macht gar nicht den Eindruck der Erfindung: „Zwischen Flores
und Bonerate wurde eine makassarische Prau während der Nacht
durch einen riesigen See-Polypen angefallen. Mit ihren Lanzen
und Hackmessern ging die Bemannung dem Ungetüm, das nach
ihrer Behauptung Fühlarme von der Dicke eines Pisangstammes
hatte, zu Leib. Einer der Mitfahrenden, welcher von dem Untier
umarmt worden war, behielt von dieser Liebkosung auf Hals und
Brust talergroße, rote Flecke, welche ihm in den ersten Tagen
ein unerträgliches Jucken bereiteten. Die Prauenleute glauben,
daß das Tier durch ihre Lampen angelockt wurde.“ Am 21. gelangten
wir nach Parepare, wo sich unsere Vermißten einstellten.
Sie waren direkt hierher gezogen, ohne vom Enrekang gehindert
zu werden. Noch am selben Tag mit gutem Wind zur Bucht
hinaus; dann aber hatten wir beständig steifen Südost, gegen den
wir aufkreuzen mußten, Tag und Nacht; so am 22. und 23. Wir
fühlten uns in der engen Prau sehr gequält, es herrschte ein unsäglicher
Schmutz, und über Tags war es furchtbar heiß. Der
Patron wollte abends auf einer Koralleninsel übernachten, weil
es hier Untiefen gebe, wie er sagte. Wir vermuteten aber, er
wolle deshalb an Land gehen, weil ihm das Trinkwasser ausgegangen
war, stellten unseren Vorrat Sodawasser den Leuten zur
Verfügung und trieben ihn an, weiterzufahren. Das tat er; aber
nachts um 1 Uhr warf uns ein heftiger Stoß aus dem Schlaf;
das Boot war auf ein durch die Ebbe seicht gewordenes Riff gefahren.
Mit Mühe wurde der Patron aufgeweckt, der, ein Opiumraucher,
in der Narkose lag. Es nahte eine schwere Stunde, da
das Meer noch immer abebbte, es erfolgte Stoß auf Stoß, die
Prau wurde auf die Korallenblöcke geworfen, da der steif wehende
Wind rasche Wellen herantrieb, das Boot neigte sich über, und
es bestand große Gefahr des Zusammenbrechens. Mit riesiger
Mühe tastete man sich mittelst Stangen und Rudern nach einer
tieferen Stelle und bemühte sich, das Boot von den Korallenblöcken
femzuhalten oder doch die Schläge zu mäßigen. Ein Befehl des
Patrons, Segel zu setzen, warf uns nur noch heftiger auf die Steine ;
das Holz kreischte, das Boot schlug hin und her, die Gefahr war
sehr groß — da erreichten wir endlich tieferes Wasser und warfen
sofort den Anker aus. Nun blieb es ruhig, die Flut kam heran,
wir waren gerettet; das Boot würde untersucht und heil befunden.
Als es sich ruhig auf den Wellen schaukelte, da legten wir uns
nieder und haben wohl nie einen Schlaf ausgiebiger genossen als
den, der uns nach diesen bangen Stunden bleischwer befiel.
Nun war es auch mit unseren Prüfungen mit einem Mal zu
Ende; der Wind veränderte seine Richtung, und ein flotter Nordwest
brachte uns am 24. August nachmittags 3 Uhr auf die Reede
von Makassar. Abends hörten wir in sauberem Anzug, im lustigen
Kreise unserer Bekannten, die Musik vor dem Kasino. Welch’
ein Unterschied gegen die vergangene Nacht!
Na c h s c h r i f t .
Das Wesentlichste des vorstehenden Reiseberichtes ist schon
1896 in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
veröffentlicht worden. Da wir, in Celebes abwesend, die Korrektur
nicht selbst besorgen konnten, war er durch ärgerliche
Druckfehler entstellt; auch sind Partieen des Manuskripts, aus
uns unbekannten Gründen, ganz fortgelassen worden. Ferner
haben unsere Ansichten über die Schichtenfolge des Tertiär in
Celebes seither eine vollständige Änderung erfahren, weshalb es
uns eine besondere Beruhigung gewährt, daß dieser Bericht jetzt
in reiner und vollständiger Form der Öffentlichkeit übergeben
werden kann.
Im Jahre 1897 hat der gewesene Kontrolleur A. P. van Rijn
eine Reise von Paloppo aus nach Rantebuwa im Gebirge und
hinüber bis an den Oberlauf des Sadang ausgeführt, worüber er
einen sehr lesenswerten Bericht (siehe das Literatur-Verzeichnis)
erstattet hat, worauf wir verweisen; ohne auf Einzelheiten hier
einzutreten. Nur sei das folgende zur Sprache gebracht: Der
S a r a s in , Celebes. II. JQ