Führer nicht mehr vorwärts bringen konnten, errichteten wir schon
früh 9 Uhr das Biwak. Bald darauf erschien unser Tomakaka
von Leboni zu Besuch, um sich zu verabschieden. Er wollte
uns den Weiterweg segnen, d. h. für uns ein Gebet um Schutz
zu seinen Geistern sprechen; denn von jetzt ab sollte ein steiler
Aufstieg nach einem hohen Gebirgsland beginnen, der Wasserscheide
zwischen dem Koroflußgebiet und den nach der Südküste
strömenden Gewässern.
Der Tomakaka brach einen Zweig ab, knüpfte ein Bändchen
Fuja darum, setzte sich zum Flusse hin und hielt nun ein langes
Gebet zu den Göttern unter und über der Erde, zu den Geistern
der Bäume und Flüsse, daß sie uns gnädig sein möchten auf
unserer Reise, und daß uns kein Unwetter, kein Unfall zustoßen
möge. Darauf steckte er den Zweig, offenbar das Symbol der
Waldgeister, links von sich in die Erde, und hier sei es festgestellt,
daß die heidnischen Bewohner von Central-Celebes, die
Toradja, es mit ihren religiösen Vorstellungen ernst nehmen,
sich ein Gewissen daraus machen, ihren Pflichten gegen die Geister
nicht nachzukommen, daß sie also fromme Menschen sind, so
wunderlich auch ihre von Natur- und Ahnengeistern bevölkerte
Glaubenswelt sich ausnehmen mag, welche nicht von einem höchsten
Gotte regiert wird. Im Gegensatz zu diesen Toradja werden wir
noch Menschen von kleiner Statur finden, welche fast jeder religiösen
Vorstellung entbehren und, ohne über eine Weiterexistenz
nach dem Tode sich Gedanken zu machen, wie die Kinder sorglos
dahinleben, die Toäla in Süd-Celebes, von denen wir noch erzählen
werden.
E s kamen Leute aus der Umgegend zum Lager, ärmlich in
farblose Fuja gekleidet, um Lamekaja-Wurzeln an uns und unsere
Kulis zu verkaufen, die sie in großen Frachten herbeibrachten.
Sie setzten sich vertraulich zu uns, heiter und zugetan. Die
Frauen machten wir mit Korallenhalsbändchen sehr froh, sie
reichten uns zum Danke die Hand, indem sie die Handfläche
flach an die unsrige legten; auch verehrten sie uns Tabak-*
priemchen.
Im Geröll des Flusses fällt außer dem bisherigen weißen
Granit ein schöner Granatschiefer auf. Auf verlassenen Kulturflecken
breitet sich unser Adlerfarn mit über mannshohen
Wedeln aus. Ein ausgewachsenes Exemplar der Giftschlange
Lachesis Wagleri, lauchgrün mit blauer Rückenzeichnung wird
eingebracht.
Biwak 2° 13 ' S. B.
22. S e p t emb e r . Es geht steil aufwärts; bei 1300 m treffen
wir die ersten Dammarbäume, doch werde das Harz hier nicht
gewonnen, die Exportplätze seien zu weit. Der gestrigen Versicherung
der Führer, wir würden für lange Zeit kein Wasser
antreffen, entgegen, fanden wir eine schöne Quelle schon nach
anderthalb Stunden; aber jene Ausrede hatte dem Tomakaka
Gelegenheit geben sollen zur Einsegnung des Weges. In der
Höhe von ca. 1500 m auf dem Gebirge Poanäa erfreute uns eine
an seltenen Arten reiche Flora; besonders fiel eine schön blau
blühende Schlingpflanze auf, welche häufig die Büsche überzog;
dann zeigte sich ein edler, dichtbepelzter Baumfarn, auf 2. m
hohem Stamm gegen 3V2 m lange Wedel tragend, äußerst zart,
wie aus Draht gebaut, mit stechenden rotgelben Haaren, Dick-
sonia chrysotricha Moore, eine graziöse Pflanzenperson. Die
Bäume waren mit Moos und mit feinen Farnkräutern ganz Überhängen,
von welch’ letzteren wir außer den bekannten Hymeno-
phyllen (H. dilatatum Sw. und anderen) auch seltene Tricho-
manes, so das blaßgrüne Tr. pallidum Bl. hier in Celebes zum
ersten Mal und Polypodien sammelten, unter ändern Pol. lago-
podiodes Christ, ein sehr wohl gewählter Name für diese neue
Art, da das Rhizom mit weißgelbem Pelz bekleidet ist, wie Hasenfüßchen.
Auch Nepenthes trat auf, und unter die Baumfarne
gemischt erschienen Pandaneen, Vier neue Arten der Gattung
Dichroa fanden sich in diesen Bergwäldern zerstreut, alles
Sträucher mit himmelblauen Blüten. Die prächtige neue Taube,
Ptilopus centralis A. B. M., kam zu Schuß, und noch andere
seltene Vögel fielen auf und konnten zum Teil erlegt werden.