
läge. Warum tut ihr das? fragten wir. „Um mutig und stark
zu werden“ , anwortete er. Etwa alle Jahr werde einer geschlachtet;
aber gut zweihundert seien schon in diesem Lobo geopfert worden,
sagte er mit stolzem Ausdruck.
Hier in Leboni steht vor allem ändern die Tapferkeit in
hohen Ehren; davon sprechen sie viel, und diese wollen sie erwerben
oder vermehren dadurch, daß sie vom Gehirn und Blut
des getöteten Feindes genießen. Diese Leute als Kannibalen zu
bezeichnen, würde kein richtiges Bild geben; denn sie verzehren
nicht Menschenfleisch, um sich damit zu sättigen, sondern der
Genuß von etwas Gehirn und Blut hat rituellen Charakter, offenbar
ursprünglich auf dem Gedanken beruhend, daß ein Teil von
der Seele des Getöteten dem sich einverleibe, welcher von
dessen Fleisch ißt und von dessen Blut trinkt. Dieser Gedanke
scheint dem Kännibalismus überhaupt zugrunde zu liegen, der
dann, besonders bei gewissen Negerstämmen, in allerroheste Form
ausarten kann; der Animismus führte hier zum Kannibalismus.
Als wir’s uns nach dem Essen in unserem Biwak etwas bequem
machen wollten, kam der Tomakaka mit seinen Begleitern
und invadierte unsere Hütten, alle Gegenstände, besonders aber
Kleider und Decken Stück für Stück sorgfältig betastend. Er
fing an, die Sachen uns abzubetteln; so auch wollte er ein uns
unentbehrliches Paar Kakihosen direkt einem von uns von den
Beinen haben. Als ihm ein leinenes Paar dagegen geboten
wurde, konnte er seinen Mißmut gar nicht verbergen und schmollte
wie ein Kind, um dann aber gleich wieder ganz heiter nach
unseren Feuerwaffen zu fragen. Bevor er wieder wegging, frug
er, ob er heute abend auf dem freien Platz vor unserem Biwak
den Raegotanz aufführen lassen dürfe, da jetzt Vollmond sei.
Da wir wußten, daß es dann mit unserer Nachtruhe vorbei sein
würde, antworteten wir ihm: „nein, in der Dusunga“ und gingen
dann nach Anbruch der Nacht in’s Dorf. Schon beizeiten waren
die Trommeln im Lobo gerührt worden, um die Leute aus den
nahen Dörfern zusammenzurufen, und so fanden wir den Lobo
von Menschen dicht besetzt, wie ein überfülltes Theater; in den