Im Hintergrund des Walida-Tales lag ein plumper und hoher
Rücken vor uns, der als Sinadji bezeichnet wurde, und links davon
sahen wir weit in der Ferne die Spitze der Latimodjong-Kette
aus dem umhüllenden Wolkenmeer auftauchen, den Eindruck
mächtiger Höhe hervorrufend. Nachdem wir schon früher einmal
Gelegenheit gefunden hatten, dieses Gebirge von der Ostküste
aus mit dem Pik von Bantaeng (2940 m) zu vergleichen, möchten
wir vermuten, daß für den höchsten Gipfel des Latimodjong
3000 m eher zu niedrig als zu hoch geschätzt sein dürfte. Wir
freuten uns besonders darauf, diesem Gebirge bei unserer Durchquerung
nach Paloppo hinüber auf den Leib zu rücken, wenn man
uns auch berichtet hatte, daß der Weg nicht über seinen Hochkamm,
sondern in nordwärts gerichtetem Bogen seinen Nordabsturz
umlaufe, und daß keine besonders bedeutende Paßhöhe zu erklimmen
sei. Leider war es uns, wie die Folge lehren wird, nicht
vergönnt, diese Kette einer näheren Untersuchung r zu unterwerfen.
Von der Paßhöhe nordwärts hielt sich der Weg zunächst in
derselben Höhe, indem er nicht nach der Talsohle sich hinabwandte,
sondern nur im allgemeinen der Richtung des Duritales
folgte. Dem Pfade entlang sahen wir Anpflanzungen und Dörfchen
sich häufig folgen, welche romantisch inmitten von Kalkwänden
gelegen waren. Kleine Flüge von Kakadus schwärmten
über die Anpflanzungen hin.
Auf einer kleinen Hügelspitze zur Seite des Tales bemerkten
wir einen Steinhaufen, auf welchen jeder Vorübergehende einen
Stein warf; hier muß eine verwunschene Seele begraben liegen,
welche man durch Steinwürfe daran hindern will, hervorzutreten,
an den Vorübergehenden sich anzuhängen und ihm Schlimmes
anzutun. Solche Stellen haben wir auch in anderen Teilen der
Insel angetroffen.
Der Verkehr nahm merklich zu; es begegneten uns mehrere
Züge von Saumtieren, welche Kaffee nach Enrekang und weiterhin
nach Sidenreng beförderten. Wir zählten einmal 23, bald darauf
16 , dann 12 Pferde, und noch weitere folgten sich truppweise.
Die Treiber trugen Lanzen als Bewaffnung; auch Züge von Männern
und Frauen begegneten uns; eine der letzteren trug auf dem Kopf
ein Bündel Blasrohre.
Wald fehlte beinahe vollständig, alles Savannenlandschaft;
nur als seltene Ausnahme bemerkten wir auf der höchsten Spitze
eines Kalkfelszuges ein kleines Wäldchen.
Ohne merklich tiefer zu steigen, gelangten wir zum Fluß
und damit zur Sohle des Tales, welche ziemlich steil bergan
steigt, die Höhe unseres Pfades erreichend. Die einfließenden Seitenbäche
werden hier über Reisfelder geleitet, so daß der Weg infolge
des austretenden Wassers von Stelle zu Stelle in eine zähe
Lehmmasse sich verwandelte. Viele Reiher und eine in sanften
Farben bunt prangende Adlerart, welche wir leider nicht zu Schuß
bekamen, fielen uns auf.
Fremdartig trat uns die Erscheinung entgegen, daß die Thonhalden
zur linken Seite des Weges ausnahmsweise einen blauvioletten
Überzug aufwiesen, welcher den anderwärts auftretenden
grell roten Laterit zu ersetzen schien. Man sagte uns, das sei
Kupfer; wir werden derselben Erscheinung später noch einmal
begegnen.
Wir gelangten zu dem größeren, von einer Trockenmauer
wohl umfriedeten Orte Sosso, zum Reiche Duri gehörig und, wie
man uns mitteilte, von Sidenreng-Leuten bewohnt. Somit dachten
wir, die Machtsphäre des Königs von Enrekang Überschriften zu
haben und uns in der des regierungsfreundlichen Sidenreng zu
befinden. Wir zogen in das Dorf ein, welches wir aus Häusern
so dicht zusammengesetzt fanden, daß eines an das andere stieß.
Um Raum zu gewinnen, fanden sich auch die Pfähle, auf denen
die Häuser ruhten, von Bambuswänden umschlossen; da und dort
lag Kaffee an der Sonne zum Trocknen ausgebreitet. Die Pferde
wurden nicht, wie anderorts, frei gelassen, sondern waren in einem
besonderen Stall untergebracht. Wenn wir richtig berichtet worden
sind, so besteht das Herkommen, daß hier in Sosso die Saumtiere
gewechselt werden, welches Geschäft das Oberhaupt des
Dorfes, als Radja betitelt, zu überwachen die Aufgabe hat. Da
nun also auch unsere eigenen Pferde gewechselt werden sollten