Bevor man die Leiche des Fürsten in den Sarg legt, werden
ihr Augen, Mund und Ohren mit Goldblech eingelegt; das sei so
Adat, die stereotype Antwort, wenn man sie nach dem Grund
eines Ritus fragt, wovon sie fast nie etwas wissen. Nachdem der
Sarg in der Erde ist, wird er nicht wieder, wie bei einigen
Stämmen, nach einiger Zeit aufs neue ausgegraben, um die Gebeine
zu reinigen und in einer Höhle auszusetzen, sondern er
bleibt begraben. Eine Totenmaske wird nicht angefertigt, wie
dies andere Stämme tun. Pferde werden nicht als Totenopfer
geschlachtet, wohl aber Büffel. Beim Tode eines gewöhnlichen,
eines sogenannten kleinen Mannes, wird kein Menschenopfer gebracht;
wohl aber noch, wenn ein neuer Lobo errichtet worden ist;
da wird im Gebäude selbst ein Mensch geschlachtet, mit dessen
Blut man die Säulen besprengt. Dem Getöteten wird der Skalp
entnommen und in kleinen Stücken unter die Anwesenden verteilt.
Kopfjägerei findet nur im Kriege statt, sonst nicht.
Aus diesen Angaben kann man schon auf eine beginnende
Milderung der blutigen Gebräuche schließen; das Quälen des
Opfers scheint wegzufällen, vielleicht schon eine Einwirkung des
Mohammedanismus der Küste, welcher weder Menschenopfer, noch
Kopfjägerei duldet.
Über Religion ausgefragt, werden die Angaben unseres Medicin-
mannes schwankend; er besinnt sich öfters, sagt, Gott sei Allah,
daneben aber existierten die Anitu, Geister, welche in die Priester,’
Balian, fahren, welch’ letztere sowohl Männer, als Frauen sein
könnten.
Um Feuer zu machen, reiben sie Bambusstücke aneinander,
wie allgemein hier im Archipel; auch verwenden sie Feuerstein
und Schlageisen.
Nachdem der Madika herangekommen, begannen wir die
Verhandlung über die Weiterreise; denn die fünfzig Tawaeli-
träger, welche entlaufen waren, mußten ersetzt werden, und diese
sollte uns der Fürst stellen; aber die Sache wurde ernsthaft, als
Tomelatoinda erklärte, er sei nicht imstande, sie zu liefern.
Eine längere Beratung, was nun zu geschehen habe, verlief ohne
jedes Ergebnis; denn unser Vorschlag, wir wollten auf eigene
Faust Leute in Kulawi anwerben, wurde mit Lächeln aufge-
nommen und bemerkt, das sei uns ganz unbenommen, aber es
sei zweifelhaft, ob ein einziger gegen den Willen der Königin
uns folgen werde. ■»
26. Ju li. Wir führten ein Scheinmanöver aus und kommandierten
zum Aufbruch; die Hütten wurden niedergelegt, alle
Lasten gepackt, und wir erklärten, daß wir jetzt den O überschreiten
würden; aber da stellte sich endgültig heraus, daß wir
nicht weniger als gegen sechzig Träger außer unseren eigenen
benötigten, um den nicht zu entbehrenden Reisvorrat weiterzuschaffen;
denn die Bevölkerung, welche gegen uns mißtrauisch
gesinnt war, lieferte uns keine Nahrungsmittel, selbst, wenn vollauf
genügend vorhanden gewesen wären. Da nun der Tawaeli
mit der großen Mehrzahl seiner Leute uns verlassen hatte, so
konnten wir nicht mehr vorwärts marschieren. Das wüßte auch
unser Tomelatoinda ganz genau, weshalb, als wir ihn herrufen
ließen, es hieß, er habe sein Haus verlassen, die Leiter sei aufgezogen,
die Tür verschlossen. Die Sache stand um so übler,
als noch immer keine Nachricht von Achmed eingetroffen war,
den wir längst mit seinem Reisvorrat in Bada vermuten mußten,
und der den Auftrag hatte, uns sofort nach seiner Ankunft Botschaft
zu senden; auch hatten wir ihm schon von Palu und
wieder von Kulawi Brief boten gesandt; aber nie erfolgte Antwort.
Da rieten uns die Vornehmen, welche uns von Palu aus begleitet
hatten, dringend, auf unserem Entschluß, weiter zu reisen,
nicht zu beharren, die Bevölkerung sei feindlich geworden, es sei
nicht sicher, hier zu bleiben, wir sollten nach Palu zurück und
von neuem mit Sigi unterhandeln. Auch erklärte unser Führer.
Lamatti des bestimmtesten, er getraue sich nicht, uns weiter zu
führen, sonst gehe es ihm an’s Leben. Ein anderer Führer war
nicht zu beschaffen.
Da ließen wir von neuem die Zelte aufschlagen, und es ging
nun fort mit Mahnen und Drohen von unserer, Ausreden und