Hier über der Ebene besteht des Abends ein wunderschönes
Wolkenspiel; an den dunkeln Bergwänden des Ngilalaki geht der
Regen in grauen Streifen nieder, vor welchen große Stücke eines
buntfarbigen Regenbogens schweben, oft so breit wie ganze
Bergwände; das lieblichste Rot durchglüht die Wolkenhäupter.
22. Ju li. Diesen Tag hielten wir uns bei der Hütte auf,
um die Sammlungen zu ordnen, die Aufzeichnungen in’s reine
zu schreiben, die astronomische Ortsbestimmung auszuführen;
sodann steckten wir eine Basis von 500 m ab, um den See zu
vermessen; darüber kam der Abend heran. Biwak am See: i °
18 ' S. B., 12 0 0 3 ' O. L . G.
23. Ju li. Von der Basis aus, welche wir gelegt, hatten wir einen
Punkt am gegenüberliegenden Seeufer angepeilt gehabt, nach welchem
wir nun hinzurudern wünschten, um Rückpeilungen vorzunehmen
und dabei die Tiefe in einem Querschnitt zu loten. Als wir aber
eben in die zwei zusammengekoppelten Einbäume gestiegen waren,
erhob sich ein frischer Ostwind, der rasche Wellen heranbrachte.
Diese schlugen so gefährlich in die Fahrzeuge, daß wir, schon
durch unsere früheren bedenklichen Erfahrungen auf den großen
Seen nervös geworden, von der Überfahrt Abstand nahmen; dagegen
fand sich Abdul Kader, der schon früher genannte, eingeborene
Regierungsbeamte, gerne bereit, die Aufgabe auszuführen.
Unterdessen fuhren wir dem Ufer entlang nochmals nach der
Insel, um weitere Beobachtungen anzustellen, Photographieen aufzunehmen,
Peilungen auszuführen und Gesteinsproben zu schlagen.
Wieder fanden wir sie von Menschen völlig leer; auch folgte uns
kein Eingeborener aus der Umgegend dahin; denn sie fürchten sich
vor den Geistern. Nach dem schon Gesagten finden wir nichts
weiteres über diese Toten-Insel zu berichten. Darauf zum Biwak
zurück, wo Leute aus der Umgegend eintrafen, meist von feinem
Typus; ein Jüngling und ein Mädchen waren so anmutig, wie das
unter Malayen nur sehr selten sich finden läßt. Die Männer
tragen hier Schwerter, an deren Griffen fußlange, dicke Büschel
von Menschenhaaren hängen, deren Enden mit Federn oder Tuchknoten
verziert sind; die Scheiden sind mit langen roten Tuchtroddeln
geschmückt. Im übrigen sind wir mit der hiesigen Bevölkerung
wenig in Fühlung gekommen. Unser Begleiter Niels
verstand nicht die Kunst des Dolmetschens; richteten wir eine
Frage an einen Eingeborenen, so gab er uns selber Antwort.
Als uns nachts noch einfiel, uns zu erkundigen, warum der Radja
von Lindu sich nicht vorgestellt habe, sagte er, der sei gestern
den ganzen Abend bei ihm in der Hütte gesessen, hätte er gewußt,
daß —. Wir hätten jenen Mann gerne darüber zur Rede
gestellt, warum er die Missionare so schamlos bedrängt habe;
aber die Gelegenheit war nun versäumt, wir mußten weiter. Abends
meldet Abdul Kader als größte von ihm quer über den See gefundene
Tiefe 65 m; auch übergab er uns ein ganz gutes, von
ihm selbst angefertigtes Kärtchen des Seebeckens. Zusammen
mit unserer früher gemessenen Zahl von 67 m darf also die
größte Seetiefe auf rund 70 m angenommen werden, nicht unbeträchtlich,
aber hinter den Tiefen der Groß-Seen doch weit
zurückbleibend. Die Meereshöhe des Sees bestimmten wir zu
970 m; die Längsachse mißt ca. 71/2 km, die Breite ca. 5-
24. Ju li. Zurück den nassen und beschwerlichen Weg nach
Kulawi, wo wir Brugman noch immer am Flusse O quartiert fanden;
er war sehr erfreut, uns wieder zu haben; denn, wie das stets zu
geschehen pflegt, hatten sie ihm bange zu machen gesucht, indem
sie ihn warnten, die Nacht nicht allein und unbewaffnet zuzubringen;
wir aber hatten ihm nur wenige Leute zu Schutz und
Bedienung zurücklassen können. Wir errichteten die Hütte wieder
am selben Orte.
25. Ju li. Vor der Weiterreise nach Bada dachten wir einen
oder zwei Ruhetage einzuschalten, da wir jetzt vor der definitiven
Durchquerung von Central-Celebes standen und es dafür vieles
zu besorgen gab. Bald kamen wieder Leute herbei, um uns zu
begrüßen. Bei allen fällt die abschreckende Entstellung der Vorderzähne
auf; nicht nur, daß sie dunkel geschwärzt sind, sondern
bei Männern und Knaben sind sie an der Wurzel abgeschlagen,
bei Frauen und Mädchen mitsamt der Wurzel entfernt. Durch
den beständigen Gebrauch reizender Substanzen, wie der Betel- und
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