gangspforte und sehen uns innerhalb eines Dorfes, in dessen Mitte
der Lobo durch besondere Mächtigkeit auffällt. Der Häuptling,
ein stark gewachsener Bauer, empfängt uns, von ein paar Frauen
begleitet. Sein Titel lautet: Tomakäka, entsprechend dem Ku-
lawi’schen Madika. Da wir wegen unserer vom Durchwaten der
Flüsse durchnäßten Kleider und Schuhe zunächst nicht eine lange
Sitzung durchmachen mochten, teilten wir ihm mit, daß wir nach
Fig. 55* Der Lobo von Leboni.
dem Biwak gehen würden, um zu wechseln; unsere Leute waren
damit beschäftigt, es in der Nähe des Dorfes unter einem hohen
Baume aufzuschlagen; „mabelo“ (schön) sagt der Tomakaka und
kommt dann selbst zum Biwak, wo er größtes Erstaunen über
unsere europäischen Habseligkeiten an den Tag legt.
Es fiel uns auf, daß hier die Gegend sei, woher der Sklave
stammte, den wir in Sakedi ausgefragt hatten, und der uns berichtete,
er stamme aus einem Land, wo sie für „nein“ häuwa
sagen; denn hier fanden wir dies Wort im Gebrauch.
Wir folgten nun dem Tomakaka von neuem nach seinem
Dorfe und nahmen für’s erste den merkwürdigen Lobo näher in
Augenschein. Dieser heißt hier Dusunga und ist ein solides
Holzpfahlwerk. Das Innere zeigt ungefähr folgende Bauart: Es
stellt einen großen, freien Holzboden dar, nicht durch Säulen
unterbrochen, welcher umrahmt wird von einer theaterartigen
Einrichtung; den beiden Längseiten und der einen Giebelseite
folgend, ist eine schmale und dem Abfall des Daches entsprechend,
niedrige Abteilung angebracht, in welcher bei Festlichkeiten die
Zuschauer und die fremden Durchreisenden Platz nehmen. Sie
ruht auf Balken, welche über die senkrechten Hauspfähle vorkragen,
so eine Art Gallerie um das Haus herum bildend. Diese
Seitenräume sind vom Hauptraum durch senkrecht und horizontal
gerichtete Bretter abgeteilt, welche eine succesive Reihe von
größeren Öffnungen freilassen, wonach die ganze Einrichtung etwas
an Theaterlogen erinnert. Die senkrechten Bretter, welche die
Logen trennen, tragen als Verzierung Reliefs von Frauenleibern,
die aber sehr verdorben sind. Von der Decke in der Mitte des
Lobo hängen Trommeln herab, unter denen uns ein alt ehrwürdiges
Stück besonders auffiel, mit reich geschnitztem, aus einem
Stamm gehauenen Holzcylinder; das Trommelfell war Anoahaut.
Diese große Trommel konnte man mittelst einer Rolle herabsenken
und hochziehen, wobei ein Stein als Gegengewicht diente. (Fig. 56.)
Statt des Marterpfahles in der Mitte des Gebäudes sahen
wir an der Hinterwand einen von dürrem Blätterwerk verdeckten
Pfahl, in dessen Nähe ein Paar Menschenschädel hingen; seitlich
links davon standen zwei ganz roh geschnitzte Holzfiguren, Mann
und Weib darstellend^ das Haar der Figuren war durch aufgesteckte
Skalpstücke vertreten. Es seien zwei berühmte Vorfahren
gewesen, der Mann mit Namen Lasändu, die Frau Bambawälo.
An einer Stelle an der L.obowand hing ein ganz frisches
Skalpstück, es sei ein Geschenk des Radja von Bada an den
Tomakäka von seiner letzten Kopfjagd. Wir erkundigten uns
nach der Darbringung von Menschenopfern und fanden dazu einen
sehr geeigneten Berichterstatter; denn ein hübscher Knabe, Basso