sie dienen einer ganzen Reihe von Familien zur gemeinsamen
Behausung, der kleine Anbau am Hinterende ist Frauenkemenate.
Da jede Familie ihren eigenen Reisspeicher hat, so stehen diese
in größerer Anzahl um’s Haus. Auf dem Hauptplatze erhebt sich
auch die große Wohnung des Tomakaka, mit einer Gallerie an
der Frontseite, welche von Frauen und Kindern dicht besetzt
war, um uns einziehen zu sehen. Da wir in keinem der unreinlichen
Häuser Quartier nehmen mochten, schlugen wir die Hütte
Fig* 58. Reisspeicher in Masamba,
in einer Ecke des Platzes auf, zogen saubere Kleider an und
begaben uns vor das Haus des Tomakaka, wo wir unter einem
großen Reisspeicher empfangen und zum Sitzen eingeladen wurden.
Der Tomakaka, ein älterer Mann mit buginesischen Gesichtszügen,
mit einem violetten Seidenjäckchen angetan, nahm Platz, von
seinen Würdenträgern umgeben; ringsum stand alles voll von
Menschen. Jetzt rief der Tomakaka ein paar Leute vor, welche
sich zum Kriegstanz ausgerüstet hatten, indem sie aus Rotang
geflochtene Helme trugen, verziert mit aus Blech geschnittenen
Büfifelhörnem, wie sie die Toradjas haben, hier anscheinend nur
noch zu theatralischen Schaustellungen gebraucht. Diese Leute
führten eine Art von Fechterspiel auf, indem sie fortwährend
hin- und hersprangen, krampfhaft ihre Glieder verrenkten und das
Gesicht zu Grimassen verzogen. Diese Aufführung hatte ganz
theatralischen Charakter, wie man es auch in der Minahassa noch
jetzt zu sehen bekommen kann;' zu einem wahren Fechten kam
es nicht; das beständige Herumhüpfen, Gliederverdrehen und
Grimassenschneiden schien die Teilnehmer sehr anzustrengen;
denn von Zeit zu Zeit zog sich einer um den ändern unter gewaltigem
Keuchen zurück, um Sich zu erholen. So ging es eine
Stunde lang fort zum unendlichen Vergnüget! der Zuschauer, die
aus voller Kehle lachten und johlten. Vielleicht bedeutete die
Aufführung eine Verspottung der Toradjas, auf welche man hier
schon sehr herabsieht. Darauf begaben wir uns nach dem Biwak
zurück.
Die Leute hier sind häßlich von Gestalt und Kleidung, mit
grobem Gesichtsschnitt und Sattelnasen. Ihr höchstes Interesse
erregten unsere Repetierstutzer, wie überhaupt in Celebes in
erster Linie alle Mordwaffen.
Man sieht hier gut gearbeitete alte Schwerter, aber es war
unmöglich, ihrer habhaft zu werden; um keinen Preis wollten
sie die Leute ablassen. Wie wir einen solchen Klewang uns
näher ansehen wollten, führte ihn der Besitzer zuerst an die Stirn,
um dem Gerät Ehrerbietung zu bezeugen, weil es ein altes Erbstück
sei, das im Krieg schon viel und gut gedient habe. Solch’
ein Schwert erscheint beseelt in den Augen der Eingeborenen,
besonders, wenn es noch durch Alter geheiligt ist.
Wir beobachteten, daß wir auf unseren Märschen viel weniger
vom Durst befallen wurden, wenn wir oft und längere Zeit Flüsse
zu durchwaten hatten und glauben uns in dieser Beobachtung
nicht zu irren; das Wasser wird offenbar durch die äußere Haut
vom sich eindickenden Blute aufgesogen.
Hier fingen wieder die Moskiten an, uns arg zu plagen.
29. Septembe r . Es war für unsere geographisch-tektonischen
Beobachtungen ein sehr fataler Umstand, daß seit ein
paar Tagen ein grauer, staubartiger Nebel sich über die Gegend
zu legen anfing, so daß das Gebirge uns völlig verhüllt ward.